Sigrid Jordan: "Todesangst – aber wir haben überlebt!"

Hoffnungsträger:  Sigrid Jordan mit ihren Neffen Jakob, Oliver und Felix, die hier keine Resignation aufkommen lassen, sondern mit anpacken!
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  • hochgeladen von Manfred Hassl

Sigrid Jordan ist eine starke Frau, die fest im Leben steht und manchmal auch unbequeme Wege geht. So wollte sich die begeisterte Musikantin vor geraumer Zeit mit der Auflösung der Musikkapelle nicht abfinden, trat selbst das Amt als Obfrau an und positionierte die Kapelle wieder im Musikbezirk. Die Musik wird nach einer Woche in Schlamm und Dreck, ohne Strom und sonstige Annehmlichkeiten die ersten Momente der Ablenkung bringen. Kapellmeister Willi Kapferer „befahl“ der Obfrau die Anwesenheit bei der nächsten Musikprobe. „Da werde ich dabeisein“, so die Saxophonistin. „Schließlich ist Anfang Juli das Bezirksmusikfest in Kematen – die Musikkapelle Sellrain wird dort aufspielen!“

Blick nach vorn

Sigrid Jordan blickt, so weit es die Situation zulässt, nach vorne und erhält Hilfestellung auf breiter Basis: „Meine Schwestern sind mit ihren Familien hier. Auch meine drei Neffen Jakob, Oliver und Felix packen mit an. So viele Helfer sorgen dafür, dass es weitergeht – ich kann im Moment gar nicht sagen, wie dankbar ich ihnen allen bin.“

Kampf ums Überleben

Sigrid Jordan kam am Katastrophenabend aus dem Urlaub in Jesolo zurück. Die entspannte Stimmung sollte unmittelbar nach der Rückkehr einem Kampf ums Überleben weichen. „Ich wohne derzeit im zweiten Stock. Als es sich abzuzeichnen begann, dass der Bach über die Ufer treten könnte, habe ich gedacht, dass ich hier in Sicherheit bin. Ich habe aus dem Fenster geschaut und konnte nicht glauben, was ich sah. Der ersten Welle, die Steine, Bäume, schwere Heuballen und sonstiges Material anschwemmte, folgten immer weitere Fontänen.“
Mittlerweile war es für die Flucht zu spät, so Sigrid Jordan weiter: „Das Wasser stand bereits im Stiegenhaus, der Keller war überschwemmt, es schien keinen Ausweg mehr zu geben. Ich habe mich an den Küchentisch gesetzt und hatte nur mehr einen Gedanken: Wenn es jetzt aus ist, soll es wenigstens schnell gehen!“

Fluchtweg ins Freie

Mitten im tobenden Inferno hatten aber nicht alle die Hoffnung aufgegeben. Ein Nachbar fand für alle einen Fluchtweg und holte auch Sigrid Jordan aus dem Haus. Sie ist sich trotz des riesigen Schadensausmaßes – alles, was sich in den unteren Stockwerken und in der Garage befunden hatte, wurde vollständig zerstört – sicher: „Ich hatte Glück – die Wohnung im zweiten Stock ist unversehrt. Manche haben alles verloren. Aber wir haben überlebt. Jetzt wäre es schön, wenn es Strom geben würde. Vielleicht gibt es auch bald wieder eine Waschmaschine!“

Es ist der Moment, an dem man Notizblock und Kamera einpackt und leise geht. Wenn man nichts beizutragen hat als platte Phrasen à la „das Leben wird weitergehen“, dann sollte man jenen nicht länger im Weg stehen, die dafür sorgen, dass diesen Menschen neue Hoffnung gegeben wird.

Hoffnungsträger:  Sigrid Jordan mit ihren Neffen Jakob, Oliver und Felix, die hier keine Resignation aufkommen lassen, sondern mit anpacken!
Der Morgen danach: Felsen, Steine, Schlamm, Bäume und Heuballen – das Schadensausmaß ist auch eine Woche später noch kaum überschaubar! | Foto: zeitungsfoto.at
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