Aufgeblättert – "Wüste Welt" von Wolfgang Popp
Abseits des Mainstreams zu wandeln und neue Autoren zu entdecken: Wolfgang Popps Roman „Wüste Welt“ lässt sich in diese Katgeorie einordnen und nimmt den Leser mit auf einen literarischen Road Trip.
„Wüste Welt“ beginnt dann auch mittendrin: Ein Mann schreibt seinem Bruder, im täglichen Brotberuf Musiker in Wien, eine kryptische SMS. Nach kurzer Recherche ist klar: Der Bruder befindet sich anscheinend in Marokko. Also macht sich der doch etwas besorgte Musiker auf, bucht einen Flug nach Agadir und beginnt seine Suche nach dem verschollenen Bruder.
Letzter Kontakt war vor zwei Jahren, der flüchtige Bruder hat den Wiener Musiker im Laufe des Heranwachsens in allen Belangen übertrumpft. Deshalb hat der Musiker den Kontakt abgebrochen, um sich auf sein eigenes Leben zu konzentrieren und nicht im Schatten des Bruder zu stehen. Auf den nächsten 150 Seiten entspinnt sich letztendlich eine Schnitzeljagd, in der sich die Brüder Stück für Stück näher kommen.
Nicht selten fragt man sich warum es in jedem Dorf irgendjemanden gibt, der den verschollenen Bruder kennt oder in irgendeiner anderen Art und Weise mit ihm zu tun hatte. Die Spannung leidet sehr unter dieser Linearität, es gibt keine überraschenden Wendungen, mit denen „Wüste Welt“ letztendlich Fahrt aufnehmen könnte. Lediglich die Bekanntschaft mit skurrilen Figuren wie Gudrun und Bernhard, die seit Jahrzehnten Marokko durchqueren und den Musiker auf seiner Reise begleiten, lockern die Erzählweise gelegentlich auf. Etliche Dörfer werden in dieser Geschichte durchquert und man erfährt man von verschiedensten Stadien, die ein Mensch in der endlosen (Wüsten-)Weite durchmacht.
Was möchte Popp dem Leser eigentlich mitteilen? Warum gestaltet sich die Annäherung der beiden so kompliziert? Die Suche nach dem Bruder wird zur Obsession und der Weg dahin zum bloßen Ziel. Während Popp die Figuren gut herausgezeichnet hat, fehlt der Geschichte letztendlich die Dynamik und Spannung, um längerfristig bestehen zu können.
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