Ostern in Wien
Wie der Hase in die Symbolwelt des Osterfests hoppelte
Auch in Wien hat der Osterhase diesen Frühling wieder viele Nesterl zu verstecken. Tatsächlich weiß niemand so genau, wieso gerade er uns zum wichtigsten Fest des Christentums einen Besuch erstattet. Theorien gibt es allerdings viele.
WIEN. Überall in der Stadt glänzen lieblich dekorierte Schaufenster in bunten Frühlingsfarben. Zwischen lebhaft bemalten Eiern, grünem Ostergras und flauschigen Palmkätzchen darf vor allem einer nicht fehlen: der Osterhase. Er ist und bleibt der Protagonist unter den Ostersymbolen.
Zum ersten Mal erwähnt wurde der langohrige Eierlieferant im Jahr 1682 in einer Abhandlung des Heidelberger Medizinprofessors Georg Franck von Franckenau. Dieser äußerte sich wenig beeindruckt über das Berufsbild des Osterhasen. Er sei "eine Fabel, die man Einfältigen und Kindern aufbindet." Während es unsicher ist, wann und warum der Hase als Eier-Überbringer ins Osterfest hoppelte, so gibt es doch einige Theorien, die ihn mit anderen, wichtigen Ostersymbolen in Verbindung bringen.
Frühlingsboten und Mondhasen
Das Osterfest richtet sich bekanntlich nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn. Sowohl Vollmond als auch Frühling stehen symbolisch allerdings auch eng in Verbindung zum Hasen. Seit jeher glauben Menschen auf der ganzen Welt, in der Kraterlandschaft des Mondes einen Hasen zu erkennen.
Außerdem wird der Hase auch als Frühlingsbote gesehen. Als eines der ersten Tiere bekommt er im Frühling Nachwuchs und wird so mit Fruchtbarkeit und Leben assoziiert. Zu der Zeit, als der Osterhasenglaube entstanden sein muss, kamen oft Hasen in die Dörfer der Menschen, um dort nach Futter zu suchen. Da das für die scheuen Nager ein recht ungewöhnliches Verhalten war, unterstellte man ihnen eine geheime Agenda: das Ausliefern der Ostereier.
Der Hase und das Ei
Es gibt auch eine Theorie, die besagt, dass das Verweilen des "Häschens in der Grube" für die Menschen früher so ausgesehen habe, als würde dieses ein Ei ausbrüten. Eier werden übrigens genau wie Hasen als Fruchtbarkeitssymbol angesehen, und nicht nur das: Im Christentum steht das Ei für die Auferstehung von Jesus, da es von außen kalt und tot wirkt, von innen aber neues Leben wächst. Es symbolisiert sein Grab, aus dem er am Ostermorgen schlüpft.
Natürlich gibt es auch historisch-praktische Gründe für den Verzehr und das Verschenken von Ostereiern. Seit dem Mittelalter essen Gläubige in der christlichen Fastenzeit vor Ostern weder Fleisch noch Eier, weshalb man früher einen Weg suchte, Eier länger haltbar zu machen. Hühner hören schließlich nicht einfach auf, Eier zu legen. So wurden die überschüssigen Eier abgekocht und zu Wiedererkennungszwecken eingefärbt. Zu Ostern gab es deshalb viele bunte Eier zum Verschenken.
Das verbackene Osterlamm
Ein weiteres, beliebtes Ostersymbol ist das Lamm – dieses steht für Jesus selbst. Da dieser sich für die Sünden der Welt geopfert haben soll, wird er mit dem traditionellen Opferlamm verglichen. Mit seinem weißen Fell und seiner Wehrlosigkeit steht das Lamm für die Unschuld selbst.
Aber auch praktische Gründe hat es, dass man an Ostern schon immer gerne Lamm aß: Schaffleisch war nicht nur leicht zu bekommen, sondern auch sanft zum Magen, welcher nach der Fastenzeit empfindlich ist.
Heutzutage ist man nicht mehr unbedingt Lamm zum Osterfest, es wird allerdings noch gerne das traditionelle Osterlamm gebacken. Dabei soll es laut einer Legende einmal zu einem Unfall gekommen sein: Ein Osterlamm soll nach dem Backen ausgesehen haben, wie ein Hase und so den Osterhasenmythos ins Rollen gebracht haben.
Andere Länder, andere Sitten
Nicht überall ist der Osterhase allein fürs Nesterl-Liefern zuständig. Hühner, Kuckuck und Storch dürfen in anderen Ländern und Bundesländern kräftig mithelfen. Und in Australien gibt es sogar ein Osterbilby. Denn die aus dem Ausland eingeschifften Kanninchen gelten dort als Plage, welche den Kanninchennasenbeutler, der auch Bilby genannt wird, aus seinem natürlichen Lebensraum verdrängen. Als Sympathiebezeugung der Australier wird die Ehre des Ostereier-Versteckens daher dem Bilby zuteil.
Welche Theorie zur Aufklärung des Osterhasenmythos die richtige ist, lässt sich nicht sagen – möglicherweise spielte jeder Faktor eine kleine Rolle in der Entstehung der Osterhasenlegende. Mächtig nachgeholfen hat im 19. Jahrhundert auf alle Fälle die Süßigkeiten-Industrie. Denn als Rübenzucker industriell und billig herzustellen war, feuerte das die Herstellung von Schokohasen an.
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