BOKU-Studie
Österreicher greifen lieber zu heimischen Lebensmitteln
Eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur zeigt: 80 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich bevorzugen heimische Lebensmittel.
ÖSTERREICHER. Der Corona-Lockdown im März hat dazu geführt, dass das Image heimischer Lebensmittel in der Wahrnehmung der Konsumentinnen und Konsumenten gestiegen ist. Das geht aus einer Studie der Universität für Bodenkultur in Wien hervor, die von der österreichischen Hagelversicherung in Auftrag gegeben worden ist. 500 Hauhalte wurden in Österreich dafür befragt.
Heimische Lebensmittel krisensicherer
Warum die Österreicher heimische Lebensmittel bevorzugen, führt Studienautorin Petra Riefler auch auf die Versorgungssicherheit als wesentliches Motiv zurück: "Das ist eine klare Konsequenz aus der Pandemie im Frühjahr. Hätte man das vor der Pandemie befragt, nehme ich an, dass man ein anderes Bild gesehen hätte." Heimische Lebensmittel würden als nachhaltiger, strenger kontrolliert – und nach den rezenten Erfahrungen – auch als krisensicherer wahrgenommen werden, erklärte Riefler bei einer Pressekonferenz am Freitag.
Die BOKU-Studie ergab eindeutig: Regionalität liegt beim Kauf von Lebensmitteln voll im Trend. In simulierten Wochenendeinkäufen entschieden sich die Haushalte in zwei von drei Fällen für österreichische Lebensmittel. Die heimische Herkunft bringt damit den höchsten Nutzen aus Sicht der Haushalte und hat das stärkste Entscheidungsgewicht. Stand ausschließlich importierte Ware zur Auswahl, gab fast die Hälfte der Befragten an, gänzlich auf den Kauf des Lebensmittels zu verzichten anstatt importiere Lebensmittel zu wählen.
Konsumenten wollen Landwirte unterstützen
Ein weiterer Beweggrund für den Lebensmittelkauf dürfte sich ebenfalls durch die Corona-Pandemie verstärkt haben: Der Wunsch, die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Den Konsumenten sei klar, "dass man damit auch eine Verantwortung für die heimische Landwirtschaft trägt, für die Bauern und für Arbeitsplätze in Österreich", sagte Riefler.
Laut Studie ist für 86 Prozent der Befragten das Fortbestehen von landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich wichtiger geworden. 83 Prozent sehen eine höhere Notwendigkeit, auch in Zukunft die ausreichende Versorgung an Grundnahrungsmitteln aus Österreich sicherzustellen und die bestehende Abhängigkeit aus dem Ausland zu verringern.
Insgesamt geben 80 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten an, heimische Lebensmittel zu bevorzugen. Sehe man sich allerdings nur jene Bevölkerungsgruppe an, die finanziell hart von der Corona-Krise getroffen wurde, so zeige sich, dass für diese Haushalte Preisargumente wichtiger sind, als die heimische Herkunft, erklärte Riefler.
Verpflichtende Herkunftskennzeichnung
Für die Österreichische Hagelversicherung zeigt das Ergebnis, dass Österreichs Landwirtschaft eine stabile Versorgung mit Lebensmitteln in der Krisenzeit sicherstellen konnte. "Diese Selbstversorgung wird aber zunehmend gefährdet", so Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. "Einerseits durch die Verbauung unserer Böden, andererseits durch die Zunahmen von Wetter-Extremereignissen."
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) will die Selbstversorgung stärken: "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Schwächen einer globalisierten Versorgungskette deutlich aufgezeigt“, sagte Köstinger bei der Pressekonferenz am Freitag. Eine autarke Nahrungsmittelversorgung müsse noch stärker forciert werden. Eine Maßnahme ist eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, die im Regierungsprogramm festgehalten ist. An der Umsetzung werde gearbeitet, so Köstinger.
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