Waldeslust und Waldesfrust
Pulverfass Wald: Schwammerlsucher, Jäger, Spaziergänger, Radfahrer und Hundebesitzer teilen sich den Forst. Nicht immer ohne Konflikte.
BEZIRK. In keiner Jahreszeit herrscht derart reges Treiben in unseren Wäldern wie im Herbst. 40 Prozent der NÖ-Landesfläche sind bewaldet, neben Wildtieren und zahllosen Sagengestalten bevölkern vor allem Forstwirte, Jäger, Schwammerlsucher, Wanderer, Hunde mit und ohne Besitzer, Liebespaare und nicht zuletzt immer mehr Mountainbiker den dunklen Tann. Das führt immer wieder zu Konflikten. Die Bezirksblätter Waidhofen hörten sich bei den Betroffenen um, und versuchten etwas mehr Klarheit in den heimischen (Paragrafen)-Dschungel zu bringen.
Vor allem Schwammerlsucher bewegen sich oft in einer rechtlichen Grauzone: Das Sammeln von Pilzen ist nämlich erlaubt, so lange es der Waldbesitzer nicht verbietet. Sollte man trotz Verbot erwischt werden, darf der Waldeigentümer die Schwammerl sogar beschlagnahmen. Meist werden Pilz-Jäger aber geduldet. Auf jeden Fall gilt eine Obergrenze von zwei Kilo pro Person. Sammel-Veranstaltungen sind ohne Zustimmung des Waldbesitzers ebenfalls verboten. Ab wann eine es sich um eine organisierte Schwammerl-Suche handelt, ist aber nicht eindeutig definiert.
Der Forstwirt und Obmann der Agrargemeinschaft Drösiedl (Gemeinde Pfaffenschlag) Karlheinz Piringer plädiert für ein ähnliches Modell wie in Kärnten: "Dort gibt es fixe Zeiten, in denen Schwammerl gesucht werden dürfen." Von 8 bis 17 Uhr wäre für den Experten eine ideale Lösung. Der Grund: Viele Schwammerlsucher würden schon um fünf Uhr früh mit ihrer Jagd beginnen. "Das stört aber das Wild. Die Tiere brauchen Ruhe und Zeit zum Äsen", so Piringer. Selbst ist der Forst-Fachmann kein allzu großer Schwammerlsucher: "Nur wenn ich drüberfalle", lacht der pensionierte Offizier.
Radfahren ist verboten
Auch mit Radfahrern ist der Experte nicht allzu glücklich: "Radfahren ist auf Forststraßen verboten". Das hätte vor allem den Hintergrund, dass Forstarbeiten mit schweren Maschinen für Radfahrer sehr gefährlich werden können. "Normalerweise müssten die Forstschutzorgane die Radfahrer absteigen lassen und diese müssten dann das Rad weiter schieben. In der Praxis wird das selten gemacht".
Der liebe Hund
Ein weiteres Konfliktfeld sind Hunde. Eine 23-Jährige Leserin der Bezirksblätter und Hundebesitzerin die lieber anonym bleiben möchte, schildert die Probleme: "Es gibt Jäger, die meinen man darf mit dem Hund den Wald nach 17 Uhr nicht mehr betreten, weil man da angeblich das Wild verschreckt". Für die berufstätige Frau ein Ding der Unmöglichkeit. "Ich führe meinen Hund auch im Wald an der Leine und wir verhalten uns ruhig. Da wird das Wild mehr verschreckt, wenn der Jäger mit seinem Geländewagen zum Hochstand fährt", ärgert sich die Angestellte.
Bezirksjagdmeister Albin Haidl erklärt das Konfliktfeld zwischen Hundebesitzer und Jäger so: "Hunde sind im Wald zwar grundsätzlich an der Leine zu führen, aber wenn das Tier gut gehorcht und beim Besitzer bleibt, ist es aber auch ohne Leine in Ordnung."
Gefahr durch Schwarzwild
Einzig in der Dämmerung bittet er Spazierengeher und Schwammerlsucher um Verständnis für die Jäger. Wild sei vor allem in der Dämmerung aktiv und werde durch unfreiwillige Kontakte mit dem Menschen zusätzlich verschreckt. Sorge bereiten dem Jäger vor allem Mountainbiker: "Wie haben ein Problem mit Schwarzwild (hauptsächlich Wildschweine, Anm.) im Bezirk und wird stark bejagt. Mountainbiker, die ja oft in den entlegeneren Teilen des Waldes unterwegs sind, schrecken das Wild zusätzlich auf. Das ist gefährlich", sieht Haidl nicht nur die Sicherheit der Jäger in Gefahr. Grundsätzlich zeigt der Jäger Verständnis für Erholungssuchende: "Wir wollen ja draußen in der Natur keinen Zwist haben. Tagsüber haben wir mit Spazierengehern und Schwammerlsuchern aus jagdlicher Sicht überhaupt kein Problem."
Harte Strafe für Frevler
Für besonders hartnäckige Wald-Frevler kann es übrigens teuer werden: Verwaltungsübertretungen können mit bis zu 3.630 Euro bestraft werden.
Zur Sache: Wald im Bezirk
Rund 31 Prozent der Gesamtfläche des Bezirks sind bewaldet und werden auch forstwirtschaftlich genutzt - genügend Raum für Konfliktpotential. Die ausgedehntesten Wälder gibt es überraschenderweise in der Gemeinde Dietmanns. Rund 59 Prozent der mit 6,9 Quadratkilometer flächenmäßig kleinen Gemeinde bestehen aus Wald.
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