Vor 100 Jahren: Mangel macht sich in der Landwirtschaft bemerkbar
Schon früh im Kriegsjahr 1915 machten sich im Bezirk Mängel in der Versorgung mit Lebensmitteln bemerkbar. Schon seit März wurden Brot-Karten ausgegeben. Anfang September verschärfte sich die Lage noch einmal, als das Futter für das Vieh zur Neige ging.
Merkblatt über wichtigere Ersatzfuttermittel im Kriegsjahre 1915: Falls an einzelnen Orten Futtermangel eintreten sollte, kann das eine oder andere der nachstehenden besprochenen "Kriegsfuttermittel", sei es als Ersatzfutter, sei es als Beifutter, Verwendung finden. Als "Kriegsfuttermittel" kommen in Betracht:
a) die Früchte der Buche (Bucheckern, Bucheln), der Roßkastanie und der Eiche (Eicheln)
b) das Laub der Erle, Linde, Pappel, Ulme, Haselnuss und Esche
Das Einsammeln der Früchte und das Schneiden des Laubes bedarf selbstverständlich der Zustimmung der Waldbesitzer, die vorher einzuholen ist.
Verwendung von Schilfrohr und Laubheu zu Futterzwecken: Die infolge des trockenen Vorsommers in vielen Gebieten wesentlich beeinträchtige Heu- und sonstige Futterfechung macht es zur Pflicht, mit dem Rauhfutter in sparsamen Maße zu wirtschaften und auf die möglichste Beschaffung von entsprechenden Ersatzfuttermitteln bedacht zu sein. In dieser Hinsicht wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Schilfrohr sowohl grün als getrocknet ein recht brauchbares Futter darstellt, wenn es möglichst jung geschnitten wird. Das Schilfrohr wird sowohl grün als getrocknet von Pferden und Rindern gern genommen; auch eignet sich dasselbe auch zur Silage. Eine gewisse Vorsicht ist nur insoferne geboten, als von Mutterkorn oder Brandpilzen befallenes Rohr nicht, namentlich nicht an tragende Tiere, verfüttert werden darf. Die Fütterung des nicht befallenen Rohres ist dagegen in gesundheitlicher Beziehung gänzlich unbedenklich.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.