Dialekt ist cool: "I genier mi fia nix!"
"Kuglschoaß"*, "in Pforrer d'Gäns hoitn"** oder gar: "du konnst mi buglkrakn trogn"*** - versteht unsere Jugend diese regionstypischen Ausdrücke überhaupt noch?
Die Bezirksblätter befragten Lehrer, Eltern, Sprachwissenschafter, Mundartdichter und vor allem die jungen Menschen, ob "geilo meilo" statt "leiwaund" oder "Standby-Blick" statt "Noankastl" die oft sehr regionale Wortwahl ablösen.
Und kamen zum Ergebnis: "Dialekt ist cool".
"Energieausgleich" für Dialekt-Schmäher
Liedermacher Günther Novak arbeitet gerade daran den Waldviertler Dialekt im deutschsprachigen Raum populär zu machen. Für ihn ist klar: "Ich bin stolz auf meinen Dialekt. Und i red wia ma da Schnobl gwochsn is!" Das war aber nicht immer so: "Beim Bundesheer war ich der einzige Waldviertler in der Theresienkaserne in Wien. Das hab ich dort schon zu spüren bekommen", lacht der Mundart-Sänger. Aber "hamptig"**** war Novak nicht lange: "Ich habe alles in meinem Lied "De Weana" verarbeitet. Das ist ein Wienerlied auf Waldviertlerisch", so der Karlsteiner. Rache an den Dialekt-Verschmähern will er es nicht nennen, aber: "Sagen wir Energieausgleich dazu".
"Hahntüteln"
Ein passionierter Dialekt-Verteidiger ist Günter Antony aus Waidhofen. Für den Heimatkundler hat die Mundart handfeste Vorteile: "Viele Ausdrücke gibt es in der Hochsprache gar nicht. Geh' dauni, kumm zuwa, das gibt es nur im Dialekt. Oder das Klomradl, das ist doch viel einfacher als die Seilumlenkrolle". Manchmal gibt es aber auch Probleme, vor allem wenn es ums Schreiben geht, kann der Hobby-Autor Antony aus eigener Erfahrung berichten. So hat Antony eine passende Stadtanekdote vereweigt: Ein Händler will lebendes Geflügel verkaufen und schreibt auf die Tafel Prima Hahndiddeln, Junghähne werden ja auch Haudidln genannt. Als die Gattin eines Arztes fragt, ob es denn eine neue Geflügelrasse gäbe, ändert der Mann die Aufschrift auf "Hahntüteln". Diese Schreibweise fand aber ein anderer Kunde unmöglich und so soll der Händler genervt geantwortet haben: "Mir reicht's! Der letzt Hahn wird nicht verkauft, den essen wir selber".
Mehr Selbstweusstsein
Friederike Jäger ist Deutschprofessorin am Gymnasium Waidhofen und ebenfalls deklarierter Dialekt-Fan: "Der Dialekt ist ein Kulturgut und ich finde es schade, wenn alte Ausdrücke in Vergessenheit geraten". Ihre Schüler ermutigt die Lehrerin zu österrichischer Schreibweise, wie "Bub" statt "Junge". "Sprachlich haben wir in Österreich wenig Selbstbewusstsein gegenüber unseren deutschen Nachbarn, nur weil Dialekt eben nicht in Filmen zu hören ist". Bei aller Liebe zum Dialekt: "Die Kinder sollten aber schon die Hochsprache auch beherrschen, aber in der Kindererziehung ist der Dialekt sicher nicht schädlich. Kinder können ja auch zweisprachig chinesisch-deutsch aufwachsen. Da kann Dialekt kein Problem sein."
*Purzelbaum, **blumig für sterben, ***in etwa: Du kannst mich mal..., ****böse
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