Karlsplatz
Die Spielwiese der Nachtschwärmer
Am Wochenende wurden die Party-Hotspots in Wien vermehrt kontrolliert. Die Stadt setzt auf Deeskalation. Am Karlsplatz ist das Müllproblem das vorherrschende Thema. Während der Rektor der Karlskirche die Chance für Gespräche nutzen will, fordert die ÖVP Wieden Videoüberwachung.
WIEN/WIEDEN. Der Karlsplatz ist derzeit das Sorgenkind des 4. Bezirks. Der Grund dafür sind die zahlreichen Menschen, die vor allem am Wochenende bei warmen Temperaturen den Bereich rund um den Teich nutzen, um sich mit Freunden zu treffen. Das hat schon in den vergangenen Jahren einige Probleme mit sich gebracht, etwa Lärmbelästigung und liegen gebliebenen Müll.
Aufgrund der Corona-Pandemie und der derzeit noch geschlossenen Nachtgastronomie hat sich das Problem weiter verschärft. Nachdem es vor zwei Wochen sogar zu Angriffen auf Polizeibeamte gekommen war, sprach die Landespolizeidirektion Wien ein Betretungsverbot für den Bereich des Resselparks aus. Dieses wurde jedoch tags darauf wieder aufgehoben.
1.000 beschlagnahmte Alkoholika
Zu erneuten Platzverboten und weiteren Ausschreitungen will es Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) künftig nicht kommen lassen. Die Stadt setzt mit "Awareness-Teams" auf Deeskalation. Am vergangenen Wochenende waren die zivilen Teams erstmals unterwegs. Kontrolliert wurde neben dem Resselpark und dem Karlsplatz auch der Donaukanal. Dabei wurden seit Donnerstag mehr als 1.000 Dosen Bier, Jägermeister, Wodka und andere Spirituosen beschlagnahmt und die Händler angezeigt.
Bei den Kontrollen konzentrierten sich die Teams besonders auf den illegalen Verkauf von Getränken und die Nutzung von Musikanlagen im öffentlichen Raum. Durch den illegalen Verkauf steigt das Müllaufkommen. Von den günstigen Preisen würden Personengruppen angelockt und der Jugendschutz werde nicht berücksichtigt, erklärt dazu Walter Hillerer, Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen.
ÖVP Wieden fordert Videoüberwachung
Johannes Pasquali, Obmann der ÖVP Wieden, begrüßt prinzipiell die "Awareness-Teams" als Deeskalationsmaßnahme. Er gibt aber zu bedenken, dass der Bereich vor der Karlskirche schon in den Jahren vor der Pandemie immer wieder Schauplatz von illegalen Partys gewesen sei. Das Ergebnis: liegen gebliebener Müll, Unrat und Sachbeschädigung (die bz berichtete).
"Einmal mehr wiederholen wir unsere Forderung nach einer Videoüberwachung des Platzes um die Karlskirche. Bis dato waren Rot, Grün und Neos immer dagegen. Ich hoffe, diese Gewaltexzesse bringen ein Umdenken im Sinne der Sicherheit und des Respekts vor einem Gotteshaus", so Pasquali.
Bezüglich des Müllproblems hat der Bezirk bereits eine erste Maßnahme gesetzt: Im Auftrag der Bezirksvorstehung wurden von der MA 48 – Abfallwirtschaft 40 Mülltonnen im Resselpark aufgestellt. Wie es weitergeht und ob sich die Situation entspannen wird, bleibt abzuwarten.
Karlskirche will Chance nutzen
Marek Pucalik, Rektor der Karlskirche, zeigt sich trotz der enormen Müllproblematik verständnisvoll. "In Zeiten von Corona hat sich der Karlsplatz stark zu einem Ort der Begegnung gewandelt. Auch wenn es dadurch naturgemäß zu Exzessen kommt, sehen wir in der Anwesenheit der vielen jungen Menschen, die sich hier regelmäßig treffen, dennoch die Chance, mit diesen Menschen in einen Dialog zu treten, der sonst nicht möglich wäre", so Pucalik.
Gerade im Hinblick auf die Öffnung der Karlskirche jeden Donnerstagabend will Pucalik die Chance intensiv nutzen und weiter auf die Menschen zugehen. "Wir haben bisher durchwegs positive Erfahrungen gemacht und möchten weiterhin auf Gespräch und Sensibilisierung setzen“, so der Rektor der Karlskirche.
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