100 Jahre Republik
Die großen, kleinen und umstrittenen Helden der Republik
WAIDHOFEN. In unserer Serie "100 Jahre Republik Österreich widmen wir und dem 1918, den Wirren danach und den holprigen Gehversuchen der Republik. Doch wer sind die "Helden", die aus den Trümmern des Reiches eine Republik formten - und wo sind ihre Spuren noch heute.
Im Bezirk Waidhofen sucht man die "großen" Namen des Jahres 1918 weitestgehend vergeblich. Findet man noch zahlreiche Spuren der Monarchie, so sind die Überbleibsel der Staatsgründung schwer zu finden. Der Historiker und Stadtchronist Erwin Pöppl beschreibt das in seinem im November erscheinenden Buch "Waidhofen an der Thaya PUR" so: "Aus Sicht der ÖVP fällt auf, dass keine „Großen“ der Partei in Waidhofen Berücksichtigung finden, wohl aber vorerst alle Bürgermeister von 1848 bis Maier, auch Steurer und Pellet (beide Vizebürgermeister) und Neumann (Stadtrat) gehören dazu. Die SPÖ, immer politisch in der Minderheit, ist durch Flieger und Leichtfried vertreten. Der Linkssozialist Klenner war Bürgermeister von 1945 bis 1947, wurde aber kommissarisch von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesetzt." Ein Sonderfall ist Josef Dittrich, der in der NS-Zeit Bürgermeister war. Durch seine persönlich untadelige Haltung, die ihm sogar die Sowjets zubilligten, kam er ebenfalls zu der Ehre einer Straßenbezeichnung, was in vielen Städten Österreichs kaum der Fall war. Er hat am 9. Mai 1945 die Rote Armee persönlich an der Thayabrücke empfangen.
Doch zurück zur Ersten Republik, denn ein führender Kopf ist ebenfalls in Waidhofens Straßennamen verewigt: Wilhelm Miklas. Dieser war kurz im Gymnasium in Waidhofen tätig und wurde von 1928 bis 1938 Bundespräsident. Umstritten ist Miklas in der Forschung heute vor allem aufgrund seiner Passivität rund um die "Selbstausschaltung" des Parlaments 1933 und den Ständestaat. Er habe seine ihm von der Verfassung gegebenen Rechte, für eine verfassungstreue Regierung zu sorgen, ungenützt gelassen, so der Vorwurf. Dennoch hieß Miklas die Ausschaltung des Parlaments und die Wiedereinführung der Todesstrafe nicht gut. Er notierte in sein Tagebuch: "Ist das noch ein Rechtsstaat? Nach der Zerstörung des Parlaments jetzt auch noch die Zerstörung des Verfassungsgerichtshofs. Das soll ein katholisches Gewissen aushalten!"
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