Tirol am stärksten betroffen
Rekordzahlen mit 522.253 Arbeitslosen im April
Die Covid-19-Krise führte seit Mitte März 2020 zu einem extremen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dieser hat sich im April zwar verlangsamt, dennoch liegt die Zahl der beim AMS vorgemerkten Personen weit über dem Niveau des Vorjahres.
ÖSTERREICH. Ende April 2020 waren bei den regionalen Geschäftsstellen des AMS 522.253 Personen arbeitslos vorgemerkt (76,3% gegenüber dem Vorjahresmonat), 49.224 Personen befanden sich in einer Schulung (-24,2%). Zählt man Arbeitslose und SchulungsteilnehmerInnen zusammen, ergibt sich für Ende April 2020 eine Veränderung der insgesamt vorgemerkten Personen um +58,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die geschätzte nationale Arbeitslosenquote beträgt aktuell 12,8 Prozent.
Höhepunkt war der 13. April
„Den bisherigen Höhepunkt haben wir aus jetziger Sicht am 13. April mit insgesamt 588.205 Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern erreicht. Seither sehen wir bei den Arbeitslosenzahlen ein leichte Abflachung der Kurve“, so Arbeitsministerin Margarete Aschbacher. Im Vergleich zum Höchststand Mitte April ist die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer um rund 19.000 Personen gesunken.
Tourismus und Bau am stärksten betroffen
In der Betrachtung nach Branchen zeigen sich Ende April die größten Zuwächse im Tourismus (+148,5%), gefolgt von der Baubranche (+111,9%). Danach folgen die Warenproduktion (+66,6%) und der Handel (63,4%), die Arbeitskräfteüberlassung (59,7%) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen (56,0%).
Anstieg der Arbeitslosen in Tirol und Salzburg am höchsten
Steigende Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr verzeichnen alle Bundesländer, am stärksten ist der Zuwachs in Tirol (+119,2%) und Salzburg (+101,8%). Es folgen die Steiermark (+100,6%), Oberösterreich (91,0%), das Burgenland (+84,3%), Kärnten (+78,7%), Vorarlberg (+78,6%), Niederösterreich (+69,8%) und Wien (56,2%).
Ende April 2020 standen beim AMS 53.846 offene Stellen zur Verfügung. Insgesamt konnten in diesem Jahr 212.693 Personen aus AMS-Vormerkung heraus wieder Arbeit aufnehmen.
Arbeiterkammer legt Konzept vor
"Unser Ziel muss sein, die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahre auf das Niveau vor der Coronakrise zu senken – und ich sage das ganz bewusst in diesen Worten: Koste es was es wolle“, sieht AK Präsidentin Renate Anderl die Politik dringend gefordert. Die AK hat ein Programm für eine Arbeitsmarktoffensive vorgelegt. Auch die Höhe des Arbeitslosengeldes müsse laut Anderl Thema sein: „Arbeitslose Menschen haben 100 Prozent der laufenden Kosten, aber nur 55 Prozent Einkommen. Arbeitslosigkeit macht arm – das geht so nicht!“
Konzept für Sofortmaßnahmen:
+ Aufstocken des AMS-Personals auf dauerhaft 500 mehr Planstellen
+ Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 % des letzten Nettogehaltes (Kosten rd 1 Mrd Euro)
+ Möglichkeit zur Verlängerung der Covid19-Kurzarbeit, Ausgleiten mit Verkürzung der Arbeitszeit
+ Corona Weiterbildungsoffensive für Arbeitslose: Ziel für 2021 40.000 Personen in beruflicher Umschulung oder Höherqualifizierung, damit es auch im digitalen, ökologischen und die Regionalität stärkenden Strukturwandel genug FacharbeitnehmerInnen in Österreich gibt. Schwerpunkt auf Gesundheits- und Pflegebereich, Bildung und Erziehung
+ Fachkräftestipendium mit 100 Millionen Euro ermöglichen und unbefristet einsetzen
+ Ausbildungsschwerpunkt Pflege- und Gesundheitsberufe: Neue Jobperspektive für besonders betroffene Branchen, wie Tourismus.
Mittelfristige Maßnahmen:
+ Start für Chance 45 (verbesserte Version der Aktion 20.000 für ältere Arbeitssuchende) ab 2021
+ Beruflicher Neuanfang durch Qualifizierungsgeld für ganzjährige Weiterbildung für rund 30.000 Personen
+ Chancen für Geflüchtete: Integrationsjahr wiedereinführen, um nach Österreich Geflüchteten den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.
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