Missbrauchsfälle an Wiener Schule
Neue Vorwürfe gegen Schuldirektion
In 15 Jahren soll ein mittlerweile verstorbener Lehrer mindestens 25 Opfer im Alter von elf bis 14 Jahren sexuell missbraucht haben. Jetzt gibt es neue Vorwürfe gegen die ehemalige und aktuelle Schuldirektion.
WIEN. 25 Opfer im Alter von elf bis 14 Jahren – sie sollen seit 2004 von einem mittlerweile verstorbenen Sportpädagogen sexuell missbraucht worden sein. Die Rede ist sogar von noch mehr Opfern, doch die 25 wurden auf Fotos und Videos identifiziert.
Die Fälle wurden Anfang Oktober in mehreren Medien ins Rollen gebracht. Es soll zu vielen Ungereimtheiten gekommen sein. Eine Anzeige gegen den Pädagogen, der im Frühjahr 2019 Suizid beging, ist nicht mehr auffindbar – die BezirksZeitung berichtete.
Und am Freitag, 2. Dezember, dann neue Vorwürfe. Laut "APA" richten sich diese gegen den ehemaligen und den derzeitigen Direktor der betroffenen Schule. Die Vorwürfe stammen seitens der Opferanwältin Herta Bauer, die mehrere Ex-Schüler vertritt. Die Staatsanwaltschaft wurde in einer weiteren Sachverhaltsdarstellung zur Kenntnis gebracht.
Bauer berichtet, dass sich zwischenzeitlich weitere Zeuginnen und Zeugen bei ihr meldeten und Aussagen getätigt haben, die vor allem den schulischen Bereich betreffen und sich gegen die Schulleitung richten. Im Frühjahr 2019, kurz vor dem Suizid, wurde der Tatverdächtige von einem ehemaligen Schüler angezeigt. Nach einer Hausdurchsuchung soll der Direktor in Kenntnis der angelaufenen Ermittlungen diesen dennoch nicht unverzüglich außer Dienst gestellt haben.
Kurz vor Tod "besonders aggressiv"
Kurz vor der Tat soll sich der Lehrer laut Zeugenangaben "besonders aggressiv" gegenüber seinen minderjährigen Schülern verhalten haben. Einen Schüler soll er am Ohr gezogen haben, heißt es.
Eine Anfrage der österreichischen Nachrichtenagentur an die Wiener Bildungsdirektion blieb, Stand Freitagmittag, unbeantwortet. Die Bildungsdirektion hatte zur Klärung der Vorgänge an der bzw. um die Schule eine eigene Untersuchungskommission eingesetzt. Ein Bericht wurde zuerst für Mitte, dann für Ende November angekündigt, dazu kam es noch nicht.
Schule: Hilfe für Betroffene
Ehemalige Schülerinnen und Schüler, die zum Fall Fragen haben, sich austauschen wollen oder psychosoziale Beratung und Unterstützung benötigen, können sie an einer der folgenden Anlaufstellen wenden:
- Schulpsychologischer Dienst: 01 525 25 - 77550 und an schulpsychologie@bildung-wien.gv.at
- Kinder- und Jugendanwaltschaft: 01 4000 85920 und an post@jugendanwalt.wien.gv.at
- Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Wien: 01 4000 8011 und an service@ma11.wien.gv.at
Falls du Informationen oder Hinweise hast, kannst du dich direkt an die genannte Untersuchungskommission per E-Mail unter kommission@bildung-wien.gv.at wenden. Dies geht selbstverständlich auch anonym.
Hier gibt es rund um die Uhr Hilfe
Wenn du selbst Hilfe benötigst oder jemanden kennst, der Suizidgedanken hat, wende dich bitte umgehend an diese Stellen:
- Telefonseelsorge
- Tel.: 142, täglich 0–24 Uhr
- www.telefonseelsorge.at
- Kriseninterventionszentrum Wien
- Tel.: 01/406 95 95, Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr
- www.kriseninterventionszentrum.at
- Sozialpsychiatrischer Notdienst
- Tel.: 01/313 30, täglich 0–24 Uhr
- www.psd-wien.at
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