Keime im Wasser laut Experten gefährlicher als gedacht
Heftige Kritik am Vorgehen der Gemeinde Karlstein mit verunreinigtem Wasser. Bürger sollen nicht ausreichend informiert worden sein.
KARLSTEIN. Dass es in Karlstein im Sommer Probleme mit dem Trinkwasser gab ist bekannt. Am 30. Juli erging an die Bewohner von Karlstein und Münchreith ein Schreiben mit dem Betreff "Wasserversorgung". "Aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Tage empfiehlt die Marktgemeinde Karlstein/Thaya derzeit, das Trinkwasser nur in abgekochtem Zustand zu verwenden", hieß es in dem Schreiben wörtlich.
Diese Formulierung ist laut Reinhard Bentz, Wirt und Fischereiaufseher sowie Wasserexperte aus Karlstein, eine glatte Irreführung der Bürger: Er legt den Bezirksblättern einen Inspektionsbericht der NUA-Umweltanalytik GmbH aus Maria Enzersdorf vor in dem es wörtlich heißt: "Das Wasser kann nur nach sicherer Desinfektion als Trinkwasser verwendet werden". "Was uns verschwiegen wurde ist, dass es sich um eine bakterielle Verunreinigung mit e.coli-Bakterien handelt. Man hätte sofort alle Bürger informieren müssen und der Notfallplan für Trinwasserversorgungsanlagen des Landes in Kraft treten müssen", so Bentz. So hätten beispielsweise sämtliche öffentliche Entnahmestellen mit dem Hinweis "Kein Trinkwasser" versehen werden müssen. Wasser hätte mindestens drei Minuten lang abgekocht und noch am selben Tag verbraucht werden müssen. Selbst das Duschen im keimverseuchten Wasser sei nicht ungefährlich.
Bentz ist überzeugt: "Hier wurde die Gesundheit von über 1.500 Gemeindebürgern aufs Spiel gesetzt. Nur durch viel Glück ist offensichtlich niemand zu Schaden gekommen", so Bentz, der auch das wirtschaftliche Risiko ins Feld führt: "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sofort mein Wirtshaus zugesperrt. Die Gefahr, dass etwas passiert wäre einfach zu groß!". Aber nicht nur das: Auch die Unternehmen des Ortes, die Schulen und Kindergärten seien nicht ausreichend informiert worden.
Über die Ursachen herrscht ebenfalls keine Einigkeit: So heißt es in dem Gutachten zwar, dass die starken Niederschläge eine Rolle bei der Verunreinigung der Brunnen gespielt hätten, aber auch die Abwässer aus der nahen Biogasanlage müssten als Quelle in Betracht gezogen werden.
Mehr Transparenz
Bei der Gemeinde Karlstein ist man überzeugt, richtig gehandelt zu haben: Er habe sofort "alle Experten der Wasseraufsicht der Landesregierung, Planer und Firmenvertreter eingeladen, eine zukunftsorientierte Lösung zu finden", teilte Bürgermeister Ernst Herynek in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Man habe sofort umfangreiche Maßnahmen getroffen, betont das Gemeindeoberhaupt. Als Gegenmaßnahmen will man in Zukunft die Untersuchungsergebnisse der Wasserproben auf der Homepage veröffentlichen. Gleichzeitig sollen eine neue Entkeimungsanlage installiert und das Brunnenschutzgebiet erweitert werden. "Alle Maßnahmen sind in Absprache bzw. auf Anordnung der amtlichen Untersuchungsanstalt erfolgt und waren stets zum Schutz der Bevölkerung ausgerichtet", so Herynek abschließend.
Zur Sache: e.coli
Einige Stämme des Bakteriums Escherichia coli produzieren Giftstoffe, welche Durchfallerkrankungen verursachen können. Escherichia coli ist bedingt krankmachend und gilt außerhalb des Darmtraktes als Indikatorbakterium für eine fäkale Verunreinigung von Wasser und Lebensmitteln. Wenn der Keim aus dem Magen-Darm-Bereich in andere Körperregionen gelangt, kann er Infektionen verursachen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.