Initiative "Ehe ohne Grenzen"
Eine Liebe mit zwei verschiedenen Pässen
Wenn die Liebe über Nationalitäten hinauswächst: Die Initiative "Ehe ohne Grenzen" setzt sich dafür ein, dass Paare und Familien nicht durch fremdenrechtliche Hürden getrennt werden.
WIEN. „Liebe kennt keine Grenzen“ heißt es oft so schön romantisch. Manchmal aber schon – etwa im Fall von Severin und Belness. Kennengelernt haben sich die beiden bei Severins freiwilligem Austauschjahr in Malawi. „An einem Tag im Dezember – dort ein sehr schöner, warmer Monat – begegnete ich einer jungen Frau. Wir kauften beide Süßigkeiten und kamen so ins Gespräch. Es war Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt Severin.
Neben der ersten Verliebtheit merkten die beiden schnell, dass es in der noch sehr jungen Beziehung vieles an organisatorischen Fragen zu klären gibt – etwa die Frage nach dem Lebensmittelpunkt. „Von allen Seiten wurde uns dasselbe gesagt: Für Partnerinnen und Partner von Österreicherinnen und Österreichern war es früher einfacher, nach Österreich zu kommen“, so Severin. „Nach vielen Gesprächen und schlaflosen Nachten beschloss ich schließlich, nach Malawi zu ziehen.“
Nach Ende seines Auslandsjahres musste Severin jedoch erstmal nach Österreich zurück – eine harte Probe für die Beziehung. „Das erste Mal seit wir uns begegnet sind, waren wir für längere Zeit getrennt. Meine Frau hatte in dieser Zeit große Angst, dass ich nicht mehr zurückkommen werde. Sehr vielen Frauen hier ist nämlich genau das passiert. Sie verlieben sich in jemand und diese verlassen dann Malawi ohne je zurückzukehren.“
Visum, Versicherung, Hochzeit
In Österreich warteten viele Behördengänge und organisatorische Fragen auf Severin – von Visum über Versicherung bis zur Hochzeit. Unterstützung im Behörden-Dickicht gab es dabei von der Initiative „Ehe ohne Grenzen“ (EOG). „Wir kämpfen gegen gesetzliche Bestimmungen, die gemeinsames Ehe- und Familienleben verhindern. Unser Hauptziel ist die rechtliche Gleichstellung von binationalen mit österreichischen Paaren und Lebensgemeinschaften“, so Julia Chapotot-Necker von EOG.
Die Initiative mit Sitz am Neubau, die sich ausschließlich über Spenden finanziert, ist die Reaktion Betroffener auf das 2006 eingeführte Fremdenrechtsgesetz: Ehe allein begründet seitdem nicht mehr das Recht auf Aufenthalt sowie gemeinsames Familienleben und öffnet nicht den Zugang zum Arbeitsmarkt. „Gleichzeitig sehen sich binationale Paare mit Vorurteilen und Klischees konfrontiert“, so Chapotot-Necker.
Die Deutsch-Französin ist eine von acht Mitgliedern des Vereins. Der Bedarf an Beratungen ist laut Chapotot-Necker da und „wächst auch stetig“. Im vergangenen Jahr gab es so 103 persönliche Beratungen, mehr als 300 via Telefon und 1.178 via Mail.
"Recht auf ein gemeinsames Leben"
„Das Hauptproblem für viele ist die Frage, wie sie zu dem Punkt kommen, gemeinsam an einem Ort bzw. in Österreich zu leben“, so Chapotot-Necker. Häufig scheitere das am Mindesteinkommen für den Aufenthaltstitel "Familienangehörige", der beim Erstantrag ein Jahr lang gilt. Der Betrag steigt jedes Jahr. "Aktuell sind es 1.625 Euro pro Ehepaar, 160 Euro für ein Kind und dann noch die Miete dazu. Das können sich viele nicht leisten."
Dennoch: „Die einzelnen Beratungen sind unsere größte Errungenschaft. Das positive Feedback und die vielen Nachrichten helfen enorm. Wir bieten zwar eigentlich rechtliche Beratung, die aber auch psychisch enorm unterstützt.“
Auch für Severin und Belness gab es übrigens ein Happy End: Am 20. November 2019 kam Tochter Christina Naomi zur Welt, am 10. Jänner 2020 wurde geheiratet. „Es braucht eine starke Liebe, Durchhaltevermögen und Optimismus, um das alles was wir vorhatten bzw. vorhaben zu erreichen. Ein Bekannter, ebenfalls in einer binationalen Ehe, sagte mir einmal: ‚Love always finds a way!‘ und das ist für uns immer wieder ein Antrieb, wenn es manchmal schwer erscheint“, so Severin. „Es braucht ‚Ehe ohne Grenzen‘, weil binationale Ehen eine wunderbare Bereicherung sind und binationale Familien genauso ein Recht auf ein gemeinsames Leben haben sollen.“
Zur Sache: "Ehe ohne Grenzen"
Der nächste kostenlose Infonachmittag findet am Sonntag, 28. August von 14 bis 17 Uhr im EOG-Büro (Zollergasse 15/2, 1070 Wien) statt. Keine Anmeldung nötig, aber es gilt FFP2-Maskenpflicht! Beratung gibt es ebenso in persönlichen Terminen, via Mail oder Telefon – dafür einfach das Kontaktformular auf www.ehe-ohne-grenzen.at ausfüllen. EOG meldet sich binnen zehn Tagen.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.