Karlstein: "Der Verkehr ist eine Katastrophe"
Doppelt so viele Uhrmacher-Schüler als in den Jahren zuvor. Aber: Es könnten noch viel mehr sein
KARLSTEIN. Eigentlich könnte Direktor Wolfgang Hörmann rundum zufrieden sein: Seine Absolventen sind im Spezialisten-Fach Mechtatronik gefragte und gut bezahlte Fachkräfte, ebenso wie die Uhrmacher. Mehr als die Hälfte der Uhren-Spezialisten arbeitet im Ausland. Meist dort, wo die teuren Accessoires am Handgelenk gehandelt werden: In den Urlaubsdestinationen wohlbetuchter Gäste wie Dubai, Hawaii, Moskau, Hongkong oder den Bahamas. Die günstigsten Modelle, mit denen die Uhrmacher aus Karlstein zu tun haben kosten schon mindestens 2.000 Euro. Heuer hat sich die Schülerzahl der Uhrmacherlehrlinge mit 20 nach Jahren des Rückganges beinahe verdoppelt.
Dennoch plagen Hörmann Sorgen: Rund 200 Schüler lernen in Karlstein derzeit, es könnten aber bis zu 350 sein. "Wir sind derzeit nicht ausgelastet", berichtet der Pädagoge beim Besuch der Bezirksblätter und TV Waldviertel. Deshalb muss der Direktor auch kräftig die Werbetrommel für eine der ältesten technischen Schulen in Österreich rühren.
Das betrifft auch die gefragten Handwerker: Viele junge Menschen haben den Beruf des Uhrmachers gar nicht auf dem Schirm, so der Direktor. "80 Prozent der Lehrlinge wählen aus zehn Prozent der Berufe aus. Den anderen 250 Lehrberufen bleiben damit nur 20 Prozent der Lehrlinge übrig", berichtet Hörmann. Umso mehr freut er sich über die 20 neuen Schüler, die aus ganz Österreich nach Karlstein kommen. Auch immer mehr Mädchen interessieren sich für den Beruf, auch Schüler mit Handicap sind herzlich willkommen.
Warum er dennoch zu wenig Schüler hat? "Das liegt auch an der schlechten Verkehrsinfrastruktur. Die Verkehrssituation ist schlichtweg eine Katastrophe, und das ist noch sehr milde ausgedrückt", ärgert sich Hörmann, der die Schule seit gut zwei Jahren leitet. Schon sein Vorgänger Ingo Faseth hat jahrzehntelang immer wieder die schlechte Anbindung Karlsteins angeprangert - daran hat sich bis heute nichts geändert.
So sei es einem Schüler aus Horn nicht möglich in der Schulzeit nach Karlstein zu kommen. Da ortet Hörmann das Grundproblem: "Sie können von Gmünd aus nach Wien relativ einfach auspendeln. Aber wenn Sie als Horner in Gmünd arbeiten wollen, wird es schon schwierig", plädiert Hörmann für mehr öffentlichen Verkehr innerhalb des Waldviertels - das würde auch seiner Schule nützen. Aber nicht nur das: Auch der Ausbau der Breitbandinfrastruktur wäre dringend notwendig. "Diese Probleme sind lösbar, schauen Sie in den Schwarzwald, ins Jura in der Schweiz oder ins Erzgebirge in Ostdeutschland".
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