Von U-Bahn-Bau bis Bäume
So stellt sich Ulli Sima die Zukunft Wiens vor

Laut Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) muss es ein Umdenken beim Bau von Häusern geben. | Foto: Max Spitzauer/RMW
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  • Laut Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) muss es ein Umdenken beim Bau von Häusern geben.
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Entsiegelungen, Verkehrsberuhigung und mehr Grün – Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) über die Herausforderungen des Klimawandels.

WIEN. Die BezirksZeitung feiert heuer ihren 40. Geburtstag. Was sich in den letzen 40 Jahren stadtplanerisch getan hat und wie sich Wien in den nächsten 40 Jahren verändern wird, darüber haben wir mit Planungsstadträtin Ulli Sima gesprochen.

Wie hat sich Wien in den vergangenen 40 Jahren stadtplanerisch verändert?
ULLI SIMA: Als ich vor 19 Jahren in der Politik im Rathaus begonnen habe, waren wir noch eine "sterbende Stadt". Das heißt, die Bevölkerungszahl war rückläufig. Das hat man auch ein bisschen am Flair der Stadt gemerkt. Mit dem Stadtentwicklungsplan im Jahr 2005 hat sich viel verändert. Auf einmal hat es geheißen: 'Wien wächst.' Seither ist das so geblieben, und das spürt man auch an der Dynamik der Stadt. Wenn man sich anschaut, wie viele Leute und ausländische Delegationen sich zum Beispiel die Seestadt oder den Hauptbahnhof ansehen, dann merkt man, dass uns da etliches gelungen ist.

Bereits vor einigen Jahrzehnten hat man sich in der Altgasse eine Fußgängerzone gewünscht. Jetzt wird sie endlich zu einer Begegnungszone. Warum braucht es manchmal etwas länger?
Das kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Seit ich für das Planungs- Ressort verantwortlich bin, haben wir den „Turbo“ eingeschaltet. Mir ist wichtig, dass man nicht wie bei der Reinprechtsdorfer Straße oder bei der Wagramer Straße ewig darüber redet und dann passiert nichts. Jetzt gilt: Wir reden mit den Menschen, wir planen, wir tun und dann kann man sich das Resultat ansehen. Inklusive Ausschreibung, Vergabe und Umsetzung finde ich zwei bis drei Jahre von der Idee bis zur Umsetzung angemessen. Alles andere halte ich wirklich für übertrieben.

Geschäftstreibende aus dem unteren Teil der Neubaugasse haben eine Petition für eine Umgestaltung gestartet. Wie sieht es da aus?
Wir haben aktuell im 7. Bezirk ein großes Projekt laufen, die klimafitte Gestaltung der Bernardgasse. Wir müssen einfach auch unsere Ressourcen ein bisschen einteilen.

Aber das ist ja auch eine Kostenfrage ...
Nein, es geht nur ums Personal. Wir waren im Sommer erstmals so weit, dass wir für unsere Ausschreibungen keine Baufirmen mehr gefunden haben, die sind alle an ihren Kapazitätsgrenzen. Wir haben 55 Radfahrprojekte und zig Platzgestaltungsprojekte am Laufen. Ich versuche, die Projekte gleichmäßig auf die Bezirke zu verteilen, damit nicht ein Bezirk alle Kapazitäten bindet und die anderen einfach nichts mehr bekommen.

Von Stadtentwicklung bis U-Bahn-Bau

Welche Bezirke haben in den nächsten 40 Jahren das größte Potenzial, sich stadtplanerisch zu verändern?
Am stärksten spürt man die Veränderungen in den großen Flächenbezirken – schon alleine deshalb, weil wir dort einfach noch am meisten Platz haben. Im 8. Bezirk werden wir also vielleicht noch mehr begrünen, kühlen und den Verkehr beruhigen, aber dort wird es keine Stadterweiterungsgebiete geben. Selbst neue Straßenbahn-Linien sind dort nicht möglich, denn auf allen großen Straßen fährt schon die Straßenbahn. Das ist natürlich im 21., 22., 23. und auch teilweise im 10. Bezirk noch anders. Aktuell beginnen wir mit dem Stadtentwicklungsgebiet Rothneusiedl, wohin in den 2030er-Jahren auch die U-Bahn fahren soll. Dann planen wir alles im weitesten Sinne rund um die Seestadt. Dort gibt es beispielsweise mit dem Hausfeld und der Berresgasse große Stadtentwicklungsgebiete in U-Bahn-Nähe. Ich denke, dass die Veränderungen dort am stärksten spürbar sein werden.

"Grünfläche zu klein, muss größer werden, Platz muss begrünt werden, mehr Bäume!" - das sind die Prioritäten der Planungsstadträtin. | Foto: Max Spitzauer/RMW
  • "Grünfläche zu klein, muss größer werden, Platz muss begrünt werden, mehr Bäume!" - das sind die Prioritäten der Planungsstadträtin.
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Wie sieht es in puncto Klimawandel aus?
Oberste Priorität haben für mich im öffentlichen Raum die Grünflächen und Bäume. Meine Mitarbeiter können davon ein Lied singen: "Grünfläche zu klein, muss größer werden, Platz muss begrünt werden, mehr Bäume!" Das sind also wirklich meine Prioritäten, weil ich weiß, dass das für ein Wohnumfeld einfach essenziell und wichtig ist.

Häuser, wie in Italien

Weltweit gibt es in Sachen Klimamaßnahmen viele visionäre Ideen. Welche sind die spannendsten?
Ich schaue mir das in anderen Städten immer gerne selbst an. Dabei sieht man: Die anderen kochen auch nur mit Wasser. Beispielsweise baumähnliche Gewächse zu pflanzen, die technisch gesehen keine Bäume sind und daher weniger Platz brauchen: Das machen wir in Wien schon seit Jahren. Wenn mir die Magistratsabteilung sagt "Da geht kein Baum" (weil drunter ein Wasserrohr oder Fernwärmeleitung etc), dann sage ich: "Dann pflanzen wir eine Säulenhainbuche." Die sieht für das Laienauge wie ein Baum aus, ist aber technisch gesehen keiner und wurzelt nicht so tief.

Welche sind die innovativsten Klimamaßnahmen?

Ich glaube, das Innovativste, das wir zurzeit haben, sind unsere Nebelduschen. Sie ermöglichen es den Menschen, sich unmittelbar abzukühlen. Verkehrsberuhigung, Begrünung und Abkühlung in den unterschiedlichsten Formen werden die Maxime der nächsten Jahrzehnte sein. Ich glaube auch, dass wir beginnen werden müssen, Häuser anders zu planen.

Inwiefern?
Wir müssen damit anfangen, unsere Häuser so zu planen, wie es italienische Städte tun: entweder mit vorgelagerten Loggien, damit die Sonne nicht direkt auf den Wohnraum scheint, oder mit Markisen wie in Spanien, die wirklich die Sonne abschirmen. Und mit viel Fassadenbegrünung! Bei uns herrscht immer noch die Tendenz, so zu bauen, wie wir immer schon gebaut haben, und dann kommt eine Klimaanlage rein. Aber das ist genau der falsche Weg.

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