Amtsschimmel wiehert: Arztpraxis muss wegen 300 Meter in die Prärie
Mindestabstand zu Apotheke knapp unterschritten. Arztpraxis wird außerhalb des Ortes gebaut.
THAYA. Den Gemeindebürgern aus Thaya kann man nicht vorwerfen, dem schleichenden Ärztemangel tatenlos zuzusehen: Derzeit wird um rund 260.000 Euro eine neue Arztpraxis errichtet. Schon Anfang Juli 2014 ist die Eröffnung geplant. Dies war notwendig, da der bisherige Gemeindearzt Heinz Hutzler mit Ende des Jahres in Pension gehen wird. Aber auch das wäre nicht das Problem: Eine Nachfolgerin wurde mit der Waidhofner Ärztin Ute Waldmann bereits gefunden. Eigentlich ist alles bestens, doch der Amtsschimmel macht den Bewohnern von Thaya zu schaffen, wie der Bezirksblätter-Redaktion mitgeteilt wurde.
Denn: Im bestehenden Arzthaus in Gemeindebesitz wird die Führung einer Hausapotheke verweigert, da die gesetzliche Distanz von sechs Kilometern zur nächsten Apotheke um 300 Meter unterschritten wird. Stattdessen wird für die neue Arztpraxis der alte Bahnhof aufwändig saniert. Doch: Der Bahnhof befindet sich ein gutes Stück außerhalb des Ortes. Vor allem für viele ältere oder gehbehinderte Personen ein wahres Hindernis. Altbürgermeister Leopold Hainz und seine Gattin Maria sprechen gegenüber den Bezirksblättern von einem Schildbürgerstreich: "Der Weg führt über den gehsteiglosen Eichberg in die Prärie. Senioren, Mütter mit Kinderwagen, Patienten mit Rollator, etc. sowie ungeübte Autofahrer würden besonders im Winter den Verantwortlichen nicht unbedingt alles Gute wünschen." Darüber hinaus hört nicht nur das Ehepaar den Amtsschimmel wiehern und wünscht sich eine bürgerfreundliche Lösung: "Ich appelliere auch an die Interessenvertretung ihre Entscheidung nicht stur nach Paragrafen zu erledigen sondern mit Hausverstand zum Wohle der Bürger zu handeln."
Bürgermeister Eduard Köck seufzt auf das Thema angesprochen: "Natürlich wäre uns eine Arztpraxis im Ortskern lieber. Aber das geht aufgrund der Gesetzeslage nicht." Wenig Chancen sieht Köck für eine Sonderregelung in Thaya: "In ganz Österreich gibt es keine Ausnahme. Wir haben uns darum bemüht, aber es ging einfach nicht." Auch ein Verzicht auf die Hausapotheke ist aus wirtschaftlichen Gründen einfach nicht möglich, so Köck - deshalb müsste der Bahnhof adaptiert werden.
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