Zivildiener: Das Rückgrat des Bezirks Waidhofen
BEZIRK WAIDHOFEN. Rund 2.500 junge Männer leisten in Niederösterreich jährlich ihren Zivildienst. Sie fahren Rettungsautos, pflegen alte Menschen und helfen auf Bauernhöfen. Doch künftig werden es weniger werden. Zum einen kommen nun geburtenschwache Jahrgänge zum Zug, zum anderen ist fast jeder Dritte mittlerweile untauglich. Im letzten Jahr konnten neun von zehn Zivildienst-Stellen besetzt werden. Doch was passiert, wenn die Zahl der Zivildiener weiter sinkt? Ein Check bei denen, die es in unserem Bezirk betrifft.
1.442 Zivildiener sind im Land im Rettungswesen beschäftigt. Der Bezirk Waidhofen bildet da keine Ausnahme: die meisten "Zivis" machen beim Roten Kreuz Waidhofen Dienst - und zwar aktuell 15. Diese sind auch eine unverzichtbare Stütze für das Rote Kreuz, wie Geschäftsführer Bernhard Schierer erklärt. "Ohne Zivildiener wäre der Krankentransport nicht aufrecht zu erhalten", so Schierer. Über einen Mangel an jungen Männern aufgrund sehr geburtenschwacher Jahrgänge muss man sich allerdings bei den Waidhofner Rettern noch keine Sorgen machen, denn bis April 2021 sind sämtliche Plätze für Zivildiener ausgebucht, wie Schierer erklärt.
Aber Zivildiener erfüllen für das Rote Kreuz einen weiteren wichtigen Zweck: aus ihnen rekrutieren sich nämlich viele Freiwillige, die nach ihrem Wehrersatzdienst ehrenamtlich als Rettungssanitäter aktiv sind. Rund 40 Prozent aller Zivildiener versehen ihren Dienst bei Rettungsorganisationen.
Für Schierer liegt darin auch ein Mittel um für die Zukunft gewappnet zu sein. Denn je attraktiver die Organisation umso geringer sind die Nachwuchsprobleme. Gleichzeitig wird auch das freiwillige soziale Jahr immer attraktiver. Fakt ist: Einen Mangel an Zivildienern durch hauptberufliche Mitarbeiter auszugleichen sei aus Budgetgründen nicht vorstellbar, erklärt Schierer. "Aber wie gesagt, wir sind von dem Problem glücklicherweise verschont."
Sechs Zivildiener sind aktuell auch im Pflegeheim Waidhofen aktiv. Auch hier könne man sich nicht über Nachwuchsmangel beschweren, so Direktor Rainer Hirschmann. "Bei uns melden sich noch genug junge Männer. Der Großteil davon kommt natürlich aus dem Waidhofner Raum". Auf Zivildiener möchte man im Pflegeheim auch in Zukunft nicht verzichten. "Engagierte junge Männer sind für uns eine große Unterstützung und tun auch dem sozialen Gefüge gut. Sie sind einfach eine Bereicherung."
Ähnlich sieht man das im Kolpinghaus in Waidhofen. Hier ist aktuell ein Zivildiener tätig. Zwar würde ein "Zivi-Loch" den laufenden Betrieb nicht gefährden, aber es würde eine große Unterstützung für das Personal und die Bewohner fehlen, so Leiter Roland Schneider.
Österreichs Zivildienst steht also vor Herausforderungen. Lesen Sie dazu auch das Interview mit Staatssekretärin Caroline Edtstadler auf Seite 24 der aktuellen Ausgabe der Bezirksblätter Waidhofen.
Zahlen, Daten, Fakten
• rund 2.500 junge Männer machen jährlich in Niederösterreich den Zivildienst (Zahlen aus 2017, Tendenz wegen geburtenschwacher Jahrgänge fallend)
• rund 30 Prozent der jungen Männer sind mittlerweile untauglich, auch dadurch fehlen Zivildiener
• die Zuteilungsquote beträgt aktuell österreichweit 89,5 Prozent – das heißt: von 100 angeforderten Zivildienern (durch Rettung, Altenpflege, Feuerwehren, …) können derzeit rund 90 zugeteilt werden - jede 10. mögliche Zivildienst-Stelle wird also nicht besetzt
• Zivildiener sind in vielen Bereichen tätig, etwa: Rettungsdienste, Behindertenhilfe, Sozialhilfe, Feuerwehr, Jugendhilfe, …. (ganze Liste als Info im Anhang mit allen Sparten)
• die meisten wollen ihren Zivildienst im Sommer oder Herbst antreten, nach der Matura
Die meisten Zivildiener leisteten 2018 Zivildienst im:
• Rettungswesen: rd. 40% (5.721 Zivildiener)
• Sozial- und Behindertenhilfe: rd. 30% (4.352)
• Altenbetreuung: rd. 10% (1.547)
• Krankenanstalten: rd. 7% (989)
• Flüchtlingsbetreuung: rd. 4% (554)
• Katastrophenhilfe: rd. 3% (397)
• kleinere Bereiche: Kindergärten, Gedenkstätten, Landwirtschaftliche Betriebshilfe, Umweltschutz
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