Speisendorf: Ein Ort kämpft um seine Kirche
Fast 700 Jahre lang wurden in Speisendorf Messen gefeiert, doch Abwanderung und ein überraschender Todesfall machen der kleinen Pfarre zu schaffen. Doch aufgeben kommt für die Speisendorfer nicht in Frage.
SPEISENDORF. Das Wort "aufgeben" hat die kleine Pfarrgemeinde Speisendorf aus ihrem Wortschatz gestrichen. Nurmehr 250 Katholiken gibt es in der Pfarrgemeinde, aber diese kämpfen jetzt um ihre Kirche und ihre Pfarre.
Die Vorgeschichte: Im Jahr 2010 wurde Speisendorf der Pfarre Groß Siegharts zugeordnet und Pfarrer Josef Pichler und Diakon Franz Bauer übernahmen die Seelsorge. Bauer verstarb im Jahr 2013 jedoch überraschend und seither finden nur mehr zwei bis drei mal monatlich Eucharistiefeiern statt. An den übrigen Sonntagen halten engagierte Mitarbeiter der Pfarre Worgottesfeiern.
"Diese Menschen sind hier getauft worden, sind hier zur Erstkommunion gegangen, haben hier geheiratet und hier ist das Grab ihrer Eltern", berichtet Pfarrer Pichler. Das Engagement der Speisendorfer dürfe nicht damit belohnt werden, dass man sie für den Messbesuch nach Groß Siegharts oder Raabs schicke, so Pichler.
"Wir werden unsere Kirche nicht zusperren!"
"Wir haben dieser Pfarrgemeinde versprochen: auch wenn Postämter, Gemeindeämter, Gasthäuser usw. im oberen Waldviertel der Reihe nach geschlossen werden, werden wir doch nicht zulassen, dass unsere Kirche zugesperrt und dem Verfall preisgegeben wird, weil eben eine lebendige, aktive Gemeinde da ist", gibt sich der Pfarrer in einem Schreiben kämpferisch.
Die Voraussetzungen den Speisendorfern weiterhin einen Gottesdienst anbieten zu können sind jedenfalls da. Immerhin engagieren sich 20 von 250 Katholiken aktiv in der Gemeinde - weit mehr als anderswo.
Diakon Franz Hadl - eigentlich zuständig für Puch und Münchreith - hilft dabei ebenso mit, wie der erst 23-jährige ehrenamtliche Pfarrsekretär und Kirchenchorleiter Albert Sainitzer. Sainitzer ist sogar bereit sich zum Pastoralassistenten und für regionale kirchliche Aufgaben ausbilden zu lassen.
Hoffen auf Küngs Hilfe
Jetzt hat man sogar Bischof Klaus Küng eingeschaltet, der am 19. September zu einer Visitation nach Speisendorf kommt. Dort will man genau diese Probleme ansprechen. Pichler: "Es wäre ein großes Unrecht dieser Pfarrgemeinde zu sagen: wir haben keinen Priester mehr für euch." Er sieht den Besuch des Bischofs als Chance eine Lösung für die Zukunft der Pfarre Speisendorf zu finden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.