Forstwirtschaft
Hofübergabe beim "Christbaum-Franz"

Team "Christbaum-Franz" beim Saisonstart
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Der " Christbaum-Franz " ist eine bekannte Größe auf dem heimischen Christbaummarkt im Bezirk.
Seine Kulturen im Ausmaß von ca. 4 ha und 35000 Christbäumen liegen vorwiegend in der Ortschaft Walding in der Gemeinde Ottnang und werden zusätzlich mit 18 ha Wirtschaftswald im Vollerwerb bewirtschaftet.
Franz Schablinger war auch jahrelang Obmann der OÖ. Christbaumbauern und des OÖ.Waldbesitzerverbandes.

Anlässlich der bevorstehenden Pensionierung stellte sich die Frage, was passiert jetzt mit den vielen Christbäumen und mit dem Betrieb insgesamt. Wie bei vielen anderen landwirtschaftlichen Betrieben ein schwieriges Thema. Ist eines der Kinder bereit da einzusteigen, oder muss alles verpachtet werden.
Der Christbaum-Franz, oder auch “ da Hanis z´  Walding“ hat das Glück, dass eines der Kinder, in dem Fall Tochter Cornelia den Betrieb mit ihrem Freund übernehmen will. Natürlich unter Mithilfe und Know-how des Vaters, wie das bei Familienbetrieben auch so üblich ist.

Franz Schablinger hat nach einer Ausbildung zum Tischlermeister den elterlichen Milchviehbetrieb 1986 im Nebenerwerb übernommen. Nach ersten Pflanzungen schon 1980 und laufenden Erweiterungen der Kulturen konnte die außerbetriebliche Tätigkeit im Holztreppenbau eingestellt werden und so wurde 1998 nach endgültiger Umstellung auf Forstwirtschaft und Christbaumproduktion der Hof, dank auch der tatkräftigen Mithilfe von Greti Schablinger, wieder zum Vollerwerbsbetrieb.

Es dauert natürlich ein paar Jahre bis man sich einen Kundenstock aufgebaut hat, so Franz Schablinger, aber wenn man gerne den Kontakt zu den Leuten und Kundschaften hat, ist das kein Problem und man nimmt gerne im Winter eisige Temperaturen und Schneegestöber in Kauf.

Wie überhaupt viele Leute glauben, meint der Christbaum-Franz noch, das die Arbeit eines Christbaumbauern nur zu Weihnachten ist, den kann ich gerne einmal mitnehmen in die Kulturen beim Ausmähen, Nachsetzen, Korrekturschnitt, Schädlingskontrolle, Zäune Instandsetzen, etc.. Dazu kommt noch Büroarbeit, Werbearbeit und sonstiges Management. Aber man kann sich die Zeit relativ gut einteilen und grundsätzlich sollte eine gewisse Liebe zur Natur und Arbeit im Freien vorhanden sein.

Ein besonderes Highlight im Jahresablauf ist immer die Saisoneröffnung am 26.Oktober, wo die Kunden sich im Rahmen eines Familienausfluges selbst in der Christbaumplantage ihren Baum aussuchen können. Dieser wird dann kurz vor Weihnachten, auf Wunsch auch in der richtigen Mondphase, geschnitten.
Natürlich gibt es auch den Standverkauf in den Städten, wo man auch eine große Auswahl nach Baumart, Größe und Preis hat.
So gesehen kann das Weihnachtsfest kommen. Corona bedingt liegen heimische Produkte stark im Trend, Bauernmärkte, Direktvermarktung ab Hof, kurze Wege und Wertschöpfung im Land und Bezirk sind gefragt wie noch nie.

Bildergalerie: Saisoneröffnung und Arbeiten übers Jahr

  • Interview mit Franz Schablinger:

Franz, Du hast ja einen anderen Beruf erlernt, wie bist Du auf die Christbäume gekommen?
Ja, ich habe eine Ausbildung zum Tischlermeister und bin 15 Jahre im Holztreppenbau aktiv gewesen. Es war aber schon damals klar, dass ich einmal den elterlichen Hof übernehmen werde und da die Perspektiven für einen kleinen Milchviehbetrieb im Nebenerwerb nicht erfolgversprechend waren, haben wir uns nach Alternativen umgeschaut.

  • Warum hast Du Dich dann für die Christbäume entschieden?

Da ich schon immer gerne im Wald und mit der Natur arbeite, hab ich mir die Sache mit den Christbäumen genauer angeschaut; auch von der Landwirtschaftskammer hab ich noch Informationen und Erfolgsaussichten eingeholt.

  • Eine totale Betriebsumstellung ist ja meistens mit Risiko verbunden, wie bist Du an die Umsetzung herangetreten?

Ab 1980 begann ich mit den ersten Versuchsflächen um mir über einige Fragen Klarheit zu verschaffen; z.B. Passen die klimatischen und geologischen Voraussetzungen? Gibt es einen Absatzmarkt? - und nicht zuletzt – Taugt mir diese Arbeit?, denn nur wenn man mit dem Herz dabei ist, kommt auch der Erfolg.

  • Das Eine ist die Aufzucht der Bäumchen, man muss sie aber auch an die Leute bringen, wie ging es dir damit ?

Ich hör noch meinen Großvater. „Ja Bua, wer soll denn all die Bäume kaufen!“ Aber zuerst war sowieso jahrelange Aufbauphase, denn so ein Tannenpflänzchen braucht 8 bis 10 Jahre bis zum erntefähigen Christbaum. Dann ging es langsam im Bekanntenkreis los und mit der Kundenzufriedenheit ist der Kundenstock, so wie die Kulturen, jährlich gewachsen.

  • Das Ganze hat sich also nach und nach zum Haupterwerb entwickelt ?

Bis Mitte der 90er Jahre hat sich dieser Zweig zum wichtigsten Teil des Betriebes entwickelt, 1998 war dann der Betrieb endgültig umgestellt und besteht nun aus 18 ha Wald und auf 4 ha stehen ca. 35000 Christbäume in allen Altersstufen. Da wir den überwiegenden Teil der Bäume in Direktvermarktung ab Hof und auf 2 Ständen vermarkten, ist der Hof wieder zum Vollerwerbsbetrieb geworden.

  • Jetzt gibt es ja die Meinung, dass Christbaumbauern das ganze Jahr auf Urlaub sind und nur zu Weihnachten tätig werden ?

So ähnliche Fragen höre ich oft, aber wenn die Rechnung aufgehen soll, braucht man einen sehr hohen Anteil an schönen verkaufsfähigen Bäumen; dann ist die Christbaumkultur ein Voll-Zeit-Job.

  • Was sind so die Arbeiten übers Jahr ?

Es geht gleich nach Neujahr wieder mit dem Nachschneiden und Säubern der Kulturen los, darauf folgt die Pflanzzeit, dann düngen, eventuell bewässern, mehrmals übers Jahr mulchen und vom Bewuchs freischneiden, auf Schädlinge wie Insekten oder Pilzbefall kontrollieren, wo nötig formen und korrekturschneiden, Zäune instand halten, Bäume zur Ernte auszeigen, Mengenermittlung und Großkundenabschlüsse;
Anfang Oktober kommen schon wieder die ersten Bestellungen fürs Schmuckreisig für Allerheiligen und dann läuft’s mit Ernte und Verkauf durch bis Weihnachten.

  • Machst Du Dir um die heurige Saison Sorgen wegen der Corona-Krise?

Nein, nicht ernsthaft.
Erstens gibt es die Erfahrung, dass gerade in Krisenzeiten den Menschen Familienfeiern wie eben Weihnachten besonders wichtig sind.
Zweitens sind wir mit unserem Service – sich den Baum schon frühzeitig in der Kultur zu reservieren um ihn dann einfach kurz vorm Fest entweder am Hof oder einem Stand abzuholen – gut aufgestellt.

  • Jetzt gehst Du bald im Pension, hast Du jemanden der den Lebenswerk weiterführen wird ?

Ja, meine Tochter Cornelia wird mit ihrem Partner den Betrieb weiterführen und so wie ich meinem Vater dankbar bin, dass er mir damals keine Vorgaben gestellt hat, will auch ich der nächsten Generation freie Hand lassen.

  • Wenn man immer gerne im Wald und in der Natur ist kann man sicher nicht abrupt aufhören ?

Genau, darum wird der Übergang auch fließend sein und wir werden, solange es unsere Gesundheit erlaubt, den Jungen mit Rat und Tat zur Seite stehen; aber es ist auch wichtig, loslassen zu lernen.

Dann wünsche ich alles Gute für die Pension und viel Erfolg für den Betrieb.

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