Interview Michael Häupl
"Man muss nicht zu jedem Schmarren Stellung nehmen"

Michael Häupl über politische Revolutionen, Sebastian Kurz und warum man nicht zu jedem Schmarren Stellung nehmen muss. | Foto: Markus Spitzauer
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  • Michael Häupl über politische Revolutionen, Sebastian Kurz und warum man nicht zu jedem Schmarren Stellung nehmen muss.
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Michael Häupl über schlecht schmeckende Torten, politische Revolutionen und die Affäre Kurz. 

WIEN. Alt-Bürgermeister Michael Häupl ist unter die Autoren gegangen. In seinem Buch "Freundschaft" erzählt er mit viel Schmäh über seinen politischen Werdegang und gewährt einen Blick hinter die Kulissen.

Sie schreiben: "Trag in dein Leben Humor!". Gab es Momente, wo Ihnen der Schmäh ausgegangen ist?
MICHAEL HÄUPL: Natürlich. Tschernobyl, beispielsweise. Wir wurden darüber informiert, als wir gerade zum Mai-Aufmarsch aufgebrochen sind. Oder die krachende Wahlniederlage 1996, das war in dem Moment eine echte Katastrophe. Auch die Flüchtlings- und Finanzkrise waren sehr schwierig.

In Ihrem Buch schildern Sie, wie Sie als 9-Jähriger Handelsminister Bock anlässlich der Eröffnung des Teilstücks der Westautobahn Blumen überreicht haben und dass es eine schlecht schmeckende Torte gab. Was war einschneidender, Ihr erster Kontakt mit der Politik oder die grausliche Torte?
Ich erinnere mich deswegen so an diese Begebenheit, denn es existiert ein Foto. Das gleichaltrige Mädchen, das die Schere überreicht hat, war um einen guten Kopf größer als ich. Jedes Mal, wenn ich mir das Foto angesehen habe, dachte ich mir: "Was war da eigentlich mit mir damals los?" Wir sind von meinem Vater dafür eingeteilt worden und was sich bei mir wirklich nachhaltig eingeprägt hat, war diese wirklich schlecht schmeckende Torte.

Sie waren als Kind ein echter Lauser...
So kann man das formulieren.

Aber Sie hatten in Ihrer Jugend zahlreiche Menschen, die Ihre Neugier und Ihr Interesse geweckt haben. Wie wecken Sie bei Ihren Enkerln das Interesse?
Ich finde es wichtig, die kindliche Neugier zu erhalten. Das ist mir bei meinen Kindern ganz gut gelungen. Schauen wir mal, ob es mir bei meinen Enkelkindern auch gelingt.

Wie haben Sie Wien empfunden, als Sie 1969 hergezogen sind und wie würden Sie die Stadt heute beschreiben?
Wenn ich mir denke, dass damals das lustigste Fest in Wien das Ökista-Gschnas war, dann schildert es ein bisschen, was damals nicht los war. Seitdem hat sich viel verändert. Wien ist eine ungeheuer lebendige Stadt, eine Lichtstadt geworden.

Michael Häupl im Interview mit der Chefredakteurin der BezirksZeitung, Nicole Gretz-Blanckenstein. | Foto: Markus Spitzauer
  • Michael Häupl im Interview mit der Chefredakteurin der BezirksZeitung, Nicole Gretz-Blanckenstein.
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Sie waren ein Lehrersohn aus christlich-sozialem Haus. Als Ihr Vater erfahren hat, dass Sie bei der SPÖ sind, war er nicht sehr glücklich. Wie hat Ihre Mutter darauf reagiert?
Eigentlich gar nicht. Die hat das viel gelassener hingenommen. Bei meinem Vater verstehe ich es auch, dass er kurzfristig sehr verärgert war. Mein Vater war ein sehr impulsiver Mensch, konnte durchaus auch jähzornig sein, aber er war nie nachtragend. Und so gesehen haben wir uns lange vor seinem Tod ausgeredet. Er hat es nicht verstanden, aber er hat es akzeptiert.

Ihr politisches Leben war geprägt von Revolution – wie beispielsweise, dass auch Mädchen im Studentenheim einziehen durften.
Bruno Kreiskys Devise "Durchflutung aller Lebensbereiche mit Demokratie" haben wir natürlich sehr ernst genommen und auch gleich damit angefangen, wie beispielsweise im Studentenheim. Wir haben von einer Welt voll Demokratie, Sozialismus und Freiheit geträumt, wo es allen Menschen möglichst gut geht. Das war unsere Revolutionsvorstellung.

Auch wenn Sie im Vorwort erwähnen, dass Sie sich nicht zur Affäre Kurz äußern werden, so liest man doch den einen oder anderen Seitenhieb. 
Zum Grundsätzlichen ja. Ohne, dass ich mich auf Details von den Chats einlasse. Man muss ja nicht zu jedem Schmarren Stellung nehmen. Tatsache ist, ohne bestimmte ideologische Fundamente kannst du nicht Politik machen. Du brauchst Wurzeln. Kurz war jemand, der ausschließlich sich selbst sieht und überhaupt keine ideologischen Wurzeln hat. Der ist ja nicht einmal ein Neoliberaler. Das kann nicht gut gehen und es ist nicht gut gegangen.

Sie haben sich nie ein Blatt vor den Mund genommen. Warum trauen sich Politiker heutzutage nicht mehr, ihre Meinung kundtun?
Also, ich habe in den letzten Tagen wieder mit großem Vergnügen dem Wiener Gesundheitsstadtrat zugehört. Nicht schlecht. Bei manchen Formulierungen bin sogar ich neidisch geworden. Der kann es schon auch. Ich persönlich finde das ja sehr gut.

Stünden Sie am Anfang Ihrer beruflichen Karriere, würden Sie erneut in die Politik gehen?
Selbstverständlich. Ich habe den Entschluss, von der Wissenschaft in die Politik zu wechseln, keine Sekunde meines Lebens bereut.

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