Petra Unger
Auf den Spuren der Frauen

Petra Unger (l.) zeigt in der Inneren Stadt jene Orte, an denen Frauen an der Bezirks- und Frauengeschichte beteiligt waren. | Foto: BV04
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Petra Unger spaziert seit 25 Jahren durch Wiens Bezirke und spricht dabei über Frauengeschichte.

WIEN. Petra Unger ist Kunst- und Kulturvermittlerin sowie Initiatorin der "Wiener Frauen*Spaziergänge". Seit 25 Jahren führt sie kostenlos durch die Bezirke und zeigt, an welchen Ecken Frauengeschichte geschrieben wurde.

"Ich ergänze, was fehlt und was bisher nicht erzählt worden ist", beschreibt Unger ihre Arbeit. Ihr Wissen als geprüfte Stadtvermittlerin kombiniert sie mit dem Feministischen Grundstudium an der VHS Ottakring und am Rosa-Mayreder-College.

In Wien gibt es weniger als zehn Denkmäler, die Frauen gewidmet sind. Von insgesamt 4.269 Straßen in Wien, die nach Personen benannt wurden, sind mit Stand 2015 nur 356 Frauen gewidmet. Die Mariahilferin hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Frauen hervorzuheben, die maßgeblich zur Geschichte beigetragen haben. Dieses Wissen teilt sie auf ihren Spaziergängen.

Frauen der Inneren Stadt

"Unsere Geschichtsbücher erzählen nicht einmal zur Hälfte von Frauen, obwohl sie 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen", ist Unger empört. Es zeigt sich jedoch, dass das Interesse an ihren "Frauen*Spaziergängen" groß ist: Jährlich nehmen bis zu 1.500 Menschen daran teil.

Vor allem im 1. Bezirk gibt es vieles über Frauen zu lernen und zu entdecken. Eine von ihnen ist Adelheid Popp. Sie war Frauenrechtlerin, Sozialistin und Begründerin der proletarischen Frauenbewegung in Österreich. Außerdem war sie die erste Arbeiterfrau, die eine Rede im Parlament halten durfte.

Nennenswert ist auch Karoline von Perin. Sie setzte sich als adelige Frau während der Revolution 1848 für mehr Demokratie ein. Dafür musste sie mit einem großen Verlust leben: Wegen ihres Kampfgeistes wurden ihr die Kinder weggenommen.

Denkmal der Vorkämpferin für Frauenrechte Auguste Fickert. | Foto: Alois Fischer
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Auguste Fickert hat hingegen in der Wipplingerstraße Geschichte geschrieben. Sie war eine der radikalsten Vertreterinnen der Frauenbewegung um 1900. Mit ihrem Verein hielt sie immer wieder Sitzungen im Alten Rathaus ab und forderte das Frauenwahlrecht sowie das Recht auf Schwangerschaftsabbruch. Auch Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner prägte die Innere Stadt: Sie hatte ihre Wohnadresse in der Zedlitzgasse 7. Suttner war Präsidentin der "Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde", im Jahr 1902 übernahm sie den Vorstand des "Bundes Österreichischer Frauenvereine".

Frauen der Landstraße

Nicht nur in der Inneren Stadt gibt es vieles über Frauen zu lernen und zu entdecken. Der dritte Bezirk erinnert auch an viele Frauen: Eine davon ist Marianne Hainisch. Sie hat in der Landstraße gewohnt und war 1866 Begründerin und Führerin der Frauenbewegung "Frauen-Erwerb-Verein". Hainisch forderte drei Jahre später die Errichtung von Realgymnasien für Mädchen sowie die Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium. An ihrem Wohnhaus (Rochusgasse 7) wird mit einer Gedenktafel an sie erinnert.

In der Landstraßer Hauptstraße 74 residierte damals Marie von Ebner-Eschenbach. Im Arkadenhof der Universität ist sie die einzige Frau, die mit einer Gedenktafel geehrt wird. Außerdem wurde der Ebner-Eschenbach-Park in Währing nach ihr benannt. Der Grete-Jost-Park geht auf Margarete Jost zurück. Sie wuchs mit ihren beiden Schwestern in einer Arbeiterfamilie in der Wohnhausanlage Rabenhof auf. Sie trat damals der verbotenen Partei KPÖ bei. In der Baumgasse 39 ist eine Gedenktafel zu finden, die an die Widerstandskämpferin erinnert.

Schriftstellerin Ingeborg Bachmann wohnte ebenfalls im dritten Bezirk, in der Beatrixgasse 26. Hier befindet sich auch ihre Gedenktafel, die von der Österreichischen Gesellschaft für Literatur gestiftet wurde.

Frauen des Alsergrunds

Bei den Frauen*Spaziergängen werden auch Frauen hervorgehoben, die aktuell zur Frauengeschichte beitragen. Ilse Korotin zum Beispiel beschäftigt sich in ihrem Projekt "biografiA" mit Frauenbiografie-Forschung. In der Berggasse 17 setzt sie sich intensiv mit der biografischen Datenbank und dem Lexikon österreichischer Frauen auseinander.

Ein Großteil der Frauengeschichte wurde am Alsergrund im Bereich der Medizin geschrieben: Gabriele Possanner war die erste Frau, die Medizin studierte – und das gleich zweimal: Ihr Doktortitel, den sie in der Schweiz erhalten hatte, wurde in Österreich nicht anerkannt, weshalb sie sich den Prüfungen ein zweites Mal stellen musste. Sie wohnte bis zu ihrem Tod in der Alser Straße 26, wo heute eine Gedenktafel an sie erinnert. Auf dem Gelände des Alten AKH gibt es viele Tore, die Frauen gewidmet sind. "Ein relevanter Frauenort ist auch das autonome Frauenzentrum im WUK", ergänzt Unger.

Hervorzuheben ist ebenso Ursula Kubes-Hofmann, die Begründerin des Rosa-Mayreder-Colleges in der Türkenstraße 8. Unger selbst absolvierte dort das Feministische Grundstudium und den Master-Lehrgang für Gender Studies sowie Feministische Forschung. Als Musikerin ist vor allem Isolde Ahlgrimm erwähnenswert. Die Cembalistin interpretierte Johann Sebastian Bachs Musikwerke neu.

Frauen des 15. Bezirks

Eine von den Frauen in Rudolfsheim-Fünfhaus ist Auguste Fickert. Gemeinsam mit Rosa Mayreder und Marie Lang gründete sie 1893 die Frauenbewegung "Allgemeiner Österreichischer Frauenverein". In der Pilgerimgasse im 15. Bezirk wird sie mit Gedenktafeln geehrt. Im gleichen Bezirk hat Antonie Platzer eines der ersten Wohnhäuser für Dienstmädchen initiiert. Die berufliche Situation der Dienstmädchen war um 1900 prekär. Wenn sie gekündigt wurden, waren sie gleichzeitig wohnungslos. Platzers Heim bot den Dienstmädchen eine sichere Unterkunft und diente ihnen gleichzeitig als eine Ausbildungsstätte.

Während der NS-Zeit machte sich Franziska Danneberg-Löw einen Namen. Sie unterstützte in der Hackengasse 11 jüdische Zwangsarbeiter und versuchte, sie zu retten.

In Rudolfsheim begegnet man auch vielen Frauen, die in Gesundheitsberufen tätig waren, darunter zum Beispiel die Ärztin Bettina von Rothschild. Ihr wurde der Bettina-Pavillon im Kaiserin-Elisabeth-Spital in der Huglgasse 1–3 gewidmet.

"Ich bemühe mich sehr, eine möglichst große Bandbreite an Frauengeschichte zu präsentieren: von der Arbeiterin zur Adeligen bis hin zur Künstlerin und Ärztin", erklärt Unger. Mittlerweile hat sie ein treues Stammpublikum, das sie bei jeder Wetterlage begleitet.

Die Termine der nächsten "Wiener Frauen*Spaziergänge" finden Sie im Internet unter www.frauenspaziergaenge.at

Petra Unger (l.) zeigt in der Inneren Stadt jene Orte, an denen Frauen an der Bezirks- und Frauengeschichte beteiligt waren. | Foto: BV04
Denkmal der Vorkämpferin für Frauenrechte Auguste Fickert. | Foto: Alois Fischer

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