Hauptbahnhof Wien
IS-Anhänger war potenzieller Selbstmord-Attentäter
Der 17-jährige Unterstützer des "Islamischen Staates" (IS), der behauptet hatte, am 11. September am Hauptbahnhof in Wien einen terroristischen Angriff mit einem Kampfmesser durchführen zu wollen und in letzter Minute davon Abstand nahm, stellte eine erhebliche Gefahr dar, wie Medien berichten.
WIEN. Im Zuge seiner Festnahme wurde der Bursche zur Haftentscheidungshilfe dem so genannten DyRiAS-Verfahren unterzogen. "DyRiAS" steht für "Dynamische Risiko Analyse Systeme". Dieses System befragt 13 wesentliche Verhaltensbereiche, um festzustellen, ob beim betreffenden Individuum Anzeichen für eine gewaltorientierte Radikalisierung vorliegen oder nicht.
In allen 13 abgefragten Bereichen bestätigte sich eine nachhaltige Radikalisierung sowie mehrere Rote Flaggen-Faktoren:
- Der Jugendliche strebte danach, in einer Gemeinschaft von IS-Anhängern zu leben und von ihnen anerkannt zu werden. Sein Wunsch bestand darin, in ein Kampfgebiet des IS auszureisen.
- Der Jugendliche hatte bereits Zugang zu Waffen und befand sich in einem extremistischen Umfeld. Er besuchte regelmäßig eine Moschee im zwölften Wiener Gemeindebezirk, in der radikale Islamisten, einschließlich des Attentäters vom 2. November 2020, wöchentlich ihre Gebete verrichteten und Predigten hörten.
- Darüber hinaus war der Jugendliche über Telegram, TikTok und Instagram mit Gleichgesinnten vernetzt und nahm an Gruppenchats mit radikalen Inhalten teil. In einem Telegram-Chat mit 19 Islamisten kündigte er den Anschlag am Hauptbahnhof an, nachdem es zuvor zu einem Streit mit seinem Vater gekommen war. Dabei äußerte er den Wunsch, dabei ums Leben zu kommen und Einlass ins Paradies zu finden, wie er später selbst erklärte.
Hinweis vom ausländischen Geheimdienst
Basierend auf den Erkenntnissen wurden "Hochrisikofaktoren" für potenzielle Gewalttaten, sogar unter Inkaufnahme des eigenen Todes, festgestellt. In den detaillierten Ausführungen der Jugendgerichtshilfe wird darauf hingewiesen, dass der Jugendliche berichtete, unter "wiederkehrenden Suizidgedanken" zu leiden. Das Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) bewertet den 17-Jährigen als "massiv radikalisiert". Interessanterweise befand sich der Jugendliche bis zu seiner Festnahme nicht im Fokus der Staatsschützer, da die geltende Gesetzeslage es den österreichischen Behörden nicht erlaubt, Messenger-Dienste zu überwachen. Erst als ein ausländischer Geheimdienst einen Tipp gab, wurden die Staatsschützer auf den Verdächtigen aufmerksam.
In Österreich sollen sich mindestens zehn, möglicherweise aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten inzwischen sogar mehr, radikalislamistische "Hochgefährder" aufhalten. Diese Personen werden als potenzielle Bedrohung eingestuft und könnten jederzeit einen Anschlag verüben.
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