"Wels ist mehr als die Innenstadt"
Wirbel um Event-Flut in der Welser City
Der Welser Bürgermeister und das städtische Marketing zeigen sich erfreut: Besucherzahlen und Geschäftseröffnungen scheinen den Kurs zumindest in der Innenstadt zu bestätigen. Doch die ÖVP äußert Kritik - man habe auf den Rest von Wels vergessen.
WELS. Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) und Peter Jungreithmair, Marketing und Tourismus-Geschäftsführer, gaben ein erfreuliches Ergebnis für die Wirtschaft bekannt: Die Frequenz der Innenstadtbesuche sei gestiegen: "Wir haben den Menschen Möglichkeiten geschaffen, um ihr Geld auszugeben", so Rabl. Der Leerstand an Geschäftsflächen sei so gering wie noch nie und sogar Linzer kämen zum Shoppen. Der Mix aus Angebot, Ambiente und Veranstaltungen scheint zum Erfolgskonzept zu werden.
"Brot und Spiele" für Wels
Doch nun meldet sich die Opposition zu Wort. Das Bild des Welser Aufschwungs sei schief. Laut Wirtschaftsstadtrat Martin Oberndorfer (ÖVP) übersehe das Welser Marketingkonzept die anderen Stadtteile, überflute stattdessen die Innenstadt mit Events. "Beim Stadtmarketing geht es nicht darum, der Bevölkerung ‚Brot und Spiele‘ zu bieten. Ziel muss es vielmehr sein, die gesamte Stadt attraktiver zu gestalten denn Wels ist nicht nur die Innenstadt", so Oberndorfer. Bewohner sowie Handel und Gastronomie bräuchten Verschnaufpausen. Denn: Die Mega-Events "saugen den Gastronomen anderer Stadtteile die Kunden ab". Dazu kommt, dass große Events die Infrastruktur der Stadt sperrten. "Ich begrüße jede Image-Aktivität und wir sind da super aufgestellt", lobt der Leiter der Welser Wirtschaftskammer, Thomas Brindl, das Welser Marketing. Aber auch er bestätigt: "Die Kaufleute in der Innenstadt melden schon, dass sie ihre Geschäfte bei Groß-Events früher schließen."
Kritik der Wirte
„Die Innenstadt zu beleben ist recht und schön, wir dürfen aber nicht auf die Stadtteile und die dortigen Wirte vergessen“, reiht sich der Bezirkswirtesprecher und Inhaber des Lokals Gösser Bauer, Josef Bauer, ein. "Wir leiden zunehmend an der Vielzahl von Events in der Innenstadt, ohne nachhaltigen Mehrwert für die Gastronomie. Zu den Wochenenden platzen wir aus allen Nähten, wochentags herrscht zum Teil gähnende Leere", pflichtet Astrid Pöcherstorfer, Vorsitzende des Welser Wirterings und Betreiberin der Pizzeria Olivi in der Innenstadt, bei.
Qualität statt Quantität
Oberndorfer und Brindl zeigen sich aber auch mit dem Stadtmarketing einig: Die bisher gefahrene Schiene ziehe: "Die Stärkung der Innenstadt und die Befeuerung der 'Marke Wels' waren wichtige und richtige Schritte – man hat hier einen guten Job gemacht", so Oberndorfer, der keine Kritik am Marketing an sich üben will. Ihm gehe es um den Blick in die Zukunft und um "Nachjustierungen". "Weniger ist manchmal mehr, und man kann sich die eine oder andere Veranstaltung sparen, um dafür in die Wirtschaftskraft der anderen Stadtteile zu investieren", so der Wirtschaftsstadtrat. Wirtering-Vorsitzende Pöcherstorfer unterstreicht: „Viele dieser Veranstaltungen sind sicher gut gemeint, bringen uns aber nichts. Wir brauchen wieder mehr Luft für Eigenveranstaltungen, denn das Geld soll in der Region bleiben und nicht an Marktbeschicker außerhalb der Tourismusregion gehen."
Kein Verständnis für Kritik
"Es wurden weder Vorschläge unterbreitet, noch Initiativen in diese Richtung gestartet", wehrt sich Bürgermeister Rabl, der die nun aufkommenden Forderungen der ÖVP ganz und gar nicht verstehen will. Auch Jungreithmair bestätigt: "Es hat keinen Auftrag für die anderen Stadtteile gegeben – unser Fokus lag gezielt auf einer Stärkung der Innenstadt, und dieses Ziel haben wir erreicht." Aber Oberndorfer kontert: "Ich habe meine Meinung immer wieder kundgetan und Stellung bezogen." Doch der Bürgermeister reagiert prompt und beruft kurzerhand einen Wirtegipfel für den 7. März ein, denn: Ihm würden die Lokalbetreiber Gegenteiliges melden. Und das einen Tag nach dem Runden Tisch der Welser Gastronomie in der Wirtschaftskammer.
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