Teufelsanbeter, tödliche Schüsse und versunkene Ruinen: Mehr Mysterien aus dem Bezirk Waidhofen
Weitere fünf große Rätsel aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya. Achtung! Nichts für schwache Nerven!
BEZIRK WAIDHOFEN. Mysteriöse Geheimnisse wohin man schaut: aufgrund zahlreicher Leseranfragen haben wir wieder in alten Archiven gewühlt und fünf weitere ungelöste Rätsel aus dem Bezirk zutage gefördert. Achtung! Nichts für schwache Nerven!
1. Jahrelange Suche nach dem verschwundenen Geheimgang
Alleine mit den Legenden rund um die Ruine Kollmitz ließen sich ganze Bücher füllen. Eine der größten Burganlagen Österreichs war schon in Teil 1 der Mysterien aus dem Bezirk ein Stargast. Diesmal geht es um einen mysteriösen Geheimgang: Die Legenden darüber sind wahrscheinlich Jahrhunderte alt. Es soll nämlich einen versteckten Verbindungsgang von der Festung in Kollmitz nach Raabs oder gar in die Burg Raabs selbst geben. Der Verein zur Erhaltung der Ruine Kollmitz hat schon selbst Grabungen angestellt, man stieß dabei sogar auf einen bis dato unbekannten Keller - und einen Stollen, der tiefer in die Erde führt. Ob es sich dabei um den verschwundenen Gang handelt ist unklar.
Es war zwar in Burgen üblich einen geheimen Fluchtgang zu graben um im Fall einer Belagerung Vorräte in die Burg schaffen zu können, aber einen Gang bis nach Raabs in den Granit zu hauen, wäre ein gewaltiger Aufwand gewesen. Die Suche geht jedenfalls weiter.
Die Keller unter Waidhofen sind mitunter riesig - viel zu groß für ein Entwässerungssystem. Aber auch Fluchttunnel können es nicht sein. Foto: Zellinger
2. Wozu dienten die riesigen Keller unter Waidhofen?
Riesige Gewölbe untertunneln den Hauptplatz von Waidhofen. So mancher vermeintlicher Kanaldeckel ist die eigentlich die Entlüftung eines riesigen unterirdischen Raums und früher waren sogar viele Häuser miteinander verbunden. Sogar ein unterirdischer See hat sich unter dem ehemaligen Gebäude des Stadtmuseums gebildet.
Doch wozu dienten die gewaltigen Anlagen? Theorien gibt es viele, doch jede von ihnen hinkt an der einen oder anderen Stelle: Für ein Kanal- oder Entwässerungssystem sind die Gänge und Räume viel zu groß. Fluchtgänge können es nicht sein, da die Räume und Verbindungsstücke eher stadteinwärts weisen. Sollten Sie als geheime Rückzugsorte für die Bevölkerung im Kriegsfall dienen? Auch diese Theorie hinkt, denn die Eingänge sind oft recht prominent in den Innenhöfen zu erkennen - eher früher als später hätten Angreifer die Verstecke gefunden. Noch am plausibelsten scheint die Theorie der Vorratskeller - aber für die recht überschaubare Einwohnerzahl im Mittelalter sind die Anlagen ebenfalls zu groß. Waidhofen war aber im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine sehr wehrhafte Stadt und diente oft auch kaiserlichen Truppen als Aufmarschgebiet und Quartier. Möglich ist, dass hier Vorräte für die Soldaten eingelagert wurden - aber das ist, wie gesagt, nur eine von vielen Theorien.
Der Teufel höchstselbst soll im Bezirk umgehen! Foto: Archiv
3. Wurde an der Thaya der Teufel angebetet?
Zwischen der ehemaligen Hofmühle im Dorf Kollmitzgraben und der Haidlmühle (früher Rothmühle genannt), wo die Straße von Schweinburg zu einer Furt führt, macht die Thaya eine starke Krümmung. Sie umfließt dabei einen dem Kollmitzberg gegenüberliegenden fast gleich hohen Berg, der den Namen Teufelskirche hat. Hier soll einmal eine Kirche gewesen sein, in der dem Teufel persönlich gehuldigt wurde! Der Legende nach, war Gott darüber so erzürnt, dass Gott die Kirche in den Erdboden versinken ließ. Die armen Seelen der Teufelsanbeter sollen bis heute dort spuken...
Zugegeben: Belege für einen Teufelskult an der Thaya gibt es nicht. Aber offenbar glauben viele Menschen die Geschichte. Sogar Geisterjäger haben sich bereits auf die Suche nach den verlorenen Seelen gemacht - ohne Ergebnis.
Waidhofen nach dem Stadtbrand: Wie dieser ausbrach, ist bis heute unklar. Foto: Stadtmuseum Waidhofen
4. Wie entstand der Stadtbrand von 1873?
Ein Datum lernt jedes Volksschulkind in Waidhofen: den 7. August 1873. Damals brach zur Mittagszeit im Gasthaus „Zum goldenen Löwen“ (heute Thayazentrum) ein Brand aus. Ein aufziehender Sturm trieb die Flammen zusätzlich über die ganze Stadt. 178 Häuser, acht Scheunen, die Spitalskirche, der Pfarrhof und das Rathaus brannten aus - die Stadt lag gegen 17 Uhr bereits in Trümmern.
Wegen der immensen Hitze wurden Löscharbeiten schnell sinnlos und den Bewohnern blieb nichts anderes übrig als von der Heimatsleitn aus zuzusehen, wie ihre Häuser abbrannten.
Doch wie entstand das Feuer? Genaueres ist ungeklärt, fix ist nur, dass der verheerende Brand im Gasthaus ausbrach.
Zwei Österreicher starben im Kugelhagel in der Nähe eines CSR-Grenzbunkers. Ein tödliches Versehen oder ein Spionagedrama? Foto: Wikipedia
5. Spionagedrama oder ein tödliches Versehen?
Schüsse gellten am 4. August 1956 über die Thaya. Die beiden Fischer Karl Benedikt und Walter Wawra waren tot - erschossen von Grenzbeamten der damaligen CSR. Allein die Rekonstruktion der Ereignisse sollte 53 Jahre dauern, lange galten die beiden Fischer als verschollen. Erst 2009 konnten tschechische und österreichische Grenzbeamte den Vorfall rekonstruieren.
Benedikt und Wawra waren zum Angeln an der Thaya losgezogen. Da die ergiebigsten Fischgründe auf der Seite der CSR lagen, setzten sie über den Fluss. Was die beiden nicht wussten: sie landeten beinahe neben einem gut getarnten Bunker des Grenzschutzes der CSR in dem die beiden Grenzbeamten Milan Grajko und Emil Vanek Wache hielten. Die Grenzer wollten die Männer stellen, doch Benedikt und Wawra versuchten zu fliehen. Die Beamten eröffneten das Feuer und die beiden Fischer starben im Kugelhagel.
Eigentlich wäre der Fall in all seiner Tragik damit geklärt, doch wie sich herausstellte war Walter Wawra ein wichtiger Mitarbeiter des tschechoslowakischen Geheimdienstes. Unter dem Decknamen "Albert" lieferte Wawra Informationen über Tschechen, die vor den Kommunisten geflüchtet und in Österreich untergetaucht waren. Ein Spionage-Krimi also? War die Ermordung der beiden Fischer ein ausgefeilter Plan der Geheimdienste? Wohl kaum. Denn die neueste Forschung geht davon aus, dass die beiden Grenzbeamten gar nicht wussten, auf wen sie da feuerten. Wawra und Bendedikt wurden am Friedhof von Breclav beigesetzt.
Quellen: Verein zur Erhaltung der Ruine Kollmitz; Stadtgemeinde Raabs; Günter Antony; Ö1 "Tod an der Grenze"
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