"Massiver Befall": Eschentriebsterben setzt Wiens Wälder zu
Aus Sicherheitsgründen wird das Forstamt provisorisch Bäume fällen. Betroffen sind vor allem der Nationalpark Donau-Auen und der Lainzer Tiergarten.
WIEN. Winzig klein, für das menschliche Auge nur mit einem Mikroskop zu erkennen, setzt er derzeit Wäldern in und um Wien kräftig zu: Das sogenannte "Falsche Weiße Stängelberchen" greift Blätter, Knospen und Rinde heimischer Eschen an. Diese werden durch den Pilzbefall morsch und können somit "schon beim kleinsten Windhauch aus den Wurzeln kippen", informiert die MA 49 für Forst- und Landwirtschaftsbetrieb. Aus Sicherheitsgründen müssen nun zahlreiche Eschen in Wien vorsorglich geschlägert werden.
Vom beschriebenen Eschensterben bedrohte Bäume befinden sich derzeit in ganz Wien. Deren genaue Zahl lasse sich zwar nicht genau bestimmen, die Tendenz jedoch ist steigend, so die MA 49. Bereits befallene Bäume dienen dem Pilz nämlich als Nährboden.
"Massiver Befall"
Betroffen sind die bekannten Wiener Naherholungsgebiete im Nationalpark Donau-Auen und das Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten. Aber auch weite Teile des Wiener Waldes, der Lobau oder Eschenaleen im Stadtgebiet seien gefährdet, so Alexander Mrkvicka von der MA 49. Bei den letzten Kontrollen habe man einen "massiven Befall" durch den Pilz feststellen müssen, die MA 49 werde deshalb zahlreiche Baumfällungen in den betroffenen Gebieten durchführen. "Wir nehmen die Befallssituation sowie die Gefahr durch abbrechende und umfallende Bäume sehr ernst", heißt es von Forstdirektor Andreas Januskovecz.
Wie viele Bäume genau betroffen sind, könne man derzeit nicht sagen, so Mrkvicka. In manchen Gebieten Europas sind rund 90 Prozent der Eschen im Gebiet befallen und auch in Wien habe der Befall in den vergangenen Jahren stark zugenommen. "Eine weitere Entwicklung ist im Moment nicht abschätzbar", erklärt Mrkvicka. Die MA 49 sei nun damit beauftragt "Unfällen vorzubeugen" und vor allem Bäume entlang von Wanderwegen oder Spielplätzen genau zu begutachten - und notfalls zu fällen. Wie viele Bäume wirklich die Kettensäge droht, wisse man aktuell nicht.
"Esche in Not"
Seit Erscheinen des Pilzes in Mitteleuropa im Jahr 2007 setzt er Wäldern auf dem ganzen Kontinent massiv zu. Mittlerweile wurde ein Befall in 22 europäischen Ländern nachgewiesen. An der Universität für Bodenkultur forscht man derzeit unter dem Titel "Esche in Not" an einer Methode resistente Eschen heranzuzüchten. Wie sich der Befall weiterentwickeln wird und wann man den Pilz in den Griff bekommt, sei derzeit jedoch noch nicht abschätzbar, so Mrkvicka.
Hintergrund:
Bericht:Rodung am Himmelhof: Pilzbefall gefährdet Bäume im Naturschutzgebiet
Reportage:Treffen mit dem Forstdirektor am Himmelhof: "Wald muss Wald bleiben"
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