Warten auf das Entlastungspaket
Daten-Explosion für die Schulleiter

- Lukas Zagler, Leiter des Dienststellenausschusses und Direktor eines Volkschulclusters, bekrittelt das Plus an administrativen Aufgaben.
- Foto: Almer
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Lukas Zagler, Vorsitzender des Dienststellenausschusses im Bezirk Voitsberg und Direktor des Volksschulclusters in Bärnbach und Rosental, wartet wie seine Kolleginnen und Kollegen auf das versprochene Entlastungspaket und dessen Umsetzung. Noch dazu nehmen die administrativen Tätigkeiten ständig zu.
BÄRNBACH. Lukas Zagler leitet seit knapp eineinhalb Jahren den Volksschulcluster von Bärnbach, Afling und Rosental. Derzeit plagt er sich mit rund 600 Datensätzen der Eltern, die in das Schulverwaltungsprogramm aufgenommen werden müssen.
- Welche aktuellen Herausforderungen müssen Schulleiterinnen und Schulleiter bzw. Direktorinnen und Direktoren stemmen?
Lukas Zagler: Im Gegensatz zu den versprochenen administrativen Kürzungen werden den Direktoren immer mehr administrative Tätigkeiten auferlegt. Ein Beispiel wäre, dass wir zusätzlich zur Schülerverwaltung jetzt auch noch Daten der Eltern in unser Schulverwaltungsprogramm aufnehmen müssen. Bei einer Anzahl von rund 300 Schülerinnen und Schülern benötigt es dann schon ein wenig Zeit, 600 Datensätze anzulegen und diesen den Schülerinnen und Schülern zuzuordnen.
Das versprochene und beschlossene Entlastungspaket für Schulen wurde bis jetzt nicht umgesetzt. Die administrative Entlastung durch eine verwaltungsmäßige Unterstützung aller Pflichtschulen im Ausmaß von 0,5 Stunden pro Klasse fehlt. Ein weiterer versprochener Punkt, der umgehend umgesetzt werden sollte, wäre die Anpassung der Berechnungsschlüssel für die Ressourcenvergabe. Auch diesen Punkt findet man im Entlastungspaket, jedoch ist auch hiervon nichts zu spüren.

- In den Volksschulen gibt es die unterschiedlichsten Bildungsschwerpunkte.
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- Welche Vorteile haben die sogenannten Bildungscluster?
Ein großer Vorteil ist, dass ich in meinem Cluster bereits eine administrative Unterstützung habe. Es ist eine hochqualifizierte Person, die für mich einspringen und schulische Vorgänge eigenständig abarbeiten kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich durch die Anzahl meiner Lehrerinnen und Lehrer selten Probleme bei Vertretungen habe. Ich kann standortunabhängige Diensteinteilungen treffen, um so den Regelunterricht aufrechtzuerhalten.
- Wie sehen Sie den Einsatz der Schulassistenz?
Das Thema der Schulassistenz ist nicht ganz so einfach. Durch das neu eingeführte Gesetz sind jetzt wieder die Direktorinnen und Direktoren gefordert. Um es unseren Schülerinnen und Schülern überhaupt zu ermöglichen, dass eine Assistenz als Unterstützung gestellt wird, müssen wir vorab Befunde, Atteste, Arztbriefe etc. von den Eltern einfordern und können erst dann einen Antrag stellen. Gerade bei Schulanfängerinnen und -anfängern ist das ein eher schwieriges Unterfangen, weil die Anträge bereits bis spätestens März gestellt werden müssen und die Kinder sich in dieser Zeit noch im Kindergarten befinden. Für Diskussionen sorgen auch folgende Themen: Wem sind die Schulassistenzen unterstellt? Wer ist der Vorgesetzte? Welche Aufgaben darf bzw. muss eine Schulassistenz übernehmen? Welche Ausbildung bringen Schulassistenzen mit sich?
Vieles kann vorab geklärt werden, wenn man hier eine Vernetzung zu den einzelnen Trägervereinen aufbaut. Zu meinen Aufgaben gehört es auch, hier mindestens zweimal pro Semester sich mit den Verantwortlichen der Trägervereine zusammenzusetzen und Probleme, Schwierigkeiten und Unklarheiten zu besprechen.

- Im Konferenzzimmer sorgt auch das Thema Schulassistenz immer wieder Gesprächsstoff.
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- Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihren drei Volksschulen im Jahr 2025?
Die drei Standorte haben sich für unterschiedliche Schwerpunkte entschieden. In Afling verfolgen wir derzeit das Ziel, aus unseren Schülerinnen und Schülern junge Unternehmerinnen und Unternehmer zu machen. In einem lang angelegten Projekt sollen die Kinder der gesamten Schule eine Firma gründen, Produkte herstellen und diese am realen Markt verkaufen.
Der Standort in Rosental verfolgt das Ziel, im Unterricht das Thema Nachhaltigkeit zu implementieren. Gemeinsam mit der Unterstützung der Gemeinde soll auch der Schulgarten neu strukturiert werden. Gleichzeitig wird aber noch immer das Thema digitale Bildung und Inklusion in Rosental vorangetrieben.
Der Standort in Bärnbach befasst sich mit den Schwerpunkten Sport, bewegtes Lernen und KI im Unterricht. Als Pilotschule für KI im Unterricht werden mit den Kindern einzelne Themen wie der sichere Umgang im Internet erarbeitet. Wir probieren verschiedene KI gestützte Programme aus und besprechen die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz. Der selbstauferlegte Sportschwerpunkt ist in diesem Schuljahr angelaufen und bietet den Kindern eine Abwechslung zum normalen Schulalltag. Neben einem Freigegenstand "Bewegung und Sport" bieten wir den Kindern ein Intensivtraining Handball zusätzlich zum normalen Unterricht an. Durch die Kooperation mit der HSG Lipizzanerheimat können unsere Schülerinnen und Schüler bereits im normalen Unterrichtsalltag donnerstags von geschultem Personal an den Handballsport herangeführt werden.
- Viele Gemeinden haben finanzielle Probleme. Merken das die Pflichtschulen auch?
Natürlich spielt das Thema Geld immer wieder eine Rolle. Ich möchte hier aber nicht den Gemeinden die Schuld geben. Immer mehr Aufgaben müssen die Gemeinden ohne Unterstützung von Land und Bund übernehmen. Dann ist es ganz klar, dass hier nicht mehr allzuviel übrig bleiben kann wie zum Beispiel die Finanzierung der Schulassistenz. Und ja, natürlich ist das spürbar.
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