Neues Buch zu "New Work"
Wie sehen die Arbeitsplätze der Zukunft aus?
Nie wieder Vollzeit, nur noch Work-Life-Balance? Die Wiener Autorin Lena Marie Glaser erforscht, wie die Jobs der Zukunft aussehen.
WIEN. "War das jetzt schon alles?" Die Frage aller Fragen stellen sich wohl viele Anfang 30. Einen Schlussstrich wie Lena Marie Glaser ziehen aber nur wenige: Erfolgreiches Jus-Studium, acht Jahre lang Referentin im Finanzministerium – und dann kam die Sinnkrise. Glaser kündigte.
Haben Sie je Ihren Schritt in Richtung "New Work" bereut?
LENA MARIE GLASER: Ich habe lang überlegt, ob ich den Job an den Nagel hängen sollte. In meinem Umfeld gab es viel Kopfschütteln, aber ich hatte keine Freude mehr. Es war richtig so.
Was kam danach?
Ich wollte hinterfragen, wie ich arbeiten möchte, und das dann mit Forschung verbinden. Seit 2017 berate ich Unternehmen, arbeite aber auch viel mit Schülerinnen und Schülern, also der jüngeren Generation.
Von der heißt es – zugespitzt formuliert – aktuell immer häufiger, dass sie nicht mehr arbeiten wolle.
Da gibt es vor allem bei den Älteren viele Vorurteile. Die Jungen sind einfach selbstbewusster in dem, was sie einfordern. Das wirkt dann halt oft wie Faulheit.
Wie kann man diesbezüglich Verständnis schaffen?
Es ist eine Chance, von der auch Ältere profitieren können, wenn die Jüngeren sagen: "Wir wollen weniger arbeiten, mehr mitgestalten und mehr Wertschätzung, sonst gehen wir woanders hin." Diese Forderungen wirken vielleicht ein bisschen zu selbstbewusst, aber wenn man den Dialog sucht, lohnt sich das für alle.
Burnout und Depressionen habe es früher auch gegeben, nur seien sie nicht diagnostiziert worden, heißt es im Gegenzug oft von Älteren.
Der Druck ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Im Sinne aller sollte er aber schwächer werden. Psychische Belastungen nehmen schon die ganz jungen Menschen wahr. Die haben das oft bei den eigenen Eltern miterlebt, die keine Zeit für sie hatten.
Arbeiten, um glücklich zu sein: Was braucht es dafür?
Viele wollen in dem, was sie tun, einen Sinn sehen. Wichtig ist auch, nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Hier sind die Führungskräfte gefragt: Die Motivation sinkt radikal, wenn einen die oder der Vorgesetzte unter Druck setzt oder die Weiterentwicklung nicht fördert.
"New Work", Work-Life-Balance und Co. klingen für viele nach Luxus. Kann sich das überhaupt jeder leisten?
Im Zentrum steht die Frage: Wie kann Arbeit fair organisiert werden? "New Work" darf nicht nur für wenige, sondern muss für alle leistbar sein. Es geht darum, neue Jobs zu schaffen, die die Menschen nicht krank, sondern zufrieden machen. Vielen fehlen aktuell Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da sind die Unternehmen gefordert, sich zu fragen, wie man bessere Jobs schaffen kann, damit die Menschen wieder motivierter sind.
Was braucht es dazu?
Kein Unternehmen ist nur schlecht oder nur super. Man muss sich Zeit nehmen, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Man darf keine Angst davor haben, die Menschen zu fragen, was sie wollen. Nicht jeder will mitgestalten, aber die Freude daran ist eine Chance.
Was raten Sie Arbeitnehmern?
Gerade für jüngere Frauen gilt: Netzwerke bilden – nicht nur unter Frauen – und erkennen, dass man im Kampf für bessere Jobs nicht alleine ist. Und: Man darf und soll Dinge einfordern, etwa mehr Geld oder Chancen zur Weiterentwicklung.
Zur Sache: "Arbeit auf Augenhöhe"
Das Buch "Arbeit auf Augenhöhe" (192 Seiten) von Lena Marie Glaser ist im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen und um 24 Euro erhältlich.
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