Zweite Wahl landet im Müll
Große Gemüseverschwendung: Alles, was nicht in die Norm passt, ist Abfall. Handel denkt um.
WAIDHOFEN. Verwenden statt verschwenden: Supermarktketten wollen jetzt auch Gemüse zweiter Wahl anbieten.
Wobei "Zweiter Wahl" eigentlich eine Übertreibung ist: Denn viele dieser Produkte weisen nur geringe optische Mängel auf - den Genuss trüben diese aber überhaupt nicht. Dennoch galt Gemüse mit leichten Makeln lange Zeit als unverkäuflich.
Bauern skeptisch
Grundsätzlich positiv stehen die heimischen Bauern dem Umdenken in der Branche gegenüber, jedoch sparen sie auch nicht mit Kritik: "Es waren ja die Handelsketten, die einheitliche Produkte gefordert haben. Alles musste gleich groß sein und gleich aussehen", erklärt Bauernvertreter Eduard Köck aus Thaya im Gespräch mit den Bezirksblättern.
Köck hält die Idee, Gemüse zweiter Wahl anzubieten, für natürlich. Gleich lange Karotten oder Gurken mit Normkrümmung sind für den Experten ohnehin ein Unding: "Jahrhundertelang war es natürlich, dass es Unterschiede gibt", so Köck.
Gleichzeitig hofft der Bauernvertreter auf faire Preise für Produkte mit leichten Mängeln, wie er im Gespräch mit den Bezirksblättern betont.
"Am Acker bleibt nichts!"
Dass unverkäufliche Ware - im Waldviertel vor allem Erdäpfel - wieder eingeackert wird, sei ein Gerücht, so Köck. "Der Ausschuss ist das Wenigste. Am Acker bleibt nichts liegen, da wird nicht viel weggeschmissen. Im schlimmsten Fall wird es als Futtermittel verwendet." Weit größer ist der Ausschuss bei Zwiebeln: Hier landet oft die Hälfte der Ernte in der Biogasanlage - weil die Produkte nicht den strengen Größenauflagen entsprechen. Deutlich größer sei die Verschwendung beim Endkonsumenten, hier würden weit mehr noch genießbare Lebensmittel entsorgt als in der Landwirtschaft.
Ausschuss für SOMA
"In Zwettl werden die Kartoffeln für Pfanni sortiert. Diese müssen eine bestimmte Größe haben. Alles was größer oder kleiner ist, ist quasi Abfall. Das kommt in Kisten und wird von Bauern als Viehfutter abgeholt, obwohl es keine schlechtere Qualität hat, sondern nur die Größe nicht in die Norm passt. Zum Glück bekommen wir solche Erdäpfel auch für unsere Kunden von dort", erzählt SOMA (Sozial Markt) Waldviertel-Leiterin Brigitte Androsch im Gespräch mit den Bezirksblättern. Am Standort in Heidenreichstein sortiere man täglich die Waren, die von den Supermärkten an SOMA abgegeben würden. "Es könnte durchaus mehr Obst und Gemüse dabei sein, es sind vom Gesamtanteil etwa 20 Prozent", so Androsch.
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