Marx-Halle: Erfolgreich, aber nicht erfolgreich genug
Einem guten und erfolgreichen Veranstaltungskonzept droht die Schließung. Sinn macht das keinen.
LANDSTRASSE. Die Eigentümerin der Marx Halle – die Wien Holding – sucht nach neuen Ideen für deren Nutzung. Die bisherige Zwischennutzung als Veranstaltungshalle war und ist erfolgreich, aber anscheinend nicht erfolgreich genug. Man wolle in dem Gebiet verstärkt einen Schwerpunkt auf Start-ups setzen. Aber braucht es das wirklich? Immerhin stehen in Neu Marx ca. 3.500 m² Start-up-Büros frei. Außerdem entstehen an gleich zwei Standorten in Wien weitere Start-up-Zentren: 5.000 m² am Alsergrund und 8.000 m² in der Inneren Stadt.
Herwig Ursin, derzeitiger Pächter und das Mastermind hinter der erfolgreichen "Zwischennutzung", ist verwundert: „Wir haben im Spätherbst erfahren, dass es eine neue Ideensuche für die Marx Halle geben soll. Das war für uns nicht absehbar." Denn es habe Signale gegeben, dass die Eigentümerin für eine längerfristige Zukunft gesprächsbereit wäre, sofern das Projekt ein Erfolg wird. Mit fast 600.000 Besuchern in zweieinhalb Jahren kann Ursin zurecht von einem Erfolg sprechen. "Als Betreiber sind wir stolz darauf, dass die Marx Halle mittlerweile ein nicht unerheblicher Faktor für die Wiener Wirtschaft geworden ist." Und das ganz ohne Förderungen oder Zuschüsse.
Aufgrund der aktuellen neuen Ideensuche wurde der weitere Ausbau, insbesondere der des öffentlich zugänglichen Bereichs mit Gastronomie, Kreativwirtschaft und Kultur, auf Eis gelegt. Auf die Frage, wie es denn nun weitergehe, meint Ursin: "Wir schauen uns das jetzt einmal an und überlegen natürlich auch, ob wir an diesem Wettbewerb teilnehmen oder nicht."
Zur Sache: Die Geschichte der Marx-Halle
Die ehemalige Rinderhalle in St. Marx hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Der denkmalgeschützte Bau in Erdberg wurde am Ende des 19. Jahrhunderts als Herzstück des zentralen Schlachtviehmarktes errichtet. Ende der 1990er-Jahre wurde das Fleischzentrum stillgelegt.
• 2001 gab es ein erstes Gutachten, wonach ein Technologie-, Medien-, Bildungs- und Kulturzentrum initiiert werden sollte.
• 2002 tendierte man dann doch eher zu einem Freizeitzentrum.
• 2007 wurden erneut Konzepte für die Nutzung der Halle gesucht.
• Ab 2009 plante die Wiener Standortentwicklung (WSE) eine Eventlocation.
• 2011 war von Kultur, Konzerten und Gastronomie die Rede.
• Gemeinsam mit Hey-U entwickelte die WSE das aktuelle Konzept zur Zwischennutzung: So hat eine der weltweit größten Messen für moderne Kunst – die viennacontemporary – in der Marx Halle eine Heimat gefunden. Und das Theater Globe Wien von Niavarani und Hoanzl feiert einen Erfolg nach dem anderen. Dennoch wird der Pachtvertrag mit Hey-U im Sommer 2017 auslaufen.
• Seit Jänner sucht die WSE mittels internationaler Ausschreibung nach neuen Konzepten für eine nachhaltige, kreative und permanente Nutzung.
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