Das Schreddern von Fischen ist nicht gestattet!
Kommentar von Peter Zellinger über die Unsitte überall wo es nur geht Verbotstaferl anzubringen
Kulturpessimisten sprechen ja gerne davon, dass wir in einer Verbotsgesellschaft leben. Denen halte ich gerne entgegen, dass wir noch nie so frei leben konnten wie heute. Sie wollen im Ausland arbeiten? Bitte. Sie wollen als Mann einen Mann oder als Frau eine Frau als Partner? Machen Sie - das regt heute nurmehr die dumpfesten Neandertaler auf. So oder so ähnlich habe ich bisher argumentiert. Bisher. Seit gestern ist nämlich alles anders.
Gestern stand ich nämlich in unserem Archiv um ein Stapel Papier zu schreddern (übrigens ein ziemlicher schrecklicher Hort des Chaos. Die Kollegen witzeln gerne, dass da drin schon Menschen verschwunden sind). Bei dieser geistig nicht sehr fordernden Tätigkeit hatte ich genug Zeit mir den Papierfresser genauer anzuschauen. Es hat sich ausgezahlt, denn der Hersteller fühlte sich genötigt den Warnhinweis anzubringen, dass man nach Möglichkeit bitte nicht seine ganze Hand in das Gerät stecken sollte - es könnte sich schließlich um mit hoher Geschwindigkeit rotierende Metallklingen handeln.
Noch viel schlimmer war der Hinweis daneben: es ist verboten mit diesem Gerät Fische zu shreddern. Kein Witz, das steht tatsächlich drauf. Nun habe ich von hoher Kochkunst keinen Tau, aber ich könnte mir vorstellen, dass Fischfilets üblicherweise nicht im Aktenvernichter zubereitet werden. Zweite Theorie: irgendwann hat irgendein sehr verhaltenskreativer Mensch versucht einen gestrandeten Wal mithilfe eines "Cutboys" (so heißt das Modell) zu entsorgen und es kam zu dem erwartbaren Unglück. Daraufhin wurde der Hersteller vom Gesetzgeber verdonnert den Warnhinweis anzubringen - freiwillig kann das ja nicht passiert sein. Diese Story würde mich jedenfalls brennend interessieren.
Seit meiner Verbots-Erleuchtung im Archiv achte ich verstärkt auf kuriose Verbotstaferln - und man wird im Alltag häufig fündig. Mein persönliches Highlight auf einer Toilette: danebenpinkeln ist nicht erlaubt!
Ich meine übrigens einen besonderen Fetisch zu entwickeln: ich möchte eine Sammlung kurioser Verbotstaferl erstellen. Falls sie eines finden, schicken Sie mir bitte ein Foto an peter.zellinger@bezirksblaetter.at
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