Umweltalarm: Quecksilber in "Wellness-Pulver"

BEZIRK. Von einem "Umweltkrimi mit glimpflichem Ende" sprach Umweltlandesrat Rudi Anschober heute bei einer Pressekonferenz in Linz. Bereits Anfang Juli 2017 war bei der Überprüfung des Klärschlammes des Reinhalteverbandes Attersee eine Quecksilberkonzentration von neun Milligramm pro Kilo festgestellt worden. Der Grenzwert liegt bei sieben Milligramm.

"Heilmittel" mit 36 Prozent Quecksilber

Bei der Suche nach der Quelle der Verunreinigung stieß die Abteilung Wasserwirtschaft des Landes auf zwei Kanalstränge mit erhöhten Quecksilberwerten. Die Spur führte schließlich zu einem Haus – rund 17 Kilometer von der Kläranlage entfernt. In einer Wohnung war der Gehalt an Quecksilber im Vergleich zur Außenluft besonders hoch. Die Bewohnerin gab an, das sie von einer Indienreise ein Pulver sowie eine Hautcreme für "Wellness-Behandlungen" mitgebracht hat. Laut Umweltabteilung enthielt die Creme 27 Prozent Quecksilber, im Pulver waren es sogar 36 Prozent. Durch die Anwendung der vermeintlichen Heilmittel sind insgesamt rund vier Kilogramm Quecksilber in das Kanalsystem gelangt. Die Frau befindet sich in medizinischer Behandlung. Die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck hat einen Entsorgungsauftrag für den belasteten Klärschlamm erteilt.

Anschober: "Umweltskandal verhindert"

Kläranlagenbesitzer und Umweltbehörde hätten vorbildlich gearbeitet. „Das zeigt, wie gut unsere Umweltkontrolle funktioniert und wie schnell und effizient im Notfall gearbeitet wird. So wurde ein Umweltskandal verhindert", betont Landesrat Anschober. Und er warnt: "Auch im Ausland kann ich nur empfehlen, auf Gütesiegel zu achten und sich gegebenenfalls beim Reiseveranstalter oder der regionalen Tourismusbehörde über Hotels, Kur- oder Gesundheitseinrichtungen aufklären zu lassen. Denn bei massiven Mängeln oder Etikettenschwindel kann aus dem Urlaub oder dem Mitbringsel schnell ein ernsthaftes Gesundheits- und Umweltrisiko werden."

Nur eine Klärschlamm-Probe nicht geeignet

"In Klärschlämmen sind wertvolle Düngestoffe enthalten, wie zum Beispiel Phosphor, der nahezu gänzlich pflanzenverfügbar ist und daher eine wertvolle Nährstoffquelle bildet. Die Ausbringung auf Ackerflächen ist daher ein wesentlicher Verwertungsweg. Wichtig dabei ist aber, dass mit diesen Klärschlämmen keine Schadstoffe auf Böden ausgebracht werden, die wir dort keinesfalls haben wollen", erklärt Ulrike Jäger-Urban von der Direktion Umwelt und  Wasserwirtschaft beim Land OÖ. Von der Abteilung Umweltschutz werden 150 Kläranlagen jährlich beziehungsweise halbjährlich untersucht. "Im Jahr 2017 wurden so insgesamt 171 Inspektionsberichte ausgestellt, 170 Klärschlamm-Proben waren entsprechend den Bestimmungen des oö. Bodenschutzgesetzes für eine landwirtschaftliche Verwertung geeignet."

Zur Sache

Naturmedizin und Wellness-Anwendungen stehen hoch im Kurs. "Es gibt auch spezielle Therapien, mit denen Krankheiten behandelt werden sollen. Problematisch ist, dass hierbei die Grenzen zwischen Nahrungsergänzung, Kosmetikum und Arzneimittel vermischt sind und oft Heilaussagen getroffen werden, die Arzneimitteln vorbehalten sind", sagen Konsumentenschützer. Experten warnen vor der ungeprüften Einnahme von medizinischen Präparaten, vor allem in Asien. Metallhaltige Präparate seien in Europa verboten, im asiatischen Raum aber gelegentlich am Markt.