Umweltministerin im Interview
Gewessler: Rückkehr der Pfandflaschen
Umwelt- und Infrastrukturministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit RMA-Chefredakteurin Maria Jelenko über Plastik, Recycling-Wirtschaft, und die Vereinheitlichung von Toleranzgrenzen bei der Übertretung von Geschwindigkeiten auf unseren Straßen.
RMA: Frau Ministerin, die Reduktion von Plastik und der "Aktionsplan gegen Mikroplastik" sind im Regierungsprogramm verankert. Was passiert da konkret?
LEONORE GEWESSLER: Unser Ziel ist es, Wegwerf-Plastik weiter zu reduzieren. Sowohl in der Produktion als auch beim Verbrauch von Plastik sind die Zahlen förmlich explodiert. Diesen Kreislauf wollen wir verändern. Wir werden die von der EU vorgegebenen Richtlinien bei Einwegplastik umsetzen, die auch ein Verbot bestimmter Einwegprodukte vorsieht. Bei Getränkeverpackungen schauen wir uns aktuell verschiedene Modelle an, wie die Wiedereinführung der früher gut funktionierenden Pfandsysteme, oder Anreize, das Sammeln generell zu verstärken. Wir werden dazu auch alle Beteiligten an einen Runden Tisch bringen, um Lösungen zu finden, wie wir den Ressourcen intensiven Werkstoff besser, länger im Kreislauf nutzen.
Was bedeutet „Grüne Chemie“? Was für Programme sind da geplant?
Wir haben eine aktive und europaweit gut vernetzte Abteilung, die sich mit dieser ökologisch orientierten Chemie beschäftigt. Ziel ist, die Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Chemikalien zu verringern. Schon die Herstellung von Produkten soll energieeffizienter, ressourcenschonender und umweltverträglicher gestaltet werden. Insgesamt geht es darum, weniger schädliche chemische Produkte herzustellen.
Recycling: Welche Projekte werden da angepeilt?
So, wie wir momentan produzieren und konsumieren, bräuchten wir drei Planeten - wir haben aber nur einen. Und mit diesem müssen wir umsichtig umgehen, um mit den Ressourcen gut auszukommen. Darum wollen wir Anreize dafür schaffen, so umweltschonend wie möglich zu produzieren, Produkte möglichst lange zu nutzen, und diese wieder zu verwerten. Darum ist uns auch das Thema „Reparatur“ sehr wichtig. Früher gab es überall Menschen, die Produkte reparieren konnten, vom Schuster bis zum Elektromechaniker. Da ist uns etwas Gutes abhanden gekommen. Über verschiedene Ebenen, wie Förderungen oder Steuererleichterungen wollen wir diesen Wirtschaftszweig wiederbeleben. Auf EU-Ebene fordern wir Produkt-Richtlinien ein, die nachhaltiger sind. Etwa, dass Produkte langlebiger sind, dass sie einfacher repariert werden können. Es geht um Qualitätsstandards und darum, dass die sogenannte „geplante Obsoleszenz“ (Strategie, in der das Veralten eines Produktes vom Hersteller geplant und konzeptionell vorgesehen ist, Anm.) kritisch überprüft werden soll. Das ist übrigens auch ein Konjunkturprogramm – schafft lokale Belebung und regionale Jobs, weil dadurch Betriebe vor Ort gefördert werden.
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