Der Bezirk Waidhofen am Weg nach oben

Harald Hitz ist Zeitzeuge, Historiker und Geograph.
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BEZIRK WAIDHOFEN. Wo 1989 noch ein Grenzzaun mit Wachtürmen war, passieren heute Radfahrer ungehindert die Grenze, wo früher im Betonwerk geschuftet wurde, steht heute ein modernes Einkaufszentrum mit tausenden Kunden pro Tag, wo früher Pflaster verteilt wurden, findet man heute moderne Versorgung bei psychischen Erkrankungen. Wie das ganze Bundesland hat sich auch der Bezirk Waidhofen seit dem Fall des Eisernen Vorhangs entwickelt. Die BEZIRKSBLÄTTER auf den Spuren der Veränderung.

Rudolf Mayer lebt in seiner Gemeinde bis heute an der Grenze - mit der Situation vor 28 Jahren hat das heutige Raabs aber nicht mehr viel zu tun. Der heutige Stadtchef, damals in seinen frühen 20ern, erinnert sich an die Randlage: "Das ging teilweise so weit, dass in Tschechien genau entlang der Grenze Parallelwege gebaut wurden, damit man sie noch besser überwachen konnte." Die Wege gibt es jetzt zum Teil immer noch, nur werden sie von Touristen von beiden Seiten genutzt - das grenzüberschreitende Radfahren boomt.

Natürlich hat sich in Raabs viel getan: moderne Wasserversorgung, Straßen wurde saniert, aber das wichtigste Ereignis bleibt der Fall des Eisernen Vorhangs. "Wir waren damals überrascht, wie schnell das Regime gefallen ist. Anfangs war die Euphorie groß, aber die hat sich nur teilweise erfüllt". Dennoch ist für Mayer klar, dass der Weg nach oben geht: "Die Grenzöffnung hat die Landesausstellung möglich gemacht, wir passieren die Grenze in Schaditz ohne Probleme, wir haben unsere Nachbarn kennengelernt und auch wenn es bei vielen älteren noch Ressentiments gibt, sind die Menschen viel offener geworden".

Medizin und Kultur im Höhenflug

Harald Hitz ist Historiker, Zeitzeuge und arbeitet immer wieder an Studien über seine Heimatstadt Waidhofen - und beobachtet jede Entwicklung genau. Einen deutlichen Aufschwung erlebte laut dem Wissenschafter die medizinische Versorgung im Bezirk: "Früher gab es deutlich weniger Fachärzte. Auch medizinische Leistungen wie Physiotherapie oder ein Wahlarzt waren in den 80er-Jahren noch sehr exotisch". Ähnlich verlief die Entwicklung im Bildungsbereich: die Auswahl an Schulen sei heute vielfältiger als vor einigen Jahrzehnten.

Auch die Gastronomie habe einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht: "Da wurden in den letzten Jahren neue Maßstäbe gesetzt", so Hitz. Natürlich sei es um manche Lokale schade, aber wenn er an die Zustände in manchen Gaststuben von damals zurückdenke, hätten diese heute ohnehin keine großen Chancen mehr.

Ähnlich verhält es sich mit der Kultur in Waidhofen, auch hier ist das Angebot deutlich größer als noch vor 20 oder 30 Jahren. Das hat laut Hitz einen einfachen Grund: In der Zeit der starken Zuwanderung in den 80er-Jahren waren viele junge Menschen in Waidhofen mit dem Hausbau beschäftigt. "Die hatten damals kein Geld um es für Kultur auszugeben. Heute natürlich schon". Und auch wenn Waidhofen nach der Einschätzung des Historikers gegenüber Horn, Gmünd und Zwettl etwas abgerutscht ist und es nach wie vor große Probleme in der Innenstadt habe sich das Stadtbild in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert.

Was den ehemaligen AHS-Lehrer besonders freut: viele junge Waidhofner entdecken ihre Liebe zu älteren Wohnhäusern. "Nehmen Sie die Nordsiedlung. Die Häuser dort wurden in den 50er-Jahren gebaut und heute werden sie wieder von vielen jungen Menschen genutzt."

Zur Sache: Das hat sich seit 1989 im Bezirk verändert

• Die Einwohnerzahl des Bezirks hat sich von 28.607 auf 26.370 verringert, die Bezirkshauptstadt ist dagegen leicht von 5.555 Personen auf 5.639 Einwohner gewachsen

• das Bruttoregionalprodukt stieg pro Person im Waldviertel seit dem Jahr 2000 von 16.700 Euro auf 26.800 Euro

• 21. Dezember 2007: Keine Grenzkontrollen mehr nach Tschechien

• das durchschnittliche Bruttoeinkommen eines Arbeitnehmers ist im Bezirk von 21.522 Euro im Jahr 2003 auf 28.810 Euro gestiegen

• die Zahl der Beschäftigten ist von 5.912 (1990) auf 9.616 (2017) gestiegen

• fast vollständiger Neubau des Krankenhauses in den frühen 90er-Jahren

• Öffnung des Grenzübergang Fratres 1991

Harald Hitz ist Zeitzeuge, Historiker und Geograph.
Vom Grenzzaun zur ehemaligen Tschechoslowakei existieren heute nurmehr Teile - die ehemaligen Patrouillenwege werden heute für den Tourismus genutzt. | Foto: Cuchulainn

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