Heimat bist du schlauer Köpfe

BEZIRK WAIDHOFEN. Laura (8) liebt die Chemie. Unlängst hat sie ihre Eltern mit einem Experiment geschockt. Mit einem Handy-Ladegerät hat das Mädchen Elektrolyse von Wasser betrieben und Knallgas erzeugt. Als sie ihren Eltern die kleine Explosion vorführte sagte sie: „Das ist die Zukunft der Autos. Bald werden alle damit angetrieben.“

Laura ist ein schlaues Mädchen, hat eine Spezialbegabung und ist - kein Einzelfall. Um Kinder wie sie kümmert sich die NÖ-Begabtenakademie. In ganz Niederösterreich gab es seit 2007 3.600 Kurse mit insgesamt 20.000 Teilnehmern. Im Waldviertel besuchten 246 Kinder die Angebote. Derzeit werden in den Bezirken Waidhofen, Zwettl, Horn und Gmünd 37 Kurse angeboten (Siehe zur Sache.) Die Bezirksblätter haben sich in der Region umgesehen und Talente und Kursleiter mit erstaunlichen Geschichten gefunden.

Vom Schüler zum Arzt in Rekordzeit

Gabriele Erber ist als Koordinatorin der Begabtenakademie unter anderem für den Bezirk Waidhofen zuständig. Ihr Motto: "Jedes Kind ist begabt!" Erber hält selbst Kurse für Englisch - gemeinsam mit ihrem Kollegen aus England. In ihrer über 30-jährigen Karriere sind Erber schon viele begabte Kinder begegnet, aber ein Fall ist ihr bis heute im Gedächtnis geblieben: Andreas, ein hochbegabter Bub, besuchte einen ihrer Englisch-Kurse und wusste schon als 14-Jähriger, dass er unbedingt Arzt werden wollte. Schon damals zeigte sich sein außergewöhnliches Talent. "Das Medizinstudium schaffte er in Rekordzeit und seine hervorragenden Englischkenntnisse kamen ihm bei einem Aufenthalt in Philadelphia zugute, wo er einige Monate im Rahmen eines Stipendiums weiterstudieren durfte. Mittlerweile ist er auch in den USA als Mediziner zugelassen", berichtet Erber, die noch heute mit ihrem einstigen Schüler in Kontakt steht.

Das sei es auch, was laut der Expertin die Genies von morgen auszeichnet: "Neugierde, Neugierde und nochmal Neugierde. Diese Kinder wollen immer noch mehr wissen, sie lernen schnell und brauchen fast keine Wiederholungen, um sich Dinge auch langfristig zu merken. Viele finden auch eigene, vollkommen andere als bisher übliche Lösungswege - etwa in Mathematik - die man selbst als Lehrer manchmal einige Zeit überdenken muss, um sie nachvollziehen zu können."

Es gibt aber auch immer wieder Fälle, wo sich Kinder aus den verschiedensten Gründen nicht als sehr begabt outen wollen oder ihnen die Gelegenheit dazu fehlt, bei anderen ist die Begabung sogar versteckt. Erber ist der Meinung, dass gerade deshalb jedes Kind unsere Unterstützung und Förderung braucht. Besonders begabte, motivierte und interessierte Kinder und Jugendliche finden in den Kursen der Begabtenakademie die entsprechende Herausforderung, um ihre besonderen Fähigkeiten unter Gleichgesinnten ausleben zu können.

Von Big Bang Theory bis Minecraft

In den Kursen der Begabtenakademie werden physikalische Experimente wie in "Big Bang Theory" durchgeführt, Teleskope gebaut, Bots für Computerspiele wie Minecraft programmiert, große Kunstwerke erschaffen und in einem Kurs über Verschlüsselungstechniken dürfen Kinder die Methoden von Geheimdiensten lernen.

Nina Fietz ist eine der Waldviertler Referentinnen. Sie erklärt im Bezirksblätter-Gespräch die Hintergründe für ihr Engagement: "Ich sehe selbst als zweifache Mutter, wie wichtig es ist, den Kindern neue und kreative Zugänge zu ermöglichen." Die schulübergreifenden Kurse finden in deren Freizeit statt und sollen aber nicht nur hochbegabte, sondern einfach interessierte Kinder anlocken. Die Referentin erarbeitet die Kursinhalte selbst. Diese werden dann in Absprache mit der Begabtenförderung auch angeboten. Nina Fietz ist durch ihre Ausbildung im Ernährungsbereich auch mit ihren Kursen in diese Richtung unterwegs. So wird etwa der Zuckergehalt in einer Cola vor Augen geführt oder eine Sensibilisierung zum Umgang mit (Trink-) Wasser versucht. "Die Kinder dürfen selbst experimentieren, probieren und sind deshalb auch mit großer Freude dabei", gibt die Referentin Einblick in die Kurse.