Fünf ungelöste Rätsel aus dem Bezirk Waidhofen

Das Klinger-Mausoleum verbirgt ein dunkles Geheimnis. | Foto: GüntherZ
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BEZIRK WAIDHOFEN. Dunkle Legenden, düstere Geheimnisse, tragische Romanzen und Mord: das sind die fünf ungeklärten Rätsel aus dem Bezirk Waidhofen.

1. Klinger oder Orlov - wer schoss zuerst?

Ein Streit, zwei Schüsse und ein Selbstmord bilden die Klinger-Tragödie. Hugo von Klinger von Klingerstorff gehörte damals die Burg Raabs. Der reiche Textilindustrielle war mit Sybille von Spiegelfeldt verheiratet, die er während des ersten Weltkriegs in einem Lazarett in Troppau kennenlernte.

Sybille jedoch erkrankte 1925 an einer Lungenkrankheit. Bei einem Kuraufenthalt in Meran lernte sie den Russen Cyrill Orlov kennen und verliebte sich. Sie gestand ihrem Mann die Affäre, ohne diese jedoch zu beenden. Am 2. Juni 1926 trafen sich Klinger und Orlov in einem Wald nahe der Burg. Was genau damals passiert ist, weiß man heute nicht mehr genau: Klinger wurde in die Brust geschossen, Orlov in den Arm. Doch wer zuerst den Abzug betätigte ist nicht restlos geklärt. Nach damaligen Zeitungsberichten dürfte es Orlov gewesen sein, der Klinger von hinten mit seinem Revolver in die Brust schoss. Klinger drehte sich daraufhin um und feuerte mit seinem Jagdgewehr auf Orlov und verwundete ihn schwer am Arm.

Als die Gendarmerie Sybille am 3. Juni 1926 zum Untersuchungsrichter bringen wollte, ging diese ins Nebenzimmer und erschoss sich. Orlov starb am 15. Juni im Krankenhaus Waidhofen an einer Lungenentzündung. Klinger überlebte schwer verletzt und ließ das nach ihm benannte Mausoleum nahe der Burgruine Kollmitz zum Gedenken an seine Frau errichten.

Erdstall
Die besterhaltenen Erdställe findet man im Waldviertel. (Foto: Archiv)

2. Wer baute die mysteriösen Erdställe - und wozu?

Sie sind dunkel, eng, kalt und feucht, trotzdem wurden in mühevoller Handarbeit bis zu zwanzig Meter lange Tunnel in den felsigen Boden des Waldviertels gehauen. Welchem Zweck dienten die Tunnel und Gänge? Wie haben es die Erbauer im 12. Jahrhundert geschafft sie trotz der extremen Bedingungen derart präzise in die Felsen zutreiben? Die mysteriösen Erdställe geben Forschern bis heute Rätsel auf.

Die Stollen in Ulrichschlag sind ein Paradies für Forscher - sie zählen nämlich zu den am besten erhaltenen und größten in ganz Europa. Doch der Zweck ist nach wie vor unklar: als Verstecke sind sie wegen der nicht besonders bequemen Bedingungen langfristig nicht vorstellbar - vor allem wäre es für potentielle Feinde ein leichtes die Tunnel auszuräuchern. Nur so viel ist sicher: Von der Annahme, es könnte sich um Kultplätze handeln, hat man sich mittlerweile verabschiedet.

Reicht
Sogar der Vitiser Pfarrer hatte irgendwann die Nase gestrichen voll vom dauernden Gadorf-Bashing.

3. Warum hassten die Vitiser die Gadorfer so sehr?

Gadorf? Nie gehört! Tatsächlich bestand das heutige Vitis bis 1905 aus zwei Teilen: Vitis und Gadorf. Verbunden hat die beiden Orte wenig - vielmehr pflegte man eine innige Feindschaft. Im 17. Jahrhundert war man sich derart feindlich gesinnt, dass man auch vor Gewaltakten nicht zurückschreckte. Wiederholt sperrten die Vitiser die Gadorfer in das Gemeinde-Gefängnis.

Als einmal der Richter von Gadorf für einen der unrechtmäßig Gefangenen vorsprach, blühte ihm das gleiche Schicksal und er landete im sogenannten Kotter. Mehrere Beschwerden von Gadorfern an ihre Obrigkeit in Schwarzenau sind überliefert. Pfarrer Strigel hatte irgendwann die Gewalttätigkeiten so satt, dass er sich nach Dobersberg versetzen ließ.

Doch was war die Ursache für die offen ausgelebte Feindschaft? Gadorf war Schwarzenau Untertan, während Vitis eine kaiserliche Pfarre war. Vermutlich dürfte es zu einer schwierig zu lösenden Vermischung von Gründen gekommen sein.

4. Der Fluch von Burg Raabs

Auf der Burg Raabs soll ein Fluch liegen: den Burgherren soll nämlich nur ein besonders kurzes Leben vergönnt sein. Urheber des Fluchs ist laut Legende ein Raubritter der nahen Burg Kollmitz. Man pflegte nämlich eine intensive Feindschaft zwischen den Burgherren Raabs und Kollmitz. Vor allem letztere sollen des öfteren zu eher unlauteren Mitteln gegriffen haben um sich zu bereichern. Das Raubrittertum gefiel den Raabsern natürlich nicht, und sie gingen immer wieder gegen die Schurken vor. Irgendwann hatte einer der Kollmitzer Raubritter die Nase voll und verfluchte die Burgherren von Raabs, sie mögen alle nur ein kurzes Leben haben.

Zugegeben: in der Geschichtsforschung lässt sich zum Fluch der Burg Raabs nichts finden. Auch in der Chronik der Burg Raabs lassen sich keine Hinweise auf ein besonders kurzes Leben der Burgherren finden. Aber dafür ein anderes Detail: offenbar waren auch die Raabser nicht immer ganz unschuldig - zur Not griffen auch sie auf Plünderungen und Raubzüge zurück.

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Josef U. wurde von seiner Geliebten mit Schüssen aus einer Browning niedergestreckt.

5. Tod in der Sommerfrische: Romeo und Julia oder heimtückischer Mord?

Der Romeo in folgender Geschichte wird als "bäuerliche Natur, wie sie nur im Waldviertel leben" beschrieben. Außerdem soll er für tragische Romantik keinen Sinn gehabt haben - das dürfte ihn am Ende das Leben gekostet haben.

Hildegard L. verliebte sich in der Zwischenkriegszeit auf den ersten Blick in den gut gebauten Josef U. aus Waidhofen. Die beiden hatten sich während eines Urlaubsaufenthalts Hildegards kennengelernt. Es begann eine leidenschaftliche Affäre. Nach Hildegards Abreise besuchte Josef seine Geliebte oft in Wien - bis sich herausstellte, dass Hildegard zwar geschieden war, aber nach wie vor eine Affäre mit ihrem Ex-Mann hatte.

Die Familie Josefs - wohlhabende Geschäftsbesitzer - waren mit der Liaison überhaupt nicht glücklich und Josefs Vater enterbte den kräftigen 24-Jährigen. Josef wollte daraufhin die Beziehung mit Hildegard beenden, doch das gefiel der 25-jährigen gar nicht. Sie besuchte ihn in Waidhofen und gemeinsam machten die beiden eine Motorradausfahrt, von der Josef nicht mehr zurückkehren sollte.

Was während der Ausfahrt geschah, ist nicht restlos geklärt. Fix ist nur: Hildegard hatte ihre Browning mitgebracht und Josef mit mehreren Schüssen niedergestreckt. Daraufhin schoss sich Hildegard ebenfalls mehrmals selbst in die Brust, bevor sie zusammenbrach. Josef war sofort tot, Hildegard konnte aber gerettet werden.

Vor Gericht behauptete die Täterin, sie hätten - ganz wie in Shakespeares Drama - beide gemeinsam in den Tod gehen wollen. Josefs Familie bezweifelte die Version: Josef habe Angst vor der 25-Jährigen gehabt - die in ihrem Umgang mit Männer als nicht gerade zimperlich galt. Dennoch: Hildegard wurde freigesprochen. Zwar waren sich die Geschworenen fast einig, dass es sich um Mord handelte, aber auch, dass sie im Zustand der "Sinnesverwirrung" gehandelt habe. Sie musste lediglich ein Bußgeld von 20 Schilling wegen unerlaubtem Waffenbesitz bezahlen.

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Quellen: Verein zur Erhaltung der Ruine Kollmitz; Stadtgemeinde Raabs; 850 Jahre Vitis, OSR Franz Binder; "Ein Aufsehen erregender Mordfall in der Sommerfrische" von Mag. Werner Neuwirth

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