"Brauchen eine Männerberatung"
Expertengruppe fordert Anlaufstelle für gewaltbereite Männer
BEZIRK. "Acht von zehn Männern, die wegen häuslicher Gewalt zu mir kommen, sehen ein, dass sie etwas falsch gemacht haben, und wissen nicht, wie sie aus der Gewaltspirale ausbrechen können", berichtet Michael Eichinger, Gewaltpädagoge der Polizei. Mit der Koordinationsgruppe "Gewalt in der Privatsphäre" fordert er eine Männerberatungsstelle im Bezirk. In der Koordinationsgruppe arbeiten Vertreter der Polizei, der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck, des Salzkammergut-Klinikums sowie der Einrichtungen Frauenhaus Vöcklabruck, Pro Mente OÖ und Kinderschutzzentrum Impuls an einer verbesserten Gewaltprävention.
Keine niederschwellige psychologische Beratung
Aktuell werden Personen, gegen die ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde, von der Polizei über rechtliche Folgen aufgeklärt. "Ich habe aber nicht die Ausbildung, den Männern Alternativen zu ihrem Verhalten beizubringen", so Eichinger. Ähnlich ergeht es den Mitarbeitern der Bezirkshauptmannschaft, wo die Männer oft versuchen, das Betretungsverbot aufheben zu lassen. "Wurde das Verbot für gültig erklärt, gilt es 14 Tage und ist nicht mehr aufzuheben", so der Leiter der Sicherheitsabteilung Johannes Beer. "Damit soll Abstand zwischen Gefährder und Opfer geschaffen werden, damit sich die Situation beruhigen kann."
Möchten die Männer aus der Gewaltspirale ausbrechen, werden sie an Beratungsstellen des Landes oder der Diözese verwiesen, wo es oft zu sehr langen Wartezeiten kommt. "Deshalb brauchen wir eine Anlaufstelle im Bezirk, wo die Männer sofort Hilfe bekommen", fordert die Gruppe. So könne man nicht nur Wiederholungstaten verhindern, sondern auch damit verbundene Kosten einsparen.
Zur Sache
61 Betretungsverbote wurden im Jahr 2013 im Bezirk Vöcklabruck ausgesprochen.
Damit waren 118 Personen als Opfer von Gewalt betroffen, in 96 Prozent der Fälle sind die Gefährder männlich.
Im Frauenhaus Vöcklabruck wurden im Jahr 2014 38 Frauen und 38 Kinder aufgenommen, dazu kommen 350 ambulante Beratungen.
Im Jahr 2015 wurden bereits 20 Frauen und 18 Kinder aufgenommen, rund die Hälfte kehrt wieder in den gemeinsamen Haushalt zurück.
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