Pendlern reicht das Öffi-Chaos
Chaos mit den neuen Bussen: Verfolgungsjagden zwischen Bus und Zug, gestrandete Schüler und Wien-Pendler im Zwangsurlaub. Beim Verkehrsverbund sucht man nach Lösungen, während sich die ÖBB für nicht zuständig erklärt.
BEZIRK (pez). Der Bus nach Schwarzenau ist gut besetzt, im Inneren herrscht ein wenig Ärger über die fünfminütige Verspätung und die intensiven Ausweiskontrollen - aber das kommt vor. In Schwarzenau schließt sich plötzlich der Bahnschranken vor dem Bus - Stillstand. Dann ist auch klar, warum die Schranken geschlossen sind: Der Zug nach Wien rauscht plötzlich vorbei und für die Pendler steht fest: Pünktlich kommt heute keiner in die Arbeit. Für den Bus ist dennoch Endstation, die Gäste steigen aus. Ein 10-jähriges Mädchen steht allein am Bahngleis und weiß nicht wohin. Eine Pendlerin kümmert sich um die Kleine und organisiert, dass die Schülerin noch in den Unterricht nach Allentsteig kommt. Sie hat weniger Glück: Sie muss einen Urlaubstag nehmen.
„Auf dem Heimweg sollte man sportlich sein“
Diese und ähnliche Szenen spielen sich seit dem Bahn-Aus Mitte Dezember und der Umstellung auf Busverkehr zwischen Waidhofen und Schwarzenau öfter ab, wie zahlreiche erboste Pendler gegenüber den Bezirksblättern bestätigen. Zwar hat sich die Situation mit dem Jahreswechsel etwas verbessert, aber Verfolgungsjagden zwischen Bus und Bahn und gestrandete Pendler gehören nach wie vor zum Alltag. Ein Öffi-Kunde berichtet davon, wie ein Buschauffeur vor dem schon leuchtenden Halt-Zeichen am Bahnübergang noch einmal aufs Gas drückte, sonst hätte man den Zug verpasst. Mittlerweile wird auch improvisiert, damit die Anschlusszüge nicht mehr davonrauschen: „Die Lenker telefonieren mittlerweile von ihrem Privathandy mit den ÖBB“, erklärt eine Pendlerin, deren Monatskarte rund 150 Euro kostet. „Auf der Heimfahrt sollte man aber schon sportlich sein, denn ab Waggon drei hat man keine Chance mehr den Bus zu erwischen.“
ÖBB angeblich nicht zuständig
Die Probleme seien beim Verkehrsverbund Ostregion (VOR) bekannt und würden sehr ernst genommen, erklärt VOR-Sprecher Werner Molik auf Bezirksblätter-Nachfrage. „Sofort nach Bekanntwerden der Missstände haben wir die ÖBB kontaktiert und eine Lösung der Probleme eingefordert. Uns wurde zugesichert, auf die Anschlusssicherung im Bahnhof Schwarzenau künftig besonderes Augenmerk zu legen.“
Bei den ÖBB scheint man davon jedoch nichts wissen zu wollen: „Ich kann nur festhalten, dass die ÖBB nicht Betreiber des Buskonzeptes sind und so auch nicht hinsichtlich verpasster Anschlüsse zur Verantwortung gezogen werden können“, gab Konzernsprecher Christopher Seif schriftlich zu verstehen.
Ein kleines Trostpflaster für die Pendler: Es kann nur besser werden, denn ab 30. April sollen auch private Busanbieter auf der Strecke fahren dürfen.
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