Was bei den Öffis noch nicht auf Schiene ist
Wien wächst in einem rasanten Tempo. Das bedeutet auch für die Öffis eine immense Herausforderung.
WIEN. (kp/tba). Die Wiener Linien müssen bestehende Linien sanieren und ausbauen, die Kos-ten im Griff behalten, bei der Stadtentwicklung mithalten und geraten bei der Planung oft ins Kreuzfeuer der Kritik. Wir haben uns die Herausforderungen im Öffi-Verkehr angesehen:
• Sanieren und Bauen: Wohl das aktuellste Thema ist die Sanierung der U4, die jetzt in die heiße Phase kommt. Die Linie ist ab 30. April zwischen Hütteldorf und Hietzing komplett gesperrt. Als aber die U4 rund um den Nationalfeiertag 2015 gesperrt war, brach Chaos aus: Viel zu wenige Ersatzbusse standen für die Fahrgäste bereit. Ob es diesmal anders ist, warten die täglich 57.000 Betroffenen mit einiger Spannung ab.
Aber nicht nur die Fahrgäste kosten die Bauarbeiten Nerven: Beim Neubau einer U-Bahn-Linie leiden auch Geschäftsleute. Das war beim Bau der U3 der Fall und das gilt auch heute. Bei der künftigen U1-Station Troststraße sperren angesichts der Baustelle traditionelle Kleinunternehmer zu. Ein skurriles Problem gibt es indes bei den Probebohrungen zur neuen U5: Das Physikinstitut fürchtet durch die Vibrationen eine Störung seiner Messungen und überlegt die Absiedlung.
• Stadtentwicklung: Öffentlicher Verkehr und Wohnbau sollten Hand in Hand gehen – doch es ist nicht einfach, Takt zu halten. Bei der Verlängerung der U2 nach Aspern wurde kritisiert, dass die U-Bahn ein Jahr lang ins Niemandsland fuhr, während andere Gebiete dicht besiedelt und trotzdem unterversorgt sind. Aber wer erinnert sich noch, als man von einer U6-Verlängerung an die Brünner Straße sprach? Damals wurde groß in Wohnungen investiert – doch die U-Bahn kam nie. Wie es gehen kann, zeigt das Nordbahnbahnviertel: Die Verlängerung des O-Wagens ist projektiert und budgetiert. Mit den Wohnbauten können auch gleich die Schienen verlegt werden.
• Politik: Geht es um Öffis, ist sich jeder selbst am nächsten: Der Ausbau der U-Bahn ist jeweils vor der eigenen Haustür mit Sicherheit am dringendsten und es findet sich sicher eine Partei, die auch dieser Ansicht ist. Die U3 soll nach Kaiserebersdorf, die U4 von Klosterneuburg nach Auhof, die U6 nach Stammersdorf fahren. All das kann sich finanziell nicht ausgehen. In einem anderen Punkt stellen sich die Wiener Linien offen gegen die Verkehrspolitik der Stadt: Sie wollen ihre Busse nicht durch Begegnungszonen führen, diese werden von der Stadt aber forciert. Aktuell wird in der Herrengasse, die zur Begegnungszone werden soll, darum gerungen, dass der Citybus weiter durch fährt. Dieses Problem scheint aber vergleichsweise jung: Die Straßenbahnlinie 67 fährt seit den 1970ern anstandslos durch die belebte Fußgängerzone Favoritenstraße.
Hintergrund: Was eine U-Bahn kostet
600 Millionen Euro kostet die Verlängerung der U1, für die U5 ist derzeit eine Milliarde Euro vorgesehen. Demgegenüber steht ein Jahresumsatz der Wiener Linien im Jahr 2014 von 495 Millionen Euro. Das darf man natürlich nicht gegeneinander aufrechnen, denn die Wiener Linien decken ihre Kosten nur zu 60 Prozent selbst, den Rest steuert die Stadt bei. Und die Hälfte der Baukosten für die U-Bahn wird vom Bund getragen. Trotzdem: U-Bahnen bauen bleibt Luxus. Als billigere Verbindung wird derzeit vor allem von den Grünen die Straßenbahn favorisiert. Zum Vergleich: Die Trassen für die 2013 erweiterten Linien 25 und 26 (etwa 6 Kilometer) haben 84 Millionen Euro gekostet.
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