Vereinigte Bühnen Wien
Das Phantom der Oper als "relaxed performance"
Musical-Genuss für alle: Mit einem im deutschsprachigen Raum einzigartigen, neuen Vorstellungsformat wollen die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Behinderung oder Neurodiversität - wie Autismus oder ADHS - einen spannenden und gleichzeitig entspannten Musicalbesuch ermöglichen.
WIEN/INNERE STADT. Gemeinsam mit der Österreichischen Autistenhilfe wurde eine sogenannte "relaxed performance" entwickelt. Als erstes Musical wird in diesem Format "Das Phantom der Oper" am 14. Juli im Raimundtheater gezeigt. Diese Art der Performances haben sich bereits am Broadway und West End bestens etabliert. Die Adaptionen, die für die Aufführung in Wien durchgeführt wurden, wurden bereits in New York und Sidney erprobt und in Abstimmung mit Regisseur Seth Sklar-Heyn auch für das Wiener Publikum angepasst.
Lockeres Ambiente ganz ohne Stress
"Eine normale Bühnenshow mit Licht- oder pyrotechnischen Effekten und lauten Geräuschen kann manche Menschen einfach überfordern und Stress auslösen. Wir haben sie deshalb reduziert, oder ganz weggelassen. Auch die berühmte Lusterfahrt im Phantom der Oper wurde verlangsamt", erklärt Christian Struppeck, Musical-Intendant der Vereinigten Bühnen Wien. "Während der ganzen Vorstellung bleibt der Zuschauerraum mit gedimmtem Licht beleuchtet und es ist möglich, den Raum jederzeit zu verlassen und an den Platz zurückzukehren."
Im Vorfeld kann ein Leitfaden in einfacher Sprache bei der Vorbereitung auf den Musicalbesuch helfen. "Selbstverständlich sind auch Begleitpersonen und Assistenztiere willkommen", so Struppek. Für Rollstuhlfahrer stehen fünf spezielle Plätze zur Verfügung, das sei von der Behörde vorgegeben. "Die Vereinigten Bühnen Wien sind ja ein Unternehmen der Wien Holding, die heuer ihr 50-jähriges Jubiläum feiert. Auch das ist ein Anlass, dass wir uns aktiv für Inklusion von Menschen mit Behinderung und Neurodiversität einsetzen. Die 'relaxed performance' ist ein ganz besonderes Zeichen in diese Richtung", ergänzt Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien. "Es ist für uns ein erster Versuchsballon, der nach einer gründlichen Evaluierung noch weiter ausgebaut werden soll."
Sensible Umsetzung, entspannter Kulturgenuss
Jutta Steidl von der Österreichischen Autistenhilfe: "Das ist eine willkommene Idee, die vielleicht auch andere Kunstsparten und Unternehmen anregt, sich für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu engagieren, sie mit ins Team zu holen, zu integrieren. Es scheitert im Alltag ja nicht an den Fähigkeiten, sondern an den Chancen, die man ihnen gibt, um sich erfolgreich einzubringen."
Leonie Strahl, selbst Autistin und seit 2023 bei den Vereinigten Bühnen Wien im Raimundtheater mit ihrem Assistenzhund Magic als Lichttechnikerin beschäftigt, hat aktiv am Konzept für die "relaxed performance" mitgearbeitet. "Ich freue mich sehr, bei diesem großartigen Projekt meine Erfahrungen aus meinem persönlichen Alltag und meiner Bachelorarbeit zum Thema Neurodiversität und Lichttechnik einbringen zu können. Diese Inszenierung ist sehr sensibel umgesetzt worden und ermöglicht neurodiversen Menschen eine völlig neue Möglichkeit, Musiktheater entspannt erleben zu können."
Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Ein Nachweis der Behinderung ist nicht nötig.
Mehr Informationen gibt es auf www.musicalvienna.at/relaxed-performance
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