Festliche Übergabe
Eine Schützenfahne kehrt heim nach Südtirol

Die alte Standschützenfahne aus dem Ultental wurde in Innsbruck wieder entdeckt und zurückgegeben. | Foto: BTSK / Die Fotografen
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  • Die alte Standschützenfahne aus dem Ultental wurde in Innsbruck wieder entdeckt und zurückgegeben.
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Nach Jahrzehnten kehrt eine kleine Fahne endlich wieder heim ins Südtiroler Ultental. Der Festakt fand in Innsbruck statt.

Umrahmt von einem Schützenempfang vor der Kaiserlichen Hofburg, einer Heiligen Messe in der Innsbrucker Hofkirche mit Kranzniederlegung am Grabmal Andreas Hofers und einem Empfang im Volkskunstmuseum lud der Verband Tiroler Schützen in Kooperation mit den Tiroler Landesmusseen und dem Land Tirol  zur festlichen Fahnensegnung und Fahnenübergabe. Die nach dem I. Weltkrieg durch das Tiroler Volkskunstmuseum verwahrte Standschützenfahne aus dem Ultental wurde feierlich an das 2020 wiedergegründete Schützenbataillon Ulten übergeben.

Wiederentdeckung

Nach dem I. Weltkrieg wurden über 40 Fahnen aus Südtirol „zur treuhändischen Verwahrung“ nach Tirol gebracht und im Tiroler Volkskunstmuseum sowie im Kaiserschützenmuseum gelagert. Nach dem II. Weltkrieg wurde damit begonnen, diese Fahnen wieder nach und nach zurück zu geben. Es war eine große Überraschung, als im Zuge von Vorbereitungen für die Neuaufstellung des Volkskunstmuseums eine weitere Fahne im Museum wiederentdeckt wurde. Zu diesem Zeitpunkt galt die Rückführung der Fahnen doch bereits als abgeschlossen.
Warum die letzte Fahne aus dem Ultental in Innsbruck verblieben ist, bleibt unklar. Diese „grün-weiße Fahne aus Seide mit Goldborten“ zeigt auf der einen Seite den Tiroler Adler mit der Umschrift „K.K. Standschützenbataillon Ulten im Weltkriege“. Auf der Kehrseite ist im Oval eine Scheibe mit zwei gekreuzten Scheibenstutzen, darunter ein Pulverhorn und der Schriftzug „Üb’ Aug’ und Hand für’s Vaterland“ zu erkennen.

Die Fahne wurde im Rahmen eines feierlichen Festakts gesegnet. | Foto: BTSK / Die Fotografen
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Euregio-Projekt

Es war geplant, diese Fahnenübergabe als Euregio-Projekt unter der Tiroler Präsidentschaft 2020 durchzuführen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste dieser Termin allerdings mehrmals verschoben werden. Der jetzige Landeskommandant der Tiroler Schützen, Mjr. Thomas Saurer, setzte sich intensiv für eine würdevolle Übergabe ein und unterstützte die Südtiroler Kammeraden bei der Weidergründung des Schützenbataillons Ulten. Ebenso konnte zwischenzeitlich ein nahezu gleiches Duplikat der Fahne hergestellt werden, um das Original zu schonen und den längerfristigen Erhalt zu gewährleisten.

Feierliche Übergabe

Den Auftakt zu dieser Übergabe stellte ein Schützenempfang vor der Hofburg mit gelungener Salve der Ehrenformation des Bataillons Ulten, begleitet von der Musikkapelle St. Walburg Ulten, dar. Das Abschreiten der angetretenen Formationen wurde durch die Landeskommandanten aus Tirol, Mjr. Thomas Saurer, Südtirol, Mjr. Roland Seppi, und Welschtirol, Mjr. Enzo Cestari, sowie durch den Vertreter des Landes Tirol, Nationalrat Hermann Gahr, und dem Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums, Dr. Karl C. Berger, vorgenommen. Im Anschluss an die Heilige Messe nahmen die Formationen vor der Kaiserlichen Hofburg erneut Aufstellung um unter dem Gesamtkommando von Viertel-Kommandant Mjr. Andreas Raass die Segnung und Übergabe der Fahne durchzuführen.

Fahnenkuss

Neben der Segnung stellte dabei der sogenannten „Fahnenkuss“ das zentrale Element dar. Bei diesem berührt die historische Fahne die neue Fahne. Dieser symbolische „Kuss“ dient dazu, die geschichtliche Verbundenheit auszudrücken. Anschließend erwiesen auch die höchsten Fahnen der drei Schützenbünde und die fünf Kompaniefahnen des Bataillons Ulten der alten und neuen Bataillonsfahne die Ehre.

"Fahnenkuss" durch die Berührung der neuen mit der alten Fahne. | Foto: BTSK / Die Fotografen
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Gemeinsame Ziele

Mit dem heutigen Tag konnte schließlich die Fahne dem Schützenbataillon Ulten übergeben werden – als übrigens letzte Schützenfahne, die sich im Tiroler Volkskunstmuseum befand.
„So werden die historische und neue Fahne immer daran erinnern, dass 100 Jahre nach der Zerreißung Tirols und viele Jahrzehnte, die es für die Rückgabe benötigten, nie die Zeit die Schuld trägt, sondern dass immer die Menschen die Verantwortung tragen, für Aufarbeitung, für den Zusammenhalt und für gemeinsame Ziele einzustehen", so Thomas Saurer.
„Mit diesem Akt der Übergabe, der nicht nur Corona-bedingt zwei Jahre später passiert, sondern eigentlich Jahrzehnte später, werden wir an den Grund für die 'treuhändische Verwahrung' durch das Tiroler Volkskunstmuseum, eben an die Umstände und Auswirkungen unserer leidvollen Geschichte, an Krieg und Leiden erinnert. So bekräftigen wir heute mit dieser Rückgabe und diesem gemeinschaftlichen Zusammentreffen aller Schützenbünde des historischen Tirols unsere Zukunftsorientierung und unser aller Engagement für die geistige und kulturelle Einheit des ganzen Landes.“

Mehr Infos: https://www.tiroler-schuetzen.at/php/portal.php
www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

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