Mein Bezirk, meine Familie
Kinderbetreuung: Angebote werden besser, Nachfrage steigt deutlich
Wie vereinbar sind Beruf und Familie im Bezirk? Manche Gemeinden sind Vorreiter, andere haben Aufholbedarf.
BEZIRK WAIDHOFEN. Eines vorweg: die Zeiten bessern sich, wenn es um die Kinderbetreuung im Bezirk geht. Kindergärten, die zwar um 7 Uhr aufsperren, aber dafür um 11 Uhr schließen, findet man mittlerweile im Bezirk nicht mehr. 7 bis 12 Uhr als Öffnungszeit haben sind heute der Minimalstandard - eine deutliche Verbesserung, denn vor zehn Jahren war das Kinderbetreuungsangebot noch wesentlich dünner, wie auch aus dem Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer hervorgeht.
Manche investieren
Das hat mehrere Gründe, der Offensichtlichste: In Gemeinden mit starkem Zuzug, neuen Siedlungsgebieten und reger Bautätigkeit ist auch der Kindersegen meist groß. So geschehen etwa in Thaya, wo sich in den vergangenen Jahren viele junge Menschen angesiedelt haben - und mittlerweile zu Jungfamilien geworden sind. Das freut den Orts-Chef natürlich, bringt aber auch eigene Herausforderungen mit. "Wir hatten sehr starke Geburtenjahrgänge und da wird der Wunsch nach Kinderbetreuung groß", erklärt Bürgermeister Eduard Köck. Aktuell gibt es drei Gruppen im örtlichen Kindergarten - was aber noch immer nicht reicht. Deshalb wird mit Mitte Mai ein Zubau am Kindergarten für die Tageskinderbetreuung eröffnet. Auch Kleinstkinder unter 2,5 Jahren sollen hier einen Platz bekommen. Für Köck ist klar: will man ein guter Wohnstandort sein, muss man auch gute Kinderbetreuung bieten.
Oma und Opa fallen aus
Was zum zweiten, weniger offensichtlichen Grund des steigenden Betreuungsangebots führt: das steigende Pensionsantrittsalter. Damit fallen nämlich die Großeltern als Aufpasser für den Nachwuchs aus. "Früher waren die Großeltern für die Kinderbetreuung da. Heute gehen Oma und Opa selber noch arbeiten", erklärt Köck.
Thaya ist aber erst die zweite Gemeinde nach Groß-Siegharts, die Betreuung für unter zweieinhalbjährige Kinder anbietet. In der Bandlkramerstadt zeigt sich, dass der Bedarf größer ist, als das Angebot. Längst nimmt man nicht mehr nur Kinder aus Siegharts auf, auch Eltern aus den Nachbargemeinden bringen ihre Kinder in die Krabbelstube der "Waldviertler Zwutschgerl". Darüber hinaus gibt es eine altersgemischte Betreuung im Waldkindergarten Dobersberg.
Trotz Ausbau bleiben Lücken
Ein solches Angebot fehlt in der Bezirkshauptstadt noch, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich einschränkt, wie Christian Hemerka von der Arbeiterkammer Waidhofen erklärt. "Insgesamt kann das Angebot der Kinderbetreuungseinrichtungen im Bezirk nicht mit dem Bedarf Schritt halten. Die meisten Kindergärten machen nachmittags noch immer zu. Bei einem 12 Stunden-Tag und einer 60-Stunden-Woche geht die Kinderbetreuung nicht einher."
Fazit: Gute Kinderbetreuung ist möglich und kostet Geld, das Investment lohnt sich aber: "2018 hatten wir auf jeden Fall wieder ein sehr starkes Geburtenjahr. Jetzt müssen aber die Jungen dafür sorgen, dass es so weitergeht", hofft Köck auf viele kleine Thayinger.
Zur Sache: Kinderbetreuung
Waidhofen liegt bei der Betreuung von unter Dreijährigen im Mittelfeld: 21 Prozent der Unter-Dreijährigen sind institutionell betreut. Insgesamt gab es in Waidhofen im Zeitraum 2017/18 19 Kindergärten, eine Kinderkrippe und zwei altersgemischte Einrichtungen (eine mehr als im Vorjahr). 777 Kinder befanden sich in diesen Einrichtungen, 22 davon in einer Kinderkrippe, 726 besuchten einen Kindergarten und 29 eine altersgemischte Einrichtung, so die Daten einer umfassenden Analyse der Arbeiterkammer.
Schlechter sieht es im Bezirk Waidhofen aus, wenn man die so genannten VIF-Kriterien für Betreuungseinrichtungen heranzieht. Diese sagen aus, ob eine Krippe, ein Kindergarten oder eine altersgemischte Einrichtung die Voraussetzungen dafür erfüllt, damit Eltern eine Vollzeitarbeit ausüben können. Hier erfüllt im Bezirk keine einzige Einrichtung diese Voraussetzung. Das ist in Niederösterreich nur noch im Bezirk Scheibbs der Fall.
Im Vergleich: Im Bezirk Mödling ist fast die Hälfte der Kinder (47%) in einer Einrichtung untergebracht, die den Kriterien für eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht.
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