Jahrmarkt: Wenn nur der Briefträger kommt
Es ist Jahrmarkt und dennoch herrscht gähnende Leere. Die Bezirksblätter haben sich in der Stadt umgehört, wie sinnvoll der traditionelle Markt noch ist.
WAIDHOFEN. 15.30 Uhr, strahlender Sonnenschein: Am Hauptplatz in Waidhofen herrscht Leere, nicht einmal Autos sind zu sehen. Der Hauptplatz und die Niederleuthnerstraße sind gesperrt, schließlich findet der Jahrmarkt statt. Nur: Von den Standlern ist keine Spur mehr. Diese Szenen ereigneten sich in der Vorwoche beim Maimarkt in Waidhofen.
Wo normalerweise Billig-Textilien und Küchenhelfer den Besitzer wechseln machte plötzlich das Gerücht die Runde ein Unwetter ziehe auf. Daraufhin verließen sämtliche Standler fluchtartig den Platz. Aber erst um 18 Uhr wurde das Fahrverbot aufgehoben - pünktlich zum Geschäftsschluss. Manche Geschäftsleute und Kunden in Waidhofens Innenstadt sind sauer und üben heftige Kritik an der Gemeinde. Diese hätte das Fahrverbot aufheben müssen. So sei ein ganzer Geschäftstag verloren worden. Vor allem im Netz ist der Spott groß: Von "So schaut's ja eh immer aus" bis hin zu "peinlich!" reichten die Kommentare. Andere versuchten es mit Humor: "Wir sollten die Gunst der Stunde nutzen und aus der Niederleuthnerstraße eine Begegnungszone machen".
Schon vor einem Jahr wurde eine Reform der drei Mal jährlich stattfindenden Märkte angekündigt. Deshalb haben sich die Bezirksblätter in Waidhofen umgehört, ob der Jahrmarkt in dieser Form noch sinnvoll ist.
"Ja", meint Bürgermeister Robert Altschach. Die Innenstadt-Gruppe habe sich mit dem Thema auseinandergesetzt und sei zu dem Schluss gekommen, dass der Markt weiterhin in der bekannten Form stattfinden soll. Auch Innenstadt-Entwickler Thomas Lebersorger ist überzeugt: "Die Standbetreiber sind mit dem Markt in der jetzigen Form an sich zufrieden." Kein Problem mit dem Jahrmarkt hat man bei der Firma Schubert: "Ein Markt gehört einfach dazu."
Anders sieht das Alexander Proksch von der Bäckerei Sischka: "Das Konzept des Jahrmarktes sollte dringend unter Einbeziehung der vorhandenen Geschäfte modernisiert werden. In der derzeitigen Form ist der Markt eher geschäftsschädigend." Auch mit der Hygiene würden es manche Marktstandler nicht allzu genau nehmen. Viel zu oft müsse man die Spuren des Marktes beseitigen, so Proksch.
Bei der Firma Berger sieht man die Sache ähnlich: An Markttagen sei die Frequenz im Bestellshop gering und Lieferanten können nicht zufahren. "Wenn zwei oder drei Kunden ins Geschäft kommen, ist das schon viel", so Markus Berger. Ganz abschaffen würde Berger den Markt nicht, aber dezentraler organisieren, sodass der Verkehr nicht aus der Stadt verbannt werden muss. Sein Vorschlag: Am Hauptplatz und dem Platz vor der Apotheke sei Platz für genügend Stände. "Mit dieser Lösung kann auch der Verkehr aufrecht erhalten werden", so Berger. Er habe sich mit diesem Vorschlag schon an die Gemeinde gewendet, sei aber abgeblitzt. Berger nimmt es trotzdem mit Humor: "Der einzige, der an Markttagen kommt, ist der Briefträger."
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