Mein Bezirk 2020: Abwanderung geht uns alle an
WAIDHOFEN. Sie sind jung, intelligent und gut ausgebildet - nur sind sie nicht mehr im Waldviertel. Die Rede ist von jungen Waldviertlern, die es nach ihrer schulischen Grundausbildung in die Ballungszentren ziehen um dort zu arbeiten und zu studieren. Nach Hause ins Waldviertel kommen sie nicht mehr - ihr Lebensmittelpunkt, ihr Freundeskreis ist anderswo. Diese Situation ist kein Einzelschicksal, sondern längst ein Massenphänomen geworden. Kurz: Dem Waldviertel gehen die Leute aus.
Allein in dem Jahrzehnt zwischen 2002 und 2013 verlor der Bezirk Waidhofen 5,5 Prozent seiner Einwohner. Das entspricht dem zweithöchsten Rückgang in ganz Niederösterreich. Nur in Gmünd schrumpfte die Zahl der Einwohner mit einem Minus von rund 5,8 Prozent noch drastischer. Bis ins Jahr 2050 wird die Zahl der bis 14-Jährigen im Bezirk Waidhofen um 22,7 Prozent zurückgehen. Das heißt auch, die oben beschrieben Jungen kommen gar nicht mehr nach. "Die Rückgänge im Waldviertel sind im Vergleich zu den anderen Regionen am stärksten", erklärt Günter Kastner, Bildungsexperte der Arbeiterkammer. "Wir sehen keine Trendumkehr". Vor allem Schulen stehen damit vor einem Problem, so der Experte. Denn: "Es gibt keine Gewinner mehr".
Eine "Patentlösung" gibt es nicht, darin sind sich alle einig. Konsens ist auch der Standpunkt, dass sudern ebenfalls nicht viel helfen wird. „Es ist keine Umkehr der Entwicklung möglich“, meinte Martin Heintel vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien bereits 2011 im Rahmen einer Diskussion in Vitis. „Aber es sind Überlegungen anzustellen, was zu tun ist“. Doch was ist zu tun? Wie wird der Bezirk 2020 aussehen? Die gute Nachricht: Regionalentwickler sehen den größten Schwung der Abwanderung bereits überwunden. Alljährlich fordert die Arbeiterkammer einen Ausbau der Infrastruktur bis hin zur Waldviertel-Autobahn. Weitere Forderungen gehen über eine weitere HTL im Waldviertel, mehr Angeboten im Tourismus und den Ausbau des Breitband-Netzes.
Vor allem bei letzterem gibt es derzeit eine Initiative, die im Zuge des Radwege-Baus Glasfaser-Internet in die Gemeinden des Bezirks bringen soll.
Fakt ist, Initiativen gibt es genug. Wir wollen unseren Lesern in den kommenden Ausgaben im Rahmen von "Mein Bezirk 2020" die Ist-Situation in vielen Bereichen des täglichen Lebens vorstellen, Ihnen aber gleichzeitig einen Überblick über die Lösungsansätze mit namhaften Experten zum Thema bieten. Diskutieren Sie mit auf www.meinbezirk.at und auf unserer facebookseite.
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