Mauro Mittendrin
Im Gespräch mit dem Schauspieler Stefano Bernardin
Stefano Bernardin ist vielen durch seine Arbeit als Schauspieler bekannt. Vor Kurzem hat er sich mit dem italienischen Netzwerker Mauro Maloberti (Mauro Mittendrin) getroffen und mit ihm über die Höhen und Tiefen seiner Karriere gesprochen.
Mauro Mittendrin: Herr Bernardin, Sie sind vielen als Schauspieler bekannt. Wie kam es dazu?
Stefano Bernardin: Mein Vater wollte eigentlich, dass ich studiere. Ich war ein schlechter Schüler und habe dann Wirtschaft studiert. Das war eine Katastrophe. Nebenbei habe ich Schlagzeug gespielt. Mein Vater hat mich jedes Semester gefragt: "Wo sind die Zeugnisse?" Aber ich konnte ihm nie etwas vorzeigen. Dann habe ich ihm schließlich gesagt, dass ich mit dem Studium aufhören und Schauspieler werden wollte. Also habe ich die Aufnahmeprüfung an einem Konservatorium versucht, aber eigentlich hatte ich keine Ahnung. Das hat meinen Vater aufgeregt, aber ich wollte das unbedingt. Elfriede Ott war die Direktorin des Konservatoriums. Sie hat mich aufgenommen, und so hat alles begonnen. Dann habe ich mich ins Theater verliebt.
An welche Momente in Ihrer Karriere erinnern Sie sich gerne?
In der Schauspielschule hatte ich ein Casting für die Serie "Schlosshotel Orth". Ich war der Sohn des Hauptdarstellers. Meine Eltern waren zunächst ein bisschen skeptisch. 2002, in meinem zweiten Jahr an der Schauspielschule, habe ich die Romy gewonnen. Da hatte mein Vater Tränen in den Augen, meine Mutter auch. Die waren glücklich. Das war ein ganz wichtiger Moment für mich.
Gibt es auch Momente, die Sie lieber vergessen würden?
Ganz viele. Es gibt sehr gute Regisseure, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Aber es gibt auch Inszenierungen, Theaterstücke und Filme, bei denen man sich denkt: Was ist das jetzt geworden? Als Schauspieler bist du nur ein kleines Zahnrad in einer großen Maschine. Aber ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe bis jetzt vor allem schöne Momente erleben dürfen.
Hatten Sie schon einmal das Gefühl, dass eine Rolle so gar nicht für Sie passt?
Ja, ganz oft. Ich habe viele Rollen in erster Linie wegen meines Aussehens bekommen. Früher habe ich etwa immer wieder den Liebhaber gespielt. Das war aber eigentlich nicht meine Rolle. Ich bin eher entweder der Komödiant oder wirklich der Böse, der Zwielichtige. Das macht mir auch mehr Spaß. Aber es war ganz oft so, dass ich aufgrund meines Äußeren in eine andere Rolle gedrängt wurde.
Haben Sie ein bestimmtes Vorbild?
Ja, viele. Aber ganz ehrlich: Für mich waren Robert De Niro und Al Pacino die größten Vorbilder, auch wegen ihres italienischen Ursprungs. Mit zwölf Jahren hat mich dieses Bild von De Niro als Al Capone mit dem Baseballschläger in der Hand unglaublich fasziniert.
Welche Pläne werden Sie in nächster Zeit verfolgen?
Im Moment habe ich zwei Herzensanliegen: Ich spiele "Hamlet" als One-Man-Show. Das ist der Originaltext von Shakespeare und ich spiele alle Rollen alleine, dazu noch Schlagzeug und zwei Gitarren, eine elektrische und eine akustische Gitarre. Das dauert 90 Minuten, ist aber keine Komödie, sondern das ganze Stück. Damit toure ich durch ganz Österreich und auch Deutschland. Da war ich anfangs schon nervös. Mein anderes Projekt ist gemeinsam mit meinem Kollegen Bernhard Murg. Mit ihm gemeinsam mache ich Kabarett. Wir fahren herum, ich habe ein Buch und viel mehr brauchen wir nicht: einen Thron, ein Schlagzeug, eine Gitarre und einen Vorhang.
Neben der Arbeit beim Theater interessiert Sie aber auch der Film?
Ja, natürlich. Ich hatte die Möglichkeit, in einem italienischen Film einen Nazi zu spielen. Da habe ich mich rasiert und mich hergerichtet. Und die haben mich genommen, aber der Lockdown hat den Film schließlich verhindert. Aber jetzt drehe ich gerade für eine große Serie in Budapest.
Können Sie jungen Menschen, die selbst diesen Weg einschlagen möchten, einen Tipp mit auf den Weg geben?
Jeder hat seine eigene Herangehensweise. Ich lerne durch Tun. In der Schauspielschule erhält man die Grundausbildung, aber ich lerne durch die Arbeit selbst. Ich habe vieles ausprobiert, weil ich dabei viel gelernt habe. Ich habe oft Theater für 500 Euro gemacht. Als Bobby musste ich drei Stunden lang in einer Diskothek stehen. Aber dabei lernst du eben auch Disziplin. Ich habe alles gemacht: Stummfilme, Operette, Oper und auch Werbung. Das Wichtigste ist, jeden Tag an dir selbst zu arbeiten, viel zu lesen, viel zu sprechen, sich viel anzuschauen, viel ausprobieren. Wenn man einmal scheitert, dann muss man aufstehen, weitermachen und das Ganze auch nicht zu ernst nehmen.
Gibt es noch einen Traum, den Sie sich gerne erfüllen würden?
Ich würde gerne mal einen Film machen, wo ich wirklich sage: "Wow!" So etwas fehlt mir noch in meinem Leben. Es muss nicht gleich Hollywood sein, aber ich würde gerne mal in einer Produktion mitarbeiten, bei der du wirklich ein Jahr Zeit hast, um dich vorzubereiten. Ein gutes Drehbuch, bei dem du wirklich auch Zeit hast, gemeinsam mit den Kollegen zu proben und mit einem guten Regisseur zu arbeiten. Das würde mir großen Spaß machen.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit zum Ausgleich?
Sport ist mir ganz wichtig. Wenn ich Zeit habe, gehe ich sehr gerne ins Fitnesscenter oder auch mit einem Freund in den Park. Dort gibt es Gerüste im Freien, die machen mir Spaß. Ich lese sehr gerne und muss es auch. Für meinen Beruf muss ich ja dauernd lesen. Zeit für mich selbst habe ich eigentlich nur als Hamlet. Da stehe ich alleine auf der Bühne. Ansonsten bin ich gerne mit meinen Kindern zusammen. Ich bin ein Familienmensch und sehr gerne bei meinen Buben, denn die drei Großen brauchen mich auch noch, auch wenn sie sehr viel am Handy und am Computer sind – und der Kleine sowieso.
Was bedeutet für Sie Humor?
Humor ist für mich, wenn man über sich selbst lachen kann. Das ist das Wichtigste. Wenn du immer nur über andere Witze machst und nicht über dich selbst lachen kannst, bist du ein Idiot oder ein Narzisst. Man muss in erster Linie über sich selbst lachen können. Humor ist natürlich auch, wenn man über tragische Dinge lachen kann. Das ist ja der Grund, warum Humor überhaupt erfunden wurde. Mir hat gut gefallen, was Roberto Benigni gemacht hat. Also, ich sage dir ganz ehrlich: Ich habe Angst vor dem Tod. Ich will nicht sterben. Ich liebe das Leben wirklich. Und Humor hilft uns, mit dieser Angst vor dem Tod umzugehen.
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