Plaudernetzwerk zieht erste Bilanz
10.000 Mal Hilfe gegen die Einsamkeit

- Weil der Plauderbedarf bei vielen Menschen während der Pandemie akut ansteigt, werden für das Plaudernetz weiterhin Menschen gesucht, die ein offenes Ohr haben.
- Foto: Plaudernetz
- hochgeladen von Andrea Peetz
Mehr als ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie ziehen Caritas und Magenta eine erste Zwischenbilanz über ihr gemeinsam gestartetes Projekt Plaudernetz – eine österreichweite Initiative gegen Einsamkeit.
WIEN. „Bereits vor der Corona-Krise gab es in Österreich laut einer Befragung rund 372.000 Menschen, die niemanden für persönliche Gespräche in ihrem Umfeld haben. Die Caritas beobachtet schon lange: Einsamkeit nimmt zu. Sie ist keine Frage des Alters. Und Einsamkeit macht krank“, betont Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. „Durch die Corona-Krise wurde das Problem noch einmal deutlich verschärft. Wir alle sind sozial ausgehungert und zunehmend mehr Menschen leiden unter der Isolation.“
Gemeinsam starteten Caritas und Magenta im ersten Lockdown das Plaudernetz. Seither haben verschiedenste Telefone in ganz Österreich mehr als 10.000 Mal geläutet. Schwertner: „Die Telefonnummer 05/1776-100 hat Menschen zusammengebracht, die sich noch nie davor gesehen oder gesprochen haben. Sie konnten miteinander plaudern, ihre Sorgen und Ängste loswerden und sich mit jemandem verbunden fühlen.“ Schwertner hat selbst als freiwilliger Plauderpartner schon einige Telefongespräche geführt: „Oft hilft ein einfaches Telefonat schon enorm. Klar ist: Der Druck auf die Gesellschaft, auf die Menschen steigt. Und die psychosozialen Folgen von Ausgangssperren sind groß, wenn persönliche Kontakte wegbrechen. Die Krise hat eine Not sichtbar gemacht, die schon vor Corona da war. Einsamkeit trifft Ältere, Jüngere, Familien, Menschen im Homeoffice – eben uns alle.“
Die Zusammenarbeit mit dem technischen Partner Magenta wurde aufgrund des großen Erfolges verlängert. „Das Plaudernetz ist eine wunderbare soziale Initiative und auch eine spannende technische Lösung, die wir gemeinsam im allerersten Lockdown gestartet haben. Es freut mich sehr zu sehen, wie erfolgreich sich dieses Projekt entwickelt hat und wie gut das Plaudernetz angenommen wird – sowohl von den freiwilligen Plauderparterinnen und -partnern als auch von den Anruferinnen und Anrufern. Wir bei Magenta unterstützen das Plaudernetz auch weiterhin mit großer Freude.“, so Magenta Telekom Unternehmenssprecher und CSR-Verantwortlicher Peter Schiefer.
3.410 Plauderpartnerinnen und -partner
Entgegengenommen werden die Anrufe von Freiwilligen in ganz Österreich, die zuhören wollen. Aktuell nehmen 3.410 Plauderpartnerinnen und -partner Gespräche entgegen, erzählen die Projektleiterinnen Petra Fasching und Dunja Sporrer: „Nach einem Jahr Plaudernetz sehen wir, wie wirkungsvoll so ein niederschwelliges Angebot ist – für die Anruferinnen und Anrufer, aber auch für die freiwilligen Plauderpartnerinnen und -partner, die von überall aus Gespräche annehmen können.“
Täglich werden bis zu 100 Gespräche zwischen 12 und 20 Uhr entgegengenommen. Gesprochen wird dabei über Alltägliches, aber auch ernste Themen werden gemeinsam durchgekaut, berichtet Plauderpartnerin Maria: „Ich hatte schon viele Gespräche. Es ging dabei um Familie und Gesundheit, Wohnung und Einkaufen, um Sorgen und Befürchtungen, aber auch um Zuversicht und Hoffnung. Viele Anruferinnen hoffen, dass das Plaudernetz auch nach Corona bestehen bleibt. Ich finde, das Plaudernetz ist eine hervorragende Idee, die vielen Menschen hilft.” Im Schnitt dauern die Gespräche 30 Minuten. Das Plaudernetz ist keine Krisenhotline, sondern ein Plauderangebot für die kleinen und großen alltäglichen Gespräche, die den Menschen oft so fehlen. "Das Plaudernetz hat mir so viel Lebensfreude zurückgegeben, ich hab mit so vielen netten und interessanten Leuten gesprochen. Gerade in der jetzigen Phase, wo so viele mit der Einsamkeit kämpfen, ist das schön, wenn man einfach anrufen kann. Ich bin total dankbar, dass es das Plaudernetz gibt!", erzählt Anrufer Thomas. Die Anruferinnen und Anrufer bleiben anonym, nur die freiwilligen Plauderpartnerinnen und -partner werden registriert.
Mitmachen und eine Plauderei schenken
Weil der Plauderbedarf bei vielen Menschen während der Pandemie akut ansteigt, werden weiterhin Menschen gesucht, die ein offenes Ohr haben. Wer mitmachen will, kann einfach anrufen oder sich als PlauderpartnerIn registrieren.
So funktioniert das:
- Du willst reden: Dann wähle 05/17 76-100. Die Nummer wird anonymisiert. Nach einem Zufallsprinzip wirst du mit einem/r freiwilligen Gesprächspartnerin bzw. -partner verbunden, der/die jetzt gerade Zeit hat.
- Du willst zuhören: Dann registriere dich auf www.plaudernetz.at
- Jetzt ist Plauderzeit: Übers Telefon, einfach und anonym.
Wer dafür keine Zeit hat, aber das Plaudernetz unterstützen will, kann einem gesprächsbedürftigen Menschen eine Stunde Plauderei um sieben Euro schenken im entsprechenden Online-Shop.
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