Antisemitismus in Wien
Jüdische Fahne zerrissen, Stolpersteine beschmiert

- Im Oktober 2023 wurde die Israel-Fahne am Wiener Stadttempel heruntergerissen. Jetzt wurde am Campus der Religionen die jüdische Fahne ebenfalls zerstört.
- Foto: MAX SLOVENCIK / APA / picturedesk.com
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Am Campus der Religionen in der Donaustadt wurde die jüdische Fahne zerrissen - nicht zum ersten Mal. Einen weiteren antisemitischen Akt gab es in der Leopoldstadt. Dort wurden Stolpersteine beschmiert. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien zeigt sich besorgt.
WIEN. Seit Beginn des Hamas-Terrors auf Israel haben antisemitische Vorfälle auch in Wien drastisch zugenommen. Das bestätigt die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG). Alleine in den ersten 13 Tagen seit des 7. Oktobers 2023 verzeichnete die Antisemitismus-Meldestelle der IKG einen signifikanten Anstieg der gemeldeten Taten um 300 Prozent. MeinBezirk.at berichtete:
Die jüngsten Vorfälle ereigneten sich erst in den vergangenen Tagen. Am Sonntag, 18. Februar, beobachteten Zeugen eine Gruppe von sechs Personen, wie sie am Campus der Religionen in der Seestadt die jüdische Fahne vom Mast gerissen und zerstört haben sollen. Wie die Polizei mitteilte, wird gegen die unbekannten Tatverdächtigen wegen des Verdachts der schweren Sachbeschädigung und Herabwürdigung religiöser Lehren ermittelt. Auch das Landesamt für Staatsschutz und die Extremismusbekämpfung wurden informiert.
Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art am Campus der Religionen, wo acht Glaubensgemeinschaften vertreten sind. Im Sommer 2022 wurde die weiße Fahne mit blauem Davidstern von drei Jugendlichen zerrissen. Der Vorfall wurde publik, nachdem ein entsprechendes Video auf der Plattform TikTok viral ging. Knapp ein Jahr später, im Juli 2023, dann der nächste Vorfall: die jüdische Fahne samt Mast verschwand.
Gedenksteine mit Farbe übergossen
Zu einem weiteren antisemitischen Vorfall kam es dann am Montag, dieses Mal in der Leopoldstadt. In der Großen Sperlgasse wurden Stolpersteine mit gelber Farbe übergossen, wie die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen auf X (vormals Twitter) bekannt gaben.
"Es sollte uns allen ein Warnzeichen sein, wenn die Erinnerung an die enteigneten, deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden wortwörtlich beschmutzt wird", heißt es von der JöH.
Bei den Stolpersteinen, auch "Steine der Erinnerung" genannt, handelt es sich um in den Boden eingelassene Messingtafeln. Diese tragen die Namen von ermordeten Juden und Jüdinnen in Wien. Zu finden sind die kleinen Denkmäler bei den ehemaligen Wohnorten deportierter jüdischer Opfer.
Stadt und Religionsgemeinschaften erschüttert
Die Israelitische Kultusgemeinde ist besorgt ob des ansteigenden Antisemitismus in der Bundeshauptstadt. "Diese antisemitischen Akte wiederholen sich mittlerweile regelmäßig und waren schon lange vor dem 7. Oktober ein Grund zur Sorge. Die Frage, die wir uns mittlerweile stellen müssen, ist, was es für unsere Gesellschaft bedeutet, wenn es nicht mehr möglich ist, eine Fahne mit dem Davidstern unbeaufsichtigt wehen zu lassen oder wenn Stolpersteine, die an die Ermordeten und Vertriebenen erinnern, beschmiert werden", heißt es von Oberrabbiner Jaron Engelmayer gegenüber MeinBezirk.at

- Am Campus der Religionen sind acht Glaubensgemeinschaften an einem Ort vereint.
- Foto: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com
- hochgeladen von Barbara Schuster
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) verurteile die Zerstörung der jüdischen Fahne in der Donaustadt "aufs Schärfste", wie er auf X schrieb. Er setze sich "mit Nachdruck" für Frieden und sozialen Zusammenhalt ein. "In unserer Stadt gibt es für Rassismus & Antisemitismus keinen Platz", so der Bürgermeister.
Über den Angriff bestürzt zeigte sich auch der evangelische Superintendent Matthias Geist. "Wir treten entschieden gegen jede Art von Respektlosigkeit und Feindseligkeit in unserer Stadt auf. Denn wo eine Religion angegriffen wird, sind auch alle anderen mitbetroffen, weil wir uns miteinander auf einem friedlichen und solidarischen Weg bewegen", so Geist gegenüber MeinBezirk.at. "Als Vertreter der acht beteiligten Religionsgemeinschaften stehen wir zur religiösen Vielfalt und bekennen uns zu unserem freundschaftlichen Diskurs, der keine Diskriminierung oder Verletzung zulässt."



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