Zweifel an Dienstzeiten
MedUni Wien prüft Vorwürfe gegen AKH-Ärztin

Eine leitende Ärztin am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien soll derzeit im Mittelpunkt interner Kritik stehen. (Archiv) | Foto: Antonio Šećerović/RMW
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  • Eine leitende Ärztin am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien soll derzeit im Mittelpunkt interner Kritik stehen. (Archiv)
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In den vergangenen Tagen gab es laut einem Medienbericht anonyme Vorwürfe gegen eine leitende Mitarbeiterin der MedUni Wien bzw. des AKH Wien. Im Raum stehen mögliche Unregelmäßigkeiten bei der nachträglichen Eintragung von Arbeitsstunden in den Dienstplan- es geht um 300.000 Euro. Die MedUni hat eine interne Prüfung eingeleitet.

WIEN. Eine leitende Ärztin am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien steht derzeit im Mittelpunkt interner Kritik. Wie Recherchen des Nachrichtenmagazins "Profil" zeigen, soll die Leiterin der Abteilung für Plastische Chirurgie über Jahre hinweg wiederholt Bereitschaftsdienste nachträglich ins Zeiterfassungssystem eingetragen haben, und das offenbar in auffälliger Regelmäßigkeit kurz vor der monatlichen Gehaltsabrechnung. Die Vorwürfe sollen dabei aus anonymen Quellen stammen.

Der Verdacht: Die Dienstzeiten könnten rückwirkend eingetragen worden sein, ohne dass sie tatsächlich geleistet wurden. Die Medizinische Universität Wien (MedUni Wien) bezeichnet diese Praxis als "nur in Ausnahmefällen" zulässig. In der betroffenen Abteilung ist jedoch von einem systematischen Vorgehen die Rede, das laut Dienstplänen seit mindestens Anfang 2021 immer wieder auffiel.

Im Raum stehen mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Eintragung von nachträglichen Arbeitsstunden in den Dienstplan. (Archiv) | Foto: Starpix / picturedesk.com
  • Im Raum stehen mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Eintragung von nachträglichen Arbeitsstunden in den Dienstplan. (Archiv)
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Ein Vorfall vom 7. Juni 2024 wirft zusätzlich ein Schlaglicht auf mögliche strukturelle Probleme in der Organisation. An jenem Abend wurde ein 16-jähriger Jugendlicher mit einem vollständig abgetrennten Finger in die Notaufnahme eingeliefert. Trotz eingetragener Rufbereitschaft soll die Klinikleiterin in jener Nacht weder auf Anrufe noch auf eine Chatnachricht mit einem Foto der Verletzung reagiert haben, berichtet das "Profil". Die diensthabende Oberärztin musste den komplizierten Eingriff – eine Replantation – alleine durchführen. Der Finger wurde zwar zunächst angenäht, musste später aber aufgrund der Schwere der Verletzung amputiert werden.

Bereitschaftsdienste in Höhe von 300.000 Euro

Laut einer Arbeitsrechtsexpertin von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien), mit der "Profil" sprach, sei die zentrale Frage, "ob diese Bereitschaftsdienste tatsächlich geleistet wurden, wenn sie erst im Nachhinein eingetragen worden sind. Komme es im Bereitschaftsdienst zu einem medizinischen Zwischenfall und die eingeteilte Person nicht erreichbar, könne das auch haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, sagt sie.

Laut internen Dienstplänen, die dem Magazin vorliegen, wurden regelmäßig zwischen zwölf und 17 Bereitschaftsdienste pro Monat nachgetragen – teils deutlich mehr als bei regulär beschäftigtem medizinischem Personal. Für leitende Ärztinnen und Ärzte gelten zwar laut Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz keine festen Obergrenzen, doch das nachträgliche Eintragen lässt Fragen offen, auch im Hinblick auf finanzielle Zusatzleistungen. Pro Bereitschaftsstunde können Zuschläge zwischen sieben und knapp 20 Euro fällig werden. Über Jahre sollen sich rund 300.000 Euro an zusätzlichem Einkommen angesammelt haben.

Die MedUni hat eine interne Prüfung eingeleitet. (Archiv) | Foto: Tobias Schmitzberger
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Beispielhaft zeigt sich das Muster im Oktober 2024: Am Monatsbeginn war laut Plan kein einziger Dienst vorgesehen. Drei Wochen später waren es vier, wenige Tage darauf bereits 13. Auch im Kontext des Vorfalles im Juni war die Ärztin laut eigenen Angaben für einen Kongress in Salzburg freigestellt. Trotzdem wurden nachträglich Dienste eingetragen – zunächst gelöscht, dann kurz vor Monatsende erneut hinzugefügt.

MedUni prüft Vorwürfe

Bereits im Jahr 2020 hätte sich die Situation zugespitzt. In einem Schreiben an das Rektorat der MedUni Wien erhoben 21 Mitarbeitende der Abteilung – die meisten von ihnen sind laut "Profil" inzwischen nicht mehr dort tätig – schwere Vorwürfe gegen die Klinikleiterin. Die Rede ist von "mangelnder Fachkompetenz", "administrativer Inkompetenz" und einer überlasteten Belegschaft durch "Fehleinteilungen" und "Leerstand in den OP-Sälen".

Zu den erhobenen Vorwürfen hat auch MeinBezirk bei der MedUni Wien nachgefragt. "Die MedUni Wien nimmt derartige Hinweise sehr ernst und hat eine umfassende interne Prüfung und Revision eingeleitet, um den Sachverhalt zu klären", heißt es am Montagvormittag. Nun soll festgestellt werden, ob die MedUni Wien als Dienstgeberin des ärztlichen Personals im AKH Wien finanziell geschädigt wurde und ob ein rechtswidriges Verhalten vorliegt. Um die laufenden Prüfungen nicht zu gefährden, könne man aktuell keine weiteren Angaben machen.

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