Iran
Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi besuchte Protest-Camp in Wien

- Shirin Ebadi sprach den Protestierenden Mut zu.
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Die Freude bei den iranischen Aktivistinnen und Aktivisten war groß: Friedens-Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi schaute nämlich zuletzt spontan in Kaisermühlen vorbei.
WIEN/DONAUSTADT. Seit über 230 Tagen harren die Aktivistinnen und Aktivisten schon vor dem UNO-Gebäude in Kaisermühlen aus. Ihr Ziel hat sich seither nicht verändert - solange die Proteste gegen das Regime in Teheran weitergehen, harren auch sie aus Solidarität im provisorischen Camp in Kaisermühlen aus.

- Die Anwesenden drückten ihre Bewunderung mit Sprechchören aus.
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Hoffnung auf ein Ende von Unterdrückung, Verfolgung und Hinrichtungen in ihrem Heimatland treibt sie an. Geeint werden sie auch durch die Wut auf jenes Regime, das seit Jahrzehnten die Rechte von Menschen gewaltvoll unterdrückt. Über 80 Aktivistinnen und Aktivisten gehören der Gruppe an. Dazu gesellen sich immer wieder neue Unterstützerinnen und Unterstützer aus ganz Wien, Österreich und der ganzen Welt.
Ankunft im strömenden Regen
So halten sie allen Wetter-Kapriolen stand, teilen Erfahrungen und halten Kontakt mit den Protestierenden im Iran. Dieser kämpferische Alltag wurde zuletzt aber durch ein besonderes Ereignis unterbrochen. Hoher Besuch hatte sich angekündigt. Bis kurz vor dessen Eintreffen wurde das Erscheinen aus Sicherheitsgründen nur wenigen Menschen mitgeteilt.

- In Wien wurde die Friedens-Nobelpreisträgerin von strömenden Regen, aber auch herzlichen Worten empfangen.
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Am Abend, begleitet von strömenden Regen, war es schließlich so weit. Begleitet von Hassan Nayeb-Hashem, einem der Köpfe hinter dem Wiener Protestcamp, stapfte eine Frau mit Regenschirm durch die Pfützen der Donaustadt. Ihr Erscheinen löste Jubel bei den Anwesenden aus. "Shirin, Shirin, Shirin", skandierte die Menge.
Denn niemand geringeres als die iranische Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi hatte sich auf den Weg gemacht, den Menschen im Camp einen Besuch abzustatten. Die nunmehr 75-Jährige ist ihres Zeichens Juristin, erste iranische Richterin und Menschenrechtsaktivistin. Sie erhielt 2003 als erste muslimische Frau den Friedensnobelpreis und lebt seit Ende 2009 im Exil in Großbritannien.
Die Proteste halten an
Dort hatte sie auch von der Aktion in Kaisermühlen erfahren und sich mit der Gruppe in Kontakt gesetzt. Nachdem sie im Rahmen des 4Gamechangers Festivals nach Wien gekommen war, ließ sie sich diesen Besuch nicht nehmen. Herzlich begrüßte sie die versammelte Masse und setzte sich anschließend zu einigen Gesprächen in das provisorische Protest-Zelt.
Währenddessen wurden draußen Erfahrungen geteilt und von individuellen Schicksalen berichtet. Dabei zeigt sich, die Motivation der Menschen ist ungebrochen, hier in Wien als auch im Iran selbst. Wenngleich die Berichterstattung darüber zuletzt in den Hintergrund gerückt ist, gehen dort weiterhin zahlreiche Menschen trotz aller Gefahren auf die Straße.

- Die Döblinger SPÖ-Bezirksrätin Mahboobeh Bayat (in der Mitte) ist in städnigem Kontakt mit den Aktivistinnen und Aktivisten in Kaisermühlen.
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"Dieser Besuch von Frau Ebadi ist schon etwas ganz Besonderes", betont auch Mahboobeh Bayat. Sie ist SPÖ-Bezirksrätin in Döbling und Unterstützerin der Protest-Aktion. Was die Aktivistinnen und Aktivisten in Kaisermühlen aufgebaut hätten, sei bemerkenswert. Zudem sei man mit anderen Iran-Protestierenden auf der ganzen Welt gut verknüpft.
Zwei Monate im berüchtigten Gefängnis
"Die Social-Media-Kanäle, die ansonsten oft mit Vorsicht betrachtet werden sollten, haben in dieser Protestbewegung ihre positive Seite gezeigt. Wir verwenden sie wie ein Lichtschwert gegen das Regime", betont Bayat. Die friedliche Revolution im Iran werde erfolgreich zu Ende geführt und solange sei man auch in Wien aktiv, zeigt sie sich entschlossen.
Vor Ort war auch Saeedeh Fathabadi. Sie hat selbst erleben müssen, was es bedeutet, wenn das Regime in Teheran mit Aktionen nicht einverstanden ist. Eine Reportage über das Thema "Feminismus und Sport", an der sie arbeitete, passte nicht ins Bild der Machthaber. Dabei war sie 20 Jahre als Journalistin tätig. Für das Magazin Hamshahri Javan leitete sie etwa das Sport-Ressort.

- Saeedeh Fathabadi saß im Iran zwei Monate im Gefängnis.
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Sie landete schließlich in einem berüchtigten Gefängnis: "Eines Nachts wurde mein Haus gestürmt und man hat mich mitgenommen. Zwei Monate lang war ich schließlich im extrem überfüllten Evin-Gefängnis. Mir wurde vorgeworfen, dass ich eine Art Spionin für den Westen sei."
Die Hoffnung lebt weiter
Anhand einer saftigen Zahlung konnte sie schließlich das Gefängnis verlassen. Es war in einer Phase, in der das Regime demonstrativ einige ausgewählte Menschen wieder freigelassen hatte, schildert die Journalistin. Sie wollten anschließend das Land unbedingt verlassen. Darüber entsponnen sich heftige Diskussionen. Ein Richter hat dann entschieden, dass sie den Iran verlassen dürfe.
"Ich bin dann gleich zum Flughafen aufgebrochen. Doch selbst im Flugzeug hatte ich noch Panik, dass doch noch jemand kommt und mich rauszerrt", so Fathabadi. Eine Rückkehr sei ihr nicht mehr möglich. Dabei hat sie noch Familie im Iran. "Ich sorge mich sehr um sie. Vor allem um meinen Bruder. Mir wurde vom Regime auch mitgeteilt, dass ich mich auch im Ausland an gewisse Regeln halten müsse, dann würde ihnen nichts geschehen", so die Journalistin.

- Ebadi tauschte sich im Camp mit einigen Aktivistinnen aus.
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Am Ende des Abends trat Shirin Ebadi unter großem Jubel nochmal an ein provisorisches Rednerpult. Dort richtete sie ein paar Worte an alle Anwesenden. "Ich danke allen hier für ihren Einsatz", so die Nobelpreisträgerin. Anschließend erzählte sie noch von der aktuellen Situation im Iran und betonte, dass die Hoffnung auf ein Ende des Regimes weiter lebe.
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