100-Jahr-Jubiläum
Feierliche Glockenweihe in Axams am 30. März 1924

Ein historisches Bilddokument aus dem Jahr 1924, das sogar mit Inschrift versehen ist und sich im Archiv von Elisabeth Zorn befindet. | Foto: Archiv Elisabeth Zorn
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  • Ein historisches Bilddokument aus dem Jahr 1924, das sogar mit Inschrift versehen ist und sich im Archiv von Elisabeth Zorn befindet.
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Am 30. März 2024 jährt sich zum 100. Mal der Tag der Glockenweihe in Axams, der in festlicher Form begangen wurde.

Elisabeth Zorn aus Axams hat in ihrem Archiv viele Belege dafür gefunden, dass dieser Anlass am Sonntag, dem 30. März 1924 besonders festlich begangen wurde. Darunter befindet sich auch ein Zeitungsartikel, der am Montag, dem 31. März 1924 im "Tiroler Anzeiger" erschienen ist. Hier ist der Artikel im Original (inkl. damalige Rechtschreibung, Zwischentitel eingefügt), der die Geschenisse treffend beschreibt.

Sieben Glocken aus Reutte

Am Freitag, im Glanze eines sonnigen Frühlingstages, kamen die langersehnten sieben Glocken an von Hahn und Adler in Reutte, fünf für die Pfarrkirche und zwei für die Schmerzen-Maria-Kapelle am Baderbichl. Mit großen Mühen mußte die Überführung , besonders durchs Birgitzer Moos, bei den aufgeweichten Wegen bewerkstelligt werden. Bei der Baderbichl-Kapelle war Empfang und geistl. Rat Pfarrer Kogler begrüßte die schön gelungenen Glocken in ihrem grünen und blumigen Schmucke. Am Samstag abends war Zapfenstreich durchs herrlich geschmückte und beflaggte Dorf sowie Beleuchtung des kühn und festlich geschmückten hohen Turmes. Herrlich leuchteten die Zieraten am Standort der Glocken.

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1924 – es zeigt die Abholung der Glocken vom Innsbrucker Bahnhof (siehe auch nächstes Bild). | Foto: Archiv Elisabeth Zorn
  • Eine Aufnahme aus dem Jahr 1924 – es zeigt die Abholung der Glocken vom Innsbrucker Bahnhof (siehe auch nächstes Bild).
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Pöllerknall und Musikweisen

Sonntag früh war Tag-Reveille (Weckruf; die Red.), um 12 Uhr fuhr der hochwürdigste Bischof Dr. Sigmund Weiß mit Sekretär Lechleitner und anderen Festgästen unter Pöllerknall und Musikweisen ins Dorf ein und wurde am Baderbichl feierlich begrüßt. Der Festzug mit Musik, Schützen, Feuerwehr, Kranzmädchen und -Jungfrauen bewegte sich bis in den Pfarrhof. Nach kurzer Pause war feierlicher Einzug in die innen und außen schön dekorierte Pfarrkirche, worin der vorbereitete Teil der Glockenweihe stattfand.

Zu diesem Bild gibt es auch eine handschriftliche Anmerkung von Alois Zorn: "Diese Aufnahme stammt aus dem Jahre 1924, als die neuen Glocken vom Bahnhof Innsbruck abgeholt wurden, Fahrt durch die Stadt. Der Schütze neben der Glocke ist Anton Singer, Schützenkommandant von Axams. | Foto: Archiv Elisabeth Zorn
  • Zu diesem Bild gibt es auch eine handschriftliche Anmerkung von Alois Zorn: "Diese Aufnahme stammt aus dem Jahre 1924, als die neuen Glocken vom Bahnhof Innsbruck abgeholt wurden, Fahrt durch die Stadt. Der Schütze neben der Glocke ist Anton Singer, Schützenkommandant von Axams.
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Sinnreiche Weihe

Darauf erfolgte gegenüber der Johanneskapelle die sinnreiche Weihe der Glocken inmitten einer großen Menschenmenge aus Axams und Umgebung. Dem Bischof assistierten zwei Ortskinder, Pfarrer Jordan aus Steinach und Probsteikooperator Töpfer aus Innsbruck als Leviten sowie noch 16 geistliche Herren.
Darauf war in der Kirche Festansprache des Bischofs, worin er in seiner geistvollen, eindringlichen Art die Ueberschrift vom Glockenband behandelte: „Wir sind Stimmen Gottes und Stimmen der Menschen.“ Daran schloß sich feierliche Segensandacht, gehalten vom Dekan Strobl aus Zams, dem alten Freunde des Axamer Pfarrers. Die Feier wurde hervorragend verschönert durch den Gesang des Pfarrchores unter der Leitung des Herrn Oberlehrers Apperl, sowohl bei den Zeremonien als auch durch ein weihevolles, zarte Ave-Glockenlied in der Kirche.


Friede sei ihr erst Geläute

Während des von den Glockenpatinnen spendierten Festmahles beim „Neuwirt“ toastierte der Obmann des Glockenkomitees, Gemeindearzt Dr. Haidegger, auf die Patinnen, Konsilarius Kogler auf den Bischof, der eigens von Feldkirch und zur Glockweihe hereinkam, der Bischof selber feierte Pfarrer Kogler und gratulierte ihm zur fürstbischöflichen Ratsernennung sowie der Gemeinde zum gelungenen Fest.
Das Wetter war nicht besonders freundlich, aber das herrliche Fest brachte doch lichte Freude und helle Begeisterung in alle Herzen – eine frohe Entschädigung für die vielen Mühen und Auslagen der Glockenbeschaffung. Am Dienstag sollen die Glocken ihren ersten Gruß ertönen lassen. „Friede sei ihr erst Geläute“, war der Herzenswunsch des Seelsorgers der großen Pfarrgemeinde.

Im Jahr 1948 wurden nach dem 2. Weltkrieg neue Glocken nach Axams geliefert. | Foto: Archiv Elisabeth Zorn
  • Im Jahr 1948 wurden nach dem 2. Weltkrieg neue Glocken nach Axams geliefert.
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Ergänzung

Bereits im Jahr 1919 waren zwei Glocken "aus dem Krieg heimgekehrt". In der Zeitschrift "Neue Tiroler Stimmen" (Nr. 222, 59. Jahrgang) vom Montag, 29. September 1919, ist dazu folgender Artikel erschienen:

Axams (Neue Glocken) Am 25. d. M. wurden im Wiltener Kloster die ersten zwei Glocken für die Axamer Pfarrkirche vom Hochwst. Abt Adrian geweiht. Als Patinnen hielten je ein Töchterlein vom Hanserbauern und vom Gärbermeister ihre zarten Kinderhände grüßend und gelobend an die heißersehnten Glocken. Wie kein anderes Dorf der Umgegend war die große Pfarre Axams durch eine falsche und rücksichtlose Militärgewalt um sämtliche Turmglocken gekommen. Nur ein Kapellenglöcklein und eine tscheppernde Eisenbahnschiene kündeten Freud und Leid, Feste und Trauer und die eilende Zeit. Man begreift die Freude, mit der man diese zwei „Heimkehrer“ empfing. Am Baderbichl wurden sie durch Kindermund in sinnigen
Versen begrüßt und dann schön geziert zu ihrer Heimstätte geführt, begleitet vom frohen Volk. Die größere (500 Kilogramm) ist dem Hl. Georg und Florian geweiht, „zum Schutz vor Feuers- und Feindesgefahren“, die andere (276 Kilogramm) ist dem zweiten Kirchenpatron Johannes Evangelist geweiht zur Erhaltung von „Glaube und Liebe“. Das erstemal erklangen sie am Samstag den 27. d.M. als Gruß an Unsere Liebe Frau.

Weitere Geschichte

Auch die fünf Glocken, gegossen von Hahn und Adler in Reutte, die 1924 geweiht wurden, mußten im 2. Weltkrieg wieder in die "Kriegsmetallsammlung". Das gegenwärtige Geläute, bestehend aus fünf Glocken wurde 1948 in der Glockengießerei Oberascher in Salzburg gegossen und 1965 elektrifiziert.

Weitere Infos über die Pfarre Axams finden Sie HIER
Weitere Berichte aus der Region: www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

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