Benimm-Papst im Interview
Thomas Schäfer-Elmayer: "Ich bin auch nur ein Mensch"
Dass gutes Benehmen nie aus der Mode kommt, beweist Thomas Schäfer-Elmayer mit seinem neuen Buch "Der große Elmayer".
WIEN. Es gibt Wiener Institutionen, die verlieren auch im Lauf der Jahrzehnte nicht an Glanz. Dazu gehören das Hotel Sacher, die Konditorei Demel und die Tanzschule Elmayer. Doch "der Elmayer" steht nicht nur für das Erlernen sämtlicher Gesellschaftstänze, sondern auch für gutes Benehmen, das nicht nur in der Tanzschule und in Seminaren, sondern auch in Buchform gelehrt wird.
"Mein Großvater hat in den 50er-Jahren ein Buch über die richtigen Umgangsformen geschrieben, meine Eltern in den 70ern und ich in den 90ern", gibt Thomas Schäfer-Elmayer einen Überblick über die bekannteste Benimmbibel Österreichs. "Mit der Jahrtausendwende habe ich das Buch überarbeitet und dann haben sich so viele Dinge geändert, dass ich alle paar Jahre ein neues Buch herausgebracht habe."
Tätowierungen, Internet und Handkuss
Nach Publikationen wie "Alles, was Sie über gutes Benehmen wissen müssen" und dem "Business Elmayer" legt Thomas Schäfer-Elmayer nun mit "Der große Elmayer" sein neuntes Buch vor. Der Wälzer deckt auf 500 Seiten alle Sparten und Situationen in alphabetisch geordneten Kapiteln von A wie Anrufbeantworter/Mailbox über K wie Kaugummi bis Z wie Zyniker ab.
Neben Klassikern wie Ballregeln und dem "unbedingt noch zeitgemäßen Handkuss" gibt Schäfer-Elmayer auch Hilfestellungen bei modernen Themen wie Tätowierungen, Handyklingeltöne und dem Internet. "Ich hätte gerne ein Facebook-Profil, habe aber leider nicht die Zeit dazu", erklärt Schäfer-Elmayer und warnt vor einem zu sorglosen Umgang mit dem Internet. "Viele junge Leuten posten kompromittierende Bilder ohne sich bewußt zu sein, dass diese auf ewig im Netz bleiben. Auch werden oft private Dinge nicht für sich behalten – das kann sich zu einem Boomerang entwickeln. Ich habe in meiner Jugend viel Blödsinn gemacht und bin froh, dass das nicht dokumentiert wurde."
Chatten, Smileys und Telefonieren in der Straßenbahn
Der Partnersuche im Internet widmet der Benimmpapst, der seine Tipps übrigens nicht als strenges Regelwerk sondern als Anhaltspunkte sieht, ein eigenes Kapitel. "Hier ist es wichtig, dass man dem anderen nichts vormacht. Wie bei einer Bewerbung soll man auch bei der Patnersuche authentisch bleiben", so Schäfer-Elmayer. "Dann sollte man sich nicht beim Chatten oder beim ersten Date über sexuelle Vorlieben unterhalten. Und drittens: zuverlässig sein! Wurde ein Termin vereinbart, unbedingt pünktlich sein oder im ausgemachten Zeitraum antworten."
Auch bei anderen Themen zeigt sich der 72-Jährige am Puls der Zeit. "Wenn in der Straßenbahn mein Handy klingelt, hebe ich ab. Allerdings erkläre ich dem Anrufer gleich, wo ich bin und dass ich ihm zuhöre, aber leise antworten werde. Lautes Telefonieren ist sehr unhöflich."
Ebenfalls überraschend modern sieht Schäfer-Elmayer die digitale Kommunikation. "Emojis und Smileys haben im strengen Business nichts verloren, aber bei lockerer Konversation finde ich sie nicht schlecht, da sie die Mimik ersetzen. Auch Anglizismen finde ich nicht schlimm, man sollte es aber nicht übertreiben und nicht angeben."
Seminare in Gefängnissen und Schulen
Dass auch junge Leute gutem Benehmen einen großen Wert beimessen, sieht Schäfer-Elmayer bei seinen Seminaren. "Ich halte im Jahr rund 100 Seminare, im Gefängnis, in Unternehmen und in Schulen. Mit den Schülern finde ich mich sofort in einer lebendigen Diskussion und komme ich in Berufsschulen auf das Thema Vorstellungsgespräch zu sprechen, herrscht absolute Stille. Die Jugend interessiert, wie sie bei anderen ankommt."
Über seine eigene Beliebtheit muss sich Schäfer-Elmayer keine Gedanken machen. "Auf mich kommen ständig Leute zu und erklären, dass sie meine Arbeit gut finden. Das enorme Echo auf den großen Elmayer hat mich allerdings schon sehr überrascht. Aus Österreich kamen über hundert Anfragen für Interviews und Buchbesprechungen, aus Deutschland 50", freut sich Schäfer-Elmayer. "Allerdings bringt diese Bekanntheit auch Nachteile mit sich. Gehe ich bei Rot über die Straße, sorgt das für Aufsehen."
Geht Thomas Schäfer-Elmayer tatsächlich bei Rot über die Straße? "Ich meine theoretisch", lacht der Etikette-Profi. "Aber ja, mir passieren genügend Fauxpas, ich bin auch nur ein Mensch. Ich habe zum Beispiel ein miserables Namensgedächtnis. In Österreich kann man sich mit dem Titel oft über einen entfallenen Namen hinwegretten, aber wenn man eine Person, die man seit 15 Jahren kennt, dann vorstellen muss... Namen sind nicht Schall und Rauch, Namen sind enorm wichtig." Einer dieser in Österreich enorm wichtigen Namen ist zweifelsohne Elmayer, und dem wird Thomas Schäfer-Elmayer mit seinem neuen Buch mehr als gerecht.
Zur Sache
"Der große Elmayer. Alles, was Sie über gutes Benehmen wissen sollten" von Thomas Schäfer-Elmayer (ISBN-10: 3711001785, ISBN-13: 978-3711001788) ist als gebundenes Buch erschienen und kostet im gängigen Buchhandel 28 Euro.
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